# taz.de -- Hanau-Gedenken in Berlin: Yallah, Yallah Widerstand – auch nach f… | |
> In Berlin-Neukölln gedenken Tausende dem rechten Terroranschlag in Hanau | |
> am 19. Februar 2020. Die Polizei begleitet die Demo auffällig restriktiv. | |
Bild: Demonstrierende haben eine Antwort auf die rechte Politik | |
Berlin taz | Tausende Menschen drängen sich am Mittwochabend in den | |
Innenhof des Sonnen-Centers im Süden von Berlin-Neukölln, um [1][den Opfern | |
des rassistischen Anschlags in Hanau fünf Jahre nach der Tat am 19. Februar | |
2020] zu gedenken. Bei Minusgraden steht das überwiegend junge und vielfach | |
migrantisch geprägte Publikum, eingepackt in Wintermäntel und Kufiyas, | |
dicht an dicht vor dem Eingang zur High-Deck-Siedlung und lauscht | |
türkischer Musik. | |
Der Ort sei bewusst gewählt, erklärt eine Sprecherin der | |
Organisator*innen der taz. Insbesondere Süd-Neukölln und die | |
Siedlungen dort würden immer wieder kriminalisiert. Mit der Kundgebung | |
wolle man gezielt die dort lebenden, vielfach marginalisierten und von | |
Armut betroffenen Menschen einbeziehen. Die High-Deck-Siedlung im weit | |
weniger hippen Südteil Neuköllns [2][war immer wieder Gegenstand | |
rassistisch aufgeladener Debatten], etwa nach den Ausschreitungen in der | |
Berliner Silvesternacht 2022. | |
Zu dem „antirassistischen Kampftag“ aufgerufen hatte die Berliner | |
Ortsgruppe der Migrantifa, einem bundesweiten Netzwerk, das sich nach dem | |
Anschlag in Hanau gründete, um explizit migrantisch geprägte | |
antifaschistische Strukturen aufzubauen. Neben Berlin fanden am Mittwoch | |
auch in weiteren Städten Proteste statt. | |
An den Bäumen hängen Bilder der zehn Opfer des Anschlags, die mit | |
Lichterketten beleuchtet werden. Ein Redner liest ihre Biografien vor – sie | |
alle enden am 19. Februar 2020 in Hanau. Es folgt eine Schweigeminute, dann | |
legen die Demonstrant*innen Blumen nieder und zünden Kerzen an. | |
## Palästina-Fahnen von Balkonen | |
Um kurz vor 8 und damit eine Dreiviertelstunde später als geplant setzt | |
sich schließlich ein Demozug in Bewegung. Die Menge zieht die Sonnenallee | |
hinunter, Richtung Karl-Marx-Platz. Angeführt wird der Zug von einem Block, | |
der große, leuchtende Buchstaben in die Höhe hält, die die Parole „Yallah | |
Resistance“ ergeben. Auf Schildern, eingerahmt von flackernden | |
Lichterketten, stehen die Namen derjenigen, die in Deutschland Opfer | |
rassistischer Morde wurden. | |
Immer wieder richtet sich die Wut der Demonstrant*innen gegen die | |
Polizei: „Wo wart ihr in Hanau?“, rufen sie – und wiederholen damit die | |
seit Jahren vorgetragene Anklage des behördlichen Versagens durch | |
Angehörige der Opfer, etwa, weil der Notruf in der Nacht des Anschlags | |
nicht besetzt war. Bis heute haben die Behörden keine Fehler eingeräumt. | |
Stattdessen droht fünf Jahre nach dem Anschlag die Verjährung der Taten. | |
Während der Demozug die Sonnenallee entlangzieht, performen auf dem | |
vorausfahrenden Lautsprecherwagen Neuköllner Rapperinnen. Einige von ihnen | |
sind in der High-Deck-Siedlung aufgewachsen. An den Hausfassaden nahe der | |
Grenzallee werden metergroß die Bilder der Opfer projiziert, dazu die | |
Parole: „Erinnern heißt kämpfen.“ Von Balkonen entlang der Route schwenken | |
Menschen Kufiyas und Palästina-Flaggen – die Demonstrantinnen reagieren mit | |
lautem Jubel. | |
Bis zum S-Bahnhof Sonnenallee verläuft die Demonstration weitgehend ruhig. | |
Doch in Nordneukölln angekommen, wo auch die Straßenführung enger wird, | |
verhält sich die Polizei restriktiver. Immer wieder versucht sie, nicht nur | |
auf dem Gehweg neben der Demo herzugehen, sondern auch einzelne Blöcke auf | |
der Straße im Spalier zu begleiten. „Ganz Berlin hasst die Polizei“ und | |
„Whose Streets, Our Streets“ rufen die Demonstrierenden. Wiederholt stoppt | |
der Zug, weil Beamt*innen einzelne Protestierende aus der Demo ziehen. | |
Zur größeren Eskalation kommt es nicht. | |
20 Feb 2025 | |
## LINKS | |
[1] /5-Jahrestag-des-Anschlags/!6067170 | |
[2] /Fuer-Silvester-auf-den-Polenmarkt/!5981220 | |
## AUTOREN | |
Lilly Schröder | |
Timm Kühn | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Rechter Anschlag in Hanau | |
Migrantifa | |
Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus | |
Antirassismus | |
Berlin-Neukölln | |
Polizei Berlin | |
Schwerpunkt Rechter Anschlag in Hanau | |
Migrantifa | |
Schwerpunkt Rechter Anschlag in Hanau | |
Opfer rechter Gewalt | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Brief zu Hanau: Viel Solidarität für Emiş Gürbüz | |
222 Kulturschaffende fordern eine Entschuldigung von der Hanauer | |
Rathaus-Koalition. Diese hatte die Mutter eines der Opfer harsch | |
kritisiert. | |
Bewegungstermine in Berlin: Endspurt im Antira-Wahlkampf | |
Der Bundestagswahlkampf hat Rassismus normalisiert. Vor den Wahlen finden | |
zahlreiche antifaschistische Veranstaltungen statt. | |
5 Jahre nach dem Attentat von Hanau: Erinnern als leere Geste | |
Vor fünf Jahren ermordete ein Rassist neun Menschen in Hanau. Fünf Jahre, | |
in denen viel versäumt wurde und die Hinterbliebenen alleingelassen wurden. | |
Straftaten von rechts: Viele rechte Morde nicht erfasst | |
Seit 1990 wurden 87 Tötungsdelikte offiziell als rechtsmotiviert anerkannt. | |
Die Liste sei unvollständig, kritisieren die Linke und Opferverbände. |