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# taz.de -- Aktivist:innen besetzen Autobahn: Baggerblockade gegen Autobahnausb…
> Klimaaktivist:innen blockierten eine Baustelle auf der Bundesstraße
> 404 bei Kiel. Sie soll zur umstrittenen Autobahn A21 ausgebaut werden.
Bild: Radlader, ein Bagger und eine Walze wurden von den Aktivist:innen besetzt
Hamburg taz | Es war ein ungewöhnlicher Start in die Arbeitswoche für die
Bauarbeitenden auf der Bundesstraße 404 bei Klein Barkau, südlich von Kiel.
Am frühen Montagmorgen blockierten Aktivist:innen der
TurboKlimaKampfGruppe Kiel (TKKG) ihre Baustelle, um [1][gegen den Ausbau
der Straße zur Autobahn] zu protestieren.
Acht Personen besetzten einen Radlader, einen Bagger und eine Walze. Vier
Menschen seilten sich von einer Brücke ab und spannten ein Transparent mit
der Aufschrift [2][„ÖPNV für alle & umsonst“] auf.
Durch die Aktion konnten die Bauarbeiter erst einige Stunden später als
geplant mit der Arbeit beginnen. „Soweit ich weiß, sind sie dann Kaffee
trinken gegangen“, sagt Frieda von TKKG, die nicht bei der Aktion dabei
war, aber für die Gruppe spricht. Die Gruppe hoffe, dass die Arbeitenden
einen angenehmen Morgen hatten, sagt Frieda.
Die Polizei räumte die Blockade nach wenigen Stunden zwischen 9 und 10 Uhr
vormittags. Zuvor seien die Aktivist:innen mehrmaligen Aufforderungen,
die Baustelle zu verlassen, nicht nachgekommen, sagte eine
Polizeisprecherin. Bei der Räumung hätten sie aber keinen Widerstand
geleistet. Für die Räumung der Personen auf der Brücke sperrten die Beamten
nach eigenen Angaben den Verkehr für etwa eine Viertelstunde.
## Blockade richtete sich nicht gegen Autofahrende
Die Bundesstraße soll ausgebaut werden, um die Nord-Süd-Verbindung der A 21
zu verlängern, die bisher einige Kilometer südlich von Kiel endet. Im
Bereich der aktuellen Baumaßnahme ist sie zweispurig. Gebaut wird nur auf
einer Spur. Bis die Polizei diese Spur sperrte, um die Aktivist:innen
zu räumen, waren Autofahrende daher von der Blockade nicht betroffen.
Das sei Absicht gewesen, sagt Frieda von TKKG. „Wir waren wegen der
Baustelle da“, sagt die Aktivistin. Die Gruppe habe mit der Aktion gegen
den [3][Ausbau der Bundesstraße zur Autobahn A21] protestieren wollen.
Deshalb hätten sie sich bewusst auf die Baustelle konzentriert, statt
Autofahrende zu blockieren. „Wir finden nicht, dass Autobahnen bauen
heutzutage zukunftsfähig ist“, sagt Frieda, „in Zeiten der Klimakrise ist
es ökologisch Quatsch und gerechtigkeitsmäßig unmöglich, weiter den
Individualverkehr zu fördern, statt Bus, Bahn und Fahrrad.“
Der Ausbau der A21 ist seit Jahrzehnten geplant. Derzeit ist sie rund 56
Kilometer lang. Sie soll einmal östlich an Hamburg vorbei von Kiel im
Norden bis zur A39 bei Lüneburg im Süden führen. Durch den Ausbau der B404
zur A21 als Ostumfahrung Hamburgs soll die A1 entlastet werden, so die
Autobahn GmbH des Bundes. Der Bau des Abschnitts südlich von Kiel läuft
seit 2017. Seit 2019 ist die Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau
GmbH (Deges) mit dem Bau beauftragt.
Den ursprünglich ebenfalls geplanten Ausbau der B202 zur „Südspange Kiel“
hat das Unternehmen nach einem Gutachten Ende vergangenen Jahres wegen
Zweifeln an der Klimawirkung und stark gestiegener Kosten zunächst
zurückgestellt. Seitdem priorisiert die Deges den Ausbau der A21. Der
[4][Ausbau sei nötig, um die vielbefahrene B76 zu entlasten und Kiel besser
erreichbar zu machen].
## Ausbau der Bundesstraße zur A21 ist umstritten
Die B404 ist stellenweise bereits als vierspurige Bundesstraße ausgebaut,
für den Anschluss an die Autobahn A21 sind jedoch noch weitere Bauarbeiten
erforderlich. Die geplante Fertigstellung des Abschnitts hat sich mehrfach
verzögert. Nach derzeitigem Stand soll die A21 bei Kiel Mitte 2026
fertiggestellt sein und dann bis in die Stadt hineinführen.
Der Ausbau der A21 ist umstritten. Kritik kommt nicht nur von den
Klimaaktivist:innen von TKKG. Niklas Hielscher vom Bündnis „Vorfahrt
für den Klimagürtel“, dem rund 20 Kieler Organisationen angehören, hält d…
Ausbau zur Autobahn auch aus verkehrstechnischen Gründen nicht für zwingend
notwendig. „Es könnte auch eine vierspurige Bundesstraße bleiben“, sagt
Hielscher. Die einzige enge Stelle auf der Strecke sei die Brücke über die
Bahnlinie Kiel-Hamburg.
Es sei auch möglich, die Straße punktuell auszubauen, ohne sie direkt zu
einer Autobahn zu machen. „Die Planungen sind überdimensioniert und
ökologisch bedenklich“, so Hielscher. Das Bündnis kritisiert den Ausbau zur
Autobahn auch deshalb, weil dafür eine Ausweichstrecke gebaut werden muss.
Das liegt daran, dass für [5][Autobahnen] andere Regeln gelten als für
Bundesstraßen. Zum Beispiel sind Autobahnen breiter und Fahrzeuge, die
langsamer als 60 Stundenkilometer fahren können, dürfen nicht auf die
Autobahn, wie in der Regel Linienbusse oder kleine Traktoren. Wenn die
Bundesstraße 404 zur Autobahn ausgebaut wird, braucht sie deshalb eine
Ausweichstrecke. Diese Umgehungsstraße würde durch den Kieler Grüngürtel
führen, ein teilweise unter Naturschutz stehendes Gebiet im Süden der
Stadt.
Dadurch würden Teile eines Naherholungsgebiets mit Kleingärten und einem
Wanderweg zerstört, kritisiert Hielscher. „Außerdem bedeutet die
Nebenstrecke eine zusätzliche Bodenversiegelung“, sagt er. Das Bündnis
kritisiert zudem, dass aus der Planung der Deges noch nicht hervorgeht, wie
das Autobahnende in der Stadt aussehen soll. Das Bündnis fordert deshalb,
den Ausbau zu stoppen.
Die Aktivist:innen von TKKG, die am Montagmorgen die Baustelle
blockiert hatten, sind nach erkennungsdienstlichen Maßnahmen auf der
Polizeiwache in Plön am Mittag wieder entlassen worden. Wie die
Polizeidirektion Kiel mitteilte, hat die zuständige Ermittlungsbehörde
gegen sie Strafanzeige wegen des Verdachts der Nötigung gestellt. Allen
zwölf Aktivist:innen gehe es gut, sagt Frieda von TKKG.
10 Mar 2025
## LINKS
[1] /Studie-ueber-Autobahnausbau/!6017919
[2] /Protest-gegen-Bau-der-A-100-in-Berlin/!5917062
[3] /Umfrage-zum-Bau-von-Autobahnen/!5773058
[4] https://www.deges.de/projekte/projekt/a-21-ausbau-der-b-404-zur-bundesautob…
[5] /Historiker-ueber-Autobahn-Mythos/!5958300
## AUTOREN
Amira Klute
## TAGS
Autobahnbau
Verkehrswende
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