# taz.de -- Nationalisten in Rumänien: Die Putschpläne des Ex-Generals | |
> Radu Theodoru ist 101 Jahre alt und soll Kontakte zu einer Gruppe haben, | |
> die die rumänische Regierung stürzen wollte. | |
Bild: Radu Theodoru: der 101 Jahre alte Generalmajor im Ruhestand | |
Holocaustleugner, Geschichtsrevisionist und bereits in der Jugend Mitglied | |
einer faschistischen Organisation: Dennoch konnte der rumänische | |
Luftwaffengeneral Radu Theodoru 101 Jahre alt werden, bevor sich die Justiz | |
seiner annahm: Anfang März durchsuchten Behörden seine Wohnung in Grădişte, | |
um verfassungsfeindliche Schriften zu beschlagnahmen. Zum Verhängnis waren | |
ihm enge Kontakte zu einer Gruppe geworden, die einen Staatsstreich geplant | |
haben soll. | |
Die Gruppe soll zudem geplant haben, den Landesnamen Rumänien in Getien zu | |
ändern. In der nationalistischen Geschichtsschreibung werden die antiken | |
Geten als Vorfahren der heutigen Rumänen beschrieben, die den Raum vom | |
Dnjestr bis zur Theiß besiedelt hatten. Wissenschaftlich ist das mindestens | |
umstritten. Dennoch fordern Theodoru und seine Gesinnungsgenossen daran | |
anknüpfend ein ethnisch homogenes Großrumänien. | |
Dass Theodoru entsprechende Fantasien hat, ist nicht neu. Bereits 1990 | |
wurde der General Mitglied der Großrumänischen Partei. Seine gegen die | |
ungarische und jüdische Minderheit gerichteten Artikel veröffentlichte er | |
vorwiegend in der parteinahen Zeitschrift România Mare (Großrumänien). | |
Später fanden sie auch Eingang in seine auflagenstarken Bücher. Was für | |
Botschaften diese Bücher enthalten, erschließt sich bereits aus den | |
jeweiligen Titeln: Der Hungarismus heute – ein paranoider Brandherd der | |
Instabilität in Mitteleuropa (1996); Der zionistische Nazismus (1998); Die | |
Auferstehung Judas; Rumänien als Freiwild; Die Nachkommen Attilas (alle | |
2000); Gab es oder gab es keinen Holocaust? (2004). | |
Im Abschlussbericht der Internationalen Kommission zur Erforschung des | |
rumänischen Holocaust wird der Verfasser dieser Hetzschriften zu Recht als | |
„integraler Holocaustleugner“ beschrieben. In seinen Büchern zitiert | |
Theodoru sowohl aus der klassischen antisemitischen Literatur als auch aus | |
den geschichtsrevisionistischen Werken international bekannter | |
Holocaustleugner und bauscht deren Thesen zusätzlich auf. Es ist nicht | |
verwunderlich, wenn er sich für die Rehabilitierung des [1][für den | |
rumänischen Holocaust verantwortlichen faschistischen Militärdiktators und | |
Hitlerverbündeten Ion Antonescu] einsetzt. Die Hinrichtung Antonescus als | |
Kriegsverbrecher nennt er das Ergebnis einer jüdischen Verschwörung. Ebenso | |
die Hinrichtung des national-kommunistischen Machthabers Nicolae Ceaușescu. | |
Theodoru hat zeit seines Lebens ultranationalistische Auffassungen | |
vertreten und verbreitet. Bereits als Schüler eines Temeswarer Gymnasiums | |
war er Mitglied der sogenannten Kreuzbruderschaften, der Jugendorganisation | |
der rumänischen Faschistenbewegung, bekannt unter dem Namen Legion des | |
Erzengels Michael. Aus Archivunterlagen ist bekannt, dass er 1941 an einem | |
von den Legionären organisierten Aufstand beteiligt war, der darauf | |
abzielte, Antonescu zu entmachten. Während der Rebellion, die letztendlich | |
niedergeschlagen wurde, fand in Bukarest einer der grausamsten Pogrome | |
statt. Viele Juden wurden ins Schlachthaus gebracht und an Fleischerhaken | |
aufgehängt. | |
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in Rumänien ein Regime nach | |
stalinistischem Vorbild errichtet. Als junger Offizier und Debütant | |
lieferte Theodoru seinen literarischen Obolus und verfasste Lobeshymnen auf | |
die kommunistische Partei. Erstmals äußerte er sich in einem Aufsatz im | |
Jahr 1958 öffentlich antisemitisch: Darin griff er einen jüdischen Autor | |
harsch verbal an. | |
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Textes stand, dass | |
Radu Theodoru verhaftet wurde. Das ist nicht korrekt und wurde nachträglich | |
korrigiert. | |
17 Mar 2025 | |
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## AUTOREN | |
William Totok | |
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