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# taz.de -- Streik bei BSR, Vivantes, Charité & Co.: Geräumt wird trotzdem
> Der Winterräumdienst läuft weiter, während Teile des öffentlichen
> Dienstes in Berlin streiken. Überschattet wird der Tag von der
> Amoknachricht aus München.
Bild: Wenn mein starker Arm es will: Demonstration zum Verdi-Tarifstreik am Don…
Berlin taz | Nein, Berlin ist nicht Paris. Aber in dieser Woche kann es die
deutsche Hauptstadt in Sachen Streiks durchaus mit Frankreich aufnehmen.
Legten erst am Montag [1][die Beschäftigten der BVG] ihre Arbeit nieder,
zieht am Donnerstag der öffentliche Dienst nach. Vor dem Hintergrund des
Tarifstreiks zwischen den kommunalen Arbeitgeberverbänden VKA und den
Gewerkschaften, hat Verdi die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes
[2][zu einem zweitägigen Warnstreik aufgerufen].
Kurz vor 10 Uhr versammeln sich am Donnerstag rund 2.500 Menschen in
leuchtenden Warnwesten vor einer großen Bühne auf der Wilhelmstraße in
Mitte, direkt neben dem Bundesfinanzministerium. Sie arbeiten bei Vivantes
und Charité, der BSR, den Bäder- und Wasserbetrieben, dem Studierendenwerk.
Die klirrende Kälte scheint den Streikenden wenig anzuhaben. „Wir arbeiten
ja auch sonst bei Wind und Wetter“, sagt ein BSR-Mitarbeiter zur taz, der
seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. „Die Gehälter entsprechen
einfach nicht den harten Arbeitsbedingungen“, so der bärtige Mittfünfziger
mit flatterndem Verdi-Fähnchen in der Hand weiter.
Das steht auch für seinen Kollegen Carlos Seefeldt fest, der zusammen mit
Anja Vogt von Verdi den Demo-Auftakt auf der Bühne macht, bevor die
Versammelten weiter zur Geschäftsstelle der VKA am Spittelmarkt ziehen:
„Unser Ziel ist klar: mehr Geld, mehr Zeit, meine Wahl.“ Zustimmender Jubel
und laute „Jawoll“-Rufe. Die Botschaft ist unüberhörbar. Dass sie in den
Chefetagen des Bundesfinanzministeriums ankommen wird, darf bezweifelt
werden.
## Notfallbetrieb in den Krankenhäusern
Lukas Wiedmann arbeitet als Fachkrankenpfleger in der Notaufnahme des
Vivantes Klinikum Am Urban. Seit 5 Uhr steht er mit Kolleg*innen der
Frühschicht vor dem Kreuzberger Krankenhaus an einem Streikposten. Er sagt:
„Von der Politik erwarten wir nichts.“ Und mit Blick auf die Kassen von
Bund und Ländern: „Die Kassen sind nicht leer, nur haben wir davon nichts,
außer noch mehr Arbeit.“
Ungefähr 50 Pfleger*innen des Klinikums beteiligen sich am Streik, ein
Notfallbetrieb wurde eingerichtet, sagt Wiedmann. „Die Versorgung muss
natürlich weiterlaufen.“ Wie es von der Charité heißt, werden planbare,
nicht dringende Eingriffe verschoben. Zeitkritische Tumoroperationen,
Transplantationen, Operationen von Kindern, die Versorgung von Patienten
mit Schlaganfall, Herzinfarkten und anderen Notfällen werden aber
durchgeführt.
Dass eine funktionierende Daseinsvorsorge überlebenswichtig ist, zeigt sich
auch an anderer Stelle: Hunderte Beschäftigte der BSR müssen angesichts der
anhaltenden Schneefälle auf die Straße – um zu arbeiten, nicht um zu
streiken. Der Winterdienst werde „in voller Stärke“ durchgezogen, sagt
Stefan Bornost, der zuständige Gewerkschaftssekretär für Abfallwirtschaft.
Rest- und Bioguttonnen bleiben indes ungeleert. Aber daran sind
Berliner*innen ja gewöhnt.
Bei den bundesweiten Verhandlungen [3][fordert Verdi von Bund und Kommunen
unter anderem acht Prozent mehr Lohn], mindestens aber 350 Euro mehr pro
Monat, dazu höhere Zuschläge für Schichtarbeit und zusätzliche freie Tage.
Die Fronten zwischen Verdi und VKA sind verhärtet. Die nächste
Tarifverhandlungsrunde im öffentlichen Dienst ist für kommenden Montag und
Dienstag angesetzt.
Überschattet wird die Demonstration der Gewerkschaft in Berlin von der
mutmaßlichen Amokfahrt in München. Noch auf dem Weg zum VKA kommt die
Nachricht aus der bayerischen Landeshauptstadt, [4][dass ein Auto in einen
dortigen Demonstrationszug von Verdi gerast ist] und nach Behördenangaben
mindestens 28 Menschen verletzt hat.
Verdi reagiert umgehend und sagt die geplante Abschlusskundgebung mit
Rednern und Musik am Spittelmarkt ab. „Niemand ist jetzt in der Stimmung,
kämpferische Reden zu halten“, so Verdi-Sprecher Kalle Kunkel.
13 Feb 2025
## LINKS
[1] /Warnstreik-bei-der-BVG/!6065083
[2] /Streik-im-oeffentlichen-Dienst/!6065394
[3] /Warnstreiks-in-Berlin/!6067895
[4] /Auto-rast-in-Demonstration-in-Muenchen/!6069468
## AUTOREN
Nina Schieben
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