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# taz.de -- Klage gegen RWE: Klimaprozess in entscheidender Phase
> Ein peruanischer Bergführer will Geld von RWE, weil der Konzern die Erde
> aufgeheizt hat. Der Fall könnte am Mittwoch eine wichtige Wendung nehmen.
Bild: Bei der ersten Anhörung: Unterstützung für Bergbauer Saul Luciano Lliu…
Hamm taz | Am Mittwoch findet vor dem Oberlandesgericht Hamm der
möglicherweise entscheidende Verhandlungstag des Prozesses zwischen [1][dem
Peruaner Saúl Luciano Lliuya] und RWE statt. Lliuya verklagt RWE, weil sein
Haus im peruanischen Huaraz [2][von einem wachsenden Gletschersee bedroht]
ist.
Der See wächst, weil ein Andengletscher aufgrund der Erderhitzung in den
See schmilzt. Dafür macht Lliuya unter anderem RWE verantwortlich und
verlangt, dass sich der Energiekonzern an Schutzmaßnahmen beteiligt.
In der Verhandlung am Mittwoch wird es darum gehen, wie groß das Risiko
einer Überschwemmung für Lliuyas Haus ist. Bereits am Montag hatte das
Gericht unter Vorsitz des Richters Rolf Meyer den Sachverständigen Rolf
Katzenbach befragt, der zu der Frage ein Gutachten geschrieben hatte.
Katzenbach, Professor für Geotechnik an der Technischen Universität
Darmstadt, bezifferte das Risiko in den nächsten 30 Jahren auf 1 bis 3
Prozent. Grund sei, dass ein ausreichend großer Eis- oder Felssturz in den
See beinahe ausgeschlossen ist. Außerdem könnten die Behörden in Peru den
Wasserstand des Sees im Fall eines gefährlichen Pegels senken.
## Sachverständiger umstritten
„Für uns ist klar geworden, wie der Sachverständige denkt“, sagt Francesca
Mascha Klein, Rechtsreferentin bei Germanwatch. Die NGO unterstützt Lliuya.
Katzenbach schließe von vergangenen Ereignissen auf die Zukunft. „Aber der
Klimawandel beschleunigt die Schmelze des Gletschers und des Permafrosts“,
sagt Klein, deswegen müsse man andere Methoden verwenden. In ihrem
Gutachten kommt die Klägerseite auf ein Risiko von mindestens 30 Prozent.
Geschrieben wurde dieses Gutachten von BGC Engineering, einer angesehenen
Beraterfirma für Bauvorhaben unter anderem in Gebirgen. Sie verwenden
Satellitenbilder für ihre Modellierungen, die auch Katzenbach für
glaubwürdig hält.
Er bezweifelt aber, dass die Risikoberechnung so funktioniert, wie BGC sie
vornimmt: BGC schließt von Felsstürzen in anderen Gebieten, unter anderem
in den Alpen, auf die Gefahr für den Gletschersee über Huaraz. Das sei, wie
Äpfel mit Birnen zu vergleichen, sagt Katzenbach, die Berechnungen müssten
„ortskonkret“ sein. Lukas Arenson, BGC-Experte, sagt, das seien sie auch,
die BGC-Methoden seien der neueste Stand der Technik.
## Richter wies RWE zu Anfang zurecht
Germanwatch-Rechtsreferentin Klein bezweifelt außerdem, dass die Behörden
den Pegel des Gletschersees ausreichend steuern können. Er schwanke so
extrem, „dafür braucht es eine technische Lösung“. An der Finanzierung der
neuen Technik müsse sich dann aber RWE beteiligen – darum geht es ja im
Prozess.
Zu Beginn der Verhandlung am Montag hatte Richter Meyer klargestellt, dass
das Gericht weiterhin der Meinung ist, RWE könne für seinen Anteil an der
Erderhitzung zur Verantwortung gezogen werden. Das RWE-Argument, bei einer
Verurteilung könne jede*r Autofahrer*in ebenfalls verklagt werden, sei
falsch, schließlich habe RWE ein Vielfaches an CO2 ausgestoßen.
„Im Prinzip haben wir schon gewonnen“, sagte Anwältin Roda Verheyen, die
Lliuya vertritt. Ob RWE tatsächlich bezahlen muss, hängt davon ab, ob das
Gericht das Risiko für eine Überschwemmung als hoch genug ansieht.
1941 war Huaraz durch eine Schlammlawine aus dem Gletschersee vollständig
zerstört worden, Tausende starben. Die neue natürliche Begrenzung des Sees
sowie die errichteten Schutzwälle sind aber deutlich standfester als
damals, da sind sich die Sachverständigen aller Seiten einig. Trotzdem,
sagte Lliuya am Montag, kämpfe er nicht für sich, sondern auch für 50.000
andere.
18 Mar 2025
## LINKS
[1] /Ein-Bauer-gegen-RWE/!6075911
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## AUTOREN
Jonas Waack
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