# taz.de -- Institut für medizinische Informatik: Hier lernt Doktor KI, die k�… | |
> Am Institut für medizinische Informatik der Uni Lübeck trainiert ein | |
> Forscherteam künstliche Intelligenz: Sie soll Mediziner*innen | |
> unterstützen. | |
Bild: KI ist Menschen bei der Erkennung subtiler Muster überlegen: medizinisch… | |
Lübeck taz | Zappeln kann ein Zeichen für Gesundheit sein. Nämlich dann, | |
wenn ein knapp ein halbes Jahr altes Baby „Fidgety Movements“ macht, | |
leicht rotierende Bewegungen mit Hals, Gliedmaßen und Rumpf. Die meisten | |
Babys machen diese Bewegungen. Aber bei einigen fehlen sie, und dann haben | |
sie mit einer hohen Wahrscheinlichkeit eine neurologische Funktionsstörung. | |
Diese Babys brauchen eine Therapie – wenn die Störung denn rechtzeitig | |
erkannt wird. | |
Die meisten Kinderärzt*innen können die Fidgety Movements nicht lesen. | |
Weil sie sehr subtil sind, braucht es dafür eine spezielle Ausbildung. Eine | |
[1][spezialisierte KI] absolviert sie nun. Mit sehr sensiblen Kameras und | |
Sensoren am Körper beobachtete sie die Bewegungsmuster von 200 Babys mit | |
oder ohne Fidgety Movements. Bei jedem Baby lernt sie etwas dazu. | |
Kinderärzt*innen und Mitarbeiter*innen des Instituts für | |
Medizinische Informatik der Uni Lübeck arbeiten in dem Projekt zusammen. Es | |
gehört zu dem neuen Forschungsbereichs „[2][KI für Assistive | |
Gesundheitstechnologien“], den es seit Juni 2024 am Deutschen | |
Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz gibt. Der Forschungsbereich | |
vereint 20 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen | |
Disziplinen, vor allem aus der Informatik und Medizin. Ihr Leiter, der | |
Medizininformatiker Marcin Grzegorzek, versteht sich als Vermittler und | |
Übersetzer zwischen den Fachgebieten – auch im wörtlichen Sinn: „Was wir … | |
der Informatik Genauigkeit nennen, heißt zum Beispiel in der Medizin | |
Spezifität oder Sensitivität.“ | |
## Eine App für Kinderärzt*innen | |
Geforscht wird für vier Bereiche: die Diagnostik und die Therapie bei | |
Menschen, die erkrankt sind, die Pflege alter oder erkrankter Menschen und | |
die Prävention, also die Verhütung von Krankheit bei Gesunden. Hier | |
arbeiten die Forschenden zum Beispiel an personalisierter Ernährung, also | |
der Vorbeugung oder Heilung von Krankheiten durch eine spezielle Diät. | |
Wie viel Einfluss gerade das Essen auf die Gesundheit hat, erfuhr | |
Grzegorzek am eigenen Leib. Er litt unter einer nichtalkoholischen | |
Fettleber. Als Medikamente keine Heilung brachten, maß er zwei Wochen lang | |
seinen Blutzucker und stellte fest, dass er auf Kohlenhydrate extrem stark | |
reagierte. „Ich stellte meine Ernährung um, und nach drei Monaten war die | |
Fettleber geheilt“, sagt er. So könnte personalisierte Medizin mit | |
KI-Unterstützung zum Beispiel eine Neigung zu Diabetes erkennen, lange | |
bevor die Krankheit auftritt, und durch eine angepasste Ernährung ihren | |
Ausbruch verhindern. | |
Prävention sei wichtig, sagt Grzegorzek. „Aber ich bin für das | |
Gesundheitssystem nicht interessant, wenn ich keine konkrete Krankheit | |
habe. Für uns dagegen schon.“ In Forschungsprojekten analysieren die | |
Wissenschaftler*innen des Bereichs bei Probanden eine bestimmte Frage, | |
zum Beispiel die Bewegungen der Babys mit und ohne Fidgety Movements. | |
Sie anonymisieren deren Daten und gewinnen daraus einen überindividuellen | |
Sinn. Dann werden die Daten für Grundlagenforschung oder angewandte | |
Forschung genutzt und schließlich an Unternehmen gegeben, die sie von | |
Anfang an begleitet haben, weiterentwickeln und vermarkten. Sie machen dann | |
zum Beispiel aus der KI mit den Bewegungsdaten der Babys [3][eine App], die | |
sich Kinderärzt*innen herunterladen können – damit sie eines Tages alle | |
Babys bei einer U-Untersuchung testen kann. | |
8 Jun 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Kuenstliche-Intelligenz-in-der-Medizin/!6081229 | |
[2] https://www.dfki.de/web/forschung/forschungsbereiche/ki-fuer-assistive-gesu… | |
[3] /Auf-KI-ist-noch-kein-Verlass/!6089801 | |
## AUTOREN | |
Friederike Grabitz | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Künstliche Intelligenz | |
Diagnose | |
Medizin | |
Gesundheit | |
Krankheit | |
Lübeck | |
Hannover | |
Zukunft | |
Zukunft | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Künstliche Intelligenz in der Medizin: Ambivalente Datenmassen | |
KI in der Medizin ist überlegen, wenn es um winzige Abweichungen geht. Aber | |
ihr Einsatz kann auch zu weit gehen. Zwei KI-Projekte in Kiel und Hannover. | |
Weniger künstliche Intelligenz ist mehr: Es muss nicht überall KI rein | |
Künstliche Intelligenz ist die nächste große Umweltgefahr. Wer ihre | |
schädlichen Auswirkungen verhindern will, sollte sich jetzt große Fragen | |
stellen. | |
KI in der Medizin: Für Körper, Kopf und Herz | |
Bereits heute kann künstliche Intelligenz die medizinische Behandlung | |
unterstützen und sogar Leben retten. Drei Beispiele aus der Praxis. |