# taz.de -- Protest gegen CSU-Mann Felßner: Dahoam ned Dahoam | |
> Die Aufregung über den Tierrechtsprotest an einem Stall von Günther | |
> Felßner (CSU) ist übertrieben. Ihrer Sache haben die Aktivisten dennoch | |
> geschadet. | |
Bild: Protestaktion von Animal Rebellion gegen Günther Felßner | |
Erst schien die Sache klar zu sein: Aktivisten der Tierrechtsorganisation | |
Animal Rebellion hätten mit ihrer Protestaktion auf dem Hof von [1][Günther | |
Felßner] am Montag klar die Grenzen des Anstands überschritten. Felßner war | |
da noch CSU-Kandidat für das Amt des Bundesagrarministers, jetzt ist er es | |
– angeblich wegen der überschrittenen Grenzen – [2][aber nicht mehr]. Der | |
Landwirt und Präsident des Bayerischen Bauernverbands kritisierte am | |
Dienstag, die Tierrechtler seien in seinen Hof „eingebrochen“, sie hätten | |
„Rauch eingeleitet“ in den Stall, sein „Zuhause“ sei nicht mehr sicher. | |
Seine Frau, die gerade im Gebäude gewesen sei, habe sich bedroht gefühlt. | |
Mit der Aktion begründete Felßner, dass er sich aus dem Rennen um den | |
Ministerposten zurückzieht. | |
Die Empörung war groß. CSU-Chef Markus Söder sagte, die Aktion sei ein | |
„brutaler Angriff auf eine einzelne Person“. Das dürfe nicht ohne Folgen | |
bleiben, mahnte der bayerische Ministerpräsident: „Es muss eine | |
Sonderermittlung geben.“ | |
Tatsächlich waren zwei Aktivisten auf das Dach des Stalls geklettert, um | |
ein Transparent zu befestigen – mit dem Schriftzug: „Kein Tierausbeuter als | |
Agrarminister.“ Doch mittlerweile ist klar: Die Aufregung um den Protest | |
ist trotzdem übertrieben. „Wir waren nicht bei Felßner privat zu Hause, | |
sondern an seinem Arbeitsort, also an seiner Soziosphäre und nicht seiner | |
Privatsphäre“, sagte am Mittwoch der taz Scarlett Treml, die nach eigenen | |
Worten eine der 15 TeilnehmerInnen bei der Aktion war. | |
Tatsächlich liegt der Stall am Ortsrand von Felßners Dorf Günthersbühl in | |
Franken. Er wohnt aber in der Dorfmitte. Laut Google Maps beträgt die | |
Entfernung etwa 400 Meter. Der Bayerische Bauernverband teilte der taz auf | |
Anfrage mit: „Von Wohnhaus war und ist nicht die Rede.“ Hof und Stall lägen | |
aber in Sichtweite zueinander und: „Auf bäuerlichen Betrieben lassen sich | |
Leben und Arbeiten nicht ohne Weiteres trennen.“ | |
## 400 Meter dazwischen | |
Das stimmt grundsätzlich. Aber im konkreten Fall liegen eben doch 400 Meter | |
dazwischen. Man muss schon ein bisschen auf der Straße laufen, um von einem | |
Ort zum anderen zu kommen. Die Tierrechtler haben also nicht Felßners | |
„Zuhause“ angegriffen. | |
Sie haben auch nicht „eingebrochen“. „Einbrechen“ bedeutet laut Duden: | |
„gewaltsam in ein Gebäude, in einen Raum oder Ähnliches eindringen (um | |
etwas zu stehlen)“. „Wir haben keinen Fuß in den Stall gesetzt“, sagt Tr… | |
dazu. Das hat selbst Felßner nicht explizit behauptet, obwohl er von | |
„Einbruch“ gesprochen hat. Nicht einmal Hausfriedensbruch sei das, weil das | |
Grundstück nicht „eingefriedet“ sei etwa durch einen Zaun, eine Mauer oder | |
Hecke, ergänzt Treml. Sie besteht auch darauf, dass die Aktivisten „total | |
friedlich“ gewesen seien. | |
## Martialischer Eindruck | |
Unstrittig ist aber, dass die Tierrechtler auf dem Dach des Stalls waren, | |
dass sie teils vermummt waren, Bengalos zündeten und das Transparent am | |
Gebäude befestigten. | |
Man kann sich vorstellen, dass das – zumal auf dem Land – bedrohlich wirken | |
kann. Vermummung, [3][Bengalos] – das erzeugt einen martialischen Eindruck, | |
der nicht in eine politische Auseinandersetzung gehört. So dürften die | |
Tierrechtler viel Sympathie im Publikum verspielt haben. Das nützt eher | |
Felßner und seiner Lobby als den Tieren. | |
Dass Felßner seine Bewerbung als Minister zurückgezogen hat, liegt aber | |
wahrscheinlich nicht an den Tierrechtlern. Selbst wenn er das Gegenteil | |
behauptet. Auch Animal Rebellion hält diese Begründung für „vorgeschoben�… | |
„Vielmehr hat unsere Aktion ihm nun eine Exitmöglichkeit serviert, da der | |
Druck auf die künftige Koalition mit ihm als Agrarminister enorm hoch war“, | |
schreibt die Organisation. Das ist durchaus plausibel. Denn schon vor der | |
Aktion hatte es Berichte gegeben, dass sein Rückhalt in der | |
CSU-Landesgruppe im Bundestag bröckelte. Er ist ja in der Partei eigentlich | |
nur ein Kommunalpolitiker und hat keine Regierungserfahrung. Zudem dürfte | |
spätestens nach [4][den Onlinepetitionen gegen seine Kandidatur] auch in | |
der Union klar sein, dass ein verurteilter Umweltsünder als Agrarminister | |
zu angreifbar ist. Immerhin hat ein Gericht den Milchbauern 2018 zu einer | |
Geldstrafe verurteilt: wegen Boden- und Gewässerverunreinigung. | |
27 Mar 2025 | |
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## AUTOREN | |
Jost Maurin | |
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