# taz.de -- Bundestagswahl 2025: Was die Parteien in der Medienpolitik versprec… | |
> Social Media, öffentlich-rechtlicher Rundfunk und Desinformation – wie | |
> positionieren sich die Parteien vor der Wahl? Ein Blick in die Programme. | |
Bild: Aus Altpapier werden Wahlzettel hergestellt – die Zukunft ist digital | |
## Presseverständnis: AfD gegen alle? | |
Alle Parteien bekennen sich in ihren Programmen zur Presse- und zur | |
Meinungsfreiheit. Doch haben sie unterschiedliche Vorstellungen davon. | |
Die SPD bezeichnet freie, vielfältige Medien als „Fundament der Demokratie“ | |
und will deshalb lokale und regionale Medien fördern. Die Grünen verstehen | |
Pressefreiheit vor allem als Teil der Außen- und Sicherheitspolitik, sie | |
wollen – ebenso wie die Linke – bedrohte Journalist:innen schützen. Die | |
Linkspartei lenkt den Blick auch auf das Zeitungssterben und bemängelt, | |
dass Zeitungen „immer häufiger Großkonzernen“ gehören. | |
Rechts der Mitte bekennen sich CDU und CSU zum Modell aus | |
Öffentlich-Rechtlichen und privaten Medien – letzteren wollen sie besonders | |
die Einkünfte aus Werbeeinnahmen garantieren. Die FDP sieht die Presse- und | |
Meinungsfreiheit „von innen und außen zunehmend unter Druck“ und will diese | |
Grundrechte schützen. | |
Über die Beschränkung der Meinungsfreiheit [1][klagt auch das Bündnis Sahra | |
Wagenknecht (BSW)]. Die Partei kritisiert die staatliche Förderung von | |
Faktenchecks und unterstellt eine Zusammenarbeit von Staat und Medien „zur | |
Beeinflussung der freien Meinungsbildung“. In den Augen der AfD versagt die | |
Presse als Kontrollorgan – ausgenommen sind hier die angeblich | |
„alternativen Medien“. Sie raunt, eine „politische Klasse“ nutze ihren | |
medialen „Einfluss auf die Bevölkerung“, um eigene Interessen | |
durchzusetzen. | |
## ÖRR: Ausbau oder Verschlankung? | |
Eigentlich ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk ja Ländersache. Zur | |
Frage, wie er aussehen oder reformiert werden soll, haben die Parteien | |
trotzdem starke Meinungen. Die Grünen wollen die Angebote verschiedener | |
EU-Länder in einer gemeinsamen Plattform zusammenführen. Die SPD spricht | |
sich für eine „auftragsgerechte“ Finanzierung aus, was als Appell zum | |
Zusammenkürzen gelesen werden kann. | |
Die Unionsparteien brechen ihre Reformideen auf drei Hauptpunkte runter: | |
„Sparsamkeit, mehr Meinungsvielfalt und Neutralität.“ Auch die FDP will den | |
ÖRR von innen reformieren und verschlanken, zudem soll der Rundfunkbeitrag | |
deutlich gesenkt werden. Dagegen will die Linke soziale Einrichtungen und | |
Menschen mit Behinderung von der Beitragszahlung befreien. Sie fordert | |
zudem mehr Transparenz, will die Gehalts- und Ausgabestrukturen offenlegen. | |
Die AfD unterstellt dem ÖRR „Meinungsmache bis hin zur Manipulation“, da er | |
eng mit den „etablierten Parteien“ vernetzt sei. Sie fordert eine | |
„Entideologisierung“ und einen zusammengekürzten „Grundfunk“. Das BSW … | |
mehr Bildung im Vergleich zum Sportangebot, kritisiert die Zusammenarbeit | |
mit externen Produktionsfirmen sowie Spitzengehälter, Pensionslasten und | |
„überbordende Bürokratie“. Ferner soll es weniger „staats- und | |
parteiennahe“ Aufsicht geben, dafür soll eine Enquetekommission die | |
Berichterstattung untersuchen. | |
## Social Media: Utopie gegen Hass? | |
Die vielleicht schönste – aber unrealistische – Idee kommt von der Linken: | |
eine genossenschaftliche Plattform [2][als Alternative zu kommerziellen | |
Social Medias], mit der „wirklich soziale Netzwerke“ gefördert werden. | |
Das Programm der AfD ist eher dystopisch. Sie inszeniert sich im Stile | |
Donald Trumps und Elon Musks und spricht von einer „Zensur von | |
Meinungsäußerungen“, meint damit aber das Löschen von Hassnachrichten und | |
Desinformation durch Moderator*innen. Die Partei behauptet sogar, dass die | |
Bundesregierung auf Social-Media-Plattformen den „Gedankenaustausch ihrer | |
Bürger“ steuern würde. | |
Ganz anders Grüne und SPD. Sie fordern ein starkes Vorgehen gegen Hass im | |
Internet und ein digitales Gewaltschutzgesetz. Es würde Opfern von | |
digitaler Gewalt helfen, gegen Täter*innen vorzugehen und könnte auch im | |
Bereich der bildbasierten Gewalt helfen, wenn etwa Nacktbilder einer Person | |
ohne Einverständnis veröffentlicht werden. | |
Grüne, Union und SPD wollen außerdem, dass Jugendliche auf den Plattformen | |
sicherer sind. Insbesondere die Grünen haben dafür ein Programm entworfen, | |
um Minderjährige vor Sucht zu schützen und dennoch teilhaben zu lassen. | |
Dafür wollen sie schädliche Algorithmen bekämpfen, den Datenschutz für | |
Minderjährige stärken und automatische Kindersicherungen einführen, ebenso | |
wie einen neuen Bürgerrat für digitalen Kinder- und Jugendschutz. | |
## Medienbildung: Gegen die Extreme? | |
Grüne und SPD fordern einen [3][Ausbau der Medienbildung] nicht nur in der | |
Schule, sondern für alle Altersgruppen. Für die Grünen ist eine erhöhte | |
Medienkompetenz ein Mittel gegen Extremismus: „Gerade junge Leute | |
radikalisieren sich heute vermehrt im digitalen Raum. Es braucht passgenaue | |
Medienbildung für unterschiedliche Zielgruppen, um der Radikalisierung in | |
allen Teilen der Gesellschaft entgegenzuwirken.“ Die Sozialdemokraten sehen | |
in der Bildung einen Weg, „um Manipulation und Desinformation | |
entgegenzuwirken“. | |
Union und FDP fokussieren sich auf die digitale Bildung in der Schule und | |
reden einem „Digitalpakt 2.0“ das Wort. Damit beziehen sie sich auf den | |
2018 verabschiedeten „Digitalpakt Schule“, mit dem Bund und Länder die | |
Digitalisierung in allgemeinbildenden Schulen mit 5 Milliarden Euro | |
förderten. Die Liberalen wollen zudem die Beschäftigung mit künstlicher | |
Intelligenz in der Schule vorantreiben. | |
Während das BSW „Handys und Tablets mindestens bis Ende der Grundschule aus | |
Klassenzimmern verbannen“ will, fordert die Linkspartei, digitale Geräte in | |
der Schule kostenlos zur Verfügung zu stellen. Auch die Linke spricht sich | |
für einen „Hochschul-Digitalpakt“ mit zusätzlichen Mitteln aus Bund und | |
Ländern aus. | |
16 Feb 2025 | |
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## AUTOREN | |
Johannes Drosdowski | |
Leon Holly | |
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