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# taz.de -- Kollateralschaden der E-Mobilität: Menschen, die in Autos sitzen
> Während der Akku eines E-Autos laden muss, ist man zum Warten verdammt.
> Unser Autor hat ein paar Ideen, wie diese Zeit angenehmer werden könnte.
Bild: Die lange Leitung und die Verursachung der Wartezeit
Sind Sie Hotelier? Dann sollten Sie darüber nachdenken, Schalensitze
anzuschaffen. Oder Sessel mit Kopfstützen! Für uns und [1][unser
traditionelles Gasthaus] ist das nichts. Aber ich sage Ihnen, es gibt
Menschen, die sich im Hotel dann wohlfühlen, wenn automobiler Komfort
angeboten wird. Und die Zielgruppe wächst.
Ein Exemplar dieser Spezies ist mir im Spätsommer begegnet. Ein Handwerker
auf Montage. Er checkte ein, bekam den Zimmerschlüssel und sagte, er gehe
noch mal zum Auto. Als ich eine halbe Stunde später auf den Parkplatz kam,
saß er hinter dem Lenkrad, und eine Dreiviertelstunde später – als ich von
einer Besorgung zurückkehrte – immer noch.
Ich klopfte ans Fahrerfenster. „Ihr Zimmer ist fertig, wenn Sie es beziehen
wollen“, rief ich durchs Glas. Der Monteur schüttelte den Kopf, seine
Lippen formten ein „Alles gut.“
Menschen, die im Auto sitzen, ohne sich fortzubewegen: Man sieht sie
inzwischen öfter. Oder gehört selbst dazu. Ich war vor ein paar Wochen
[2][mit dem Elektroauto im Urlaub] – und musste regelmäßig
Supermarkt-Parkplätze oder Autobahnraststätten für eine Ladestation
besuchen.
Strom kann man leider immer noch nur an Orten tanken, an denen man keine
Minute länger als nötig bleiben will. So parkte ich also nachts auf dem
unbeleuchteten Parkplatz eines Autohofs in der Oberpfalz, an der Rückseite
einer Spielhalle neben geöffneten Mülltonnen und muss zoologische
Betrachtungen über Ratten anstellen. Zeit, über die Ausstattung des eigenen
Fahrzeugs nachzudenken, angefangen bei einer guten Zentralverriegelung. Auf
einmal weiß ich, warum bei E-Autofahrern SUVs so beliebt sind.
Auch mit der Sitzheizung freunde ich mich in solchen Momenten an. Frage
mich aber, warum der Wagen unzählige Getränkehalter hat, die auf das Maß
einer 0,33-Bierflasche genormt sind – ungeeignet für Thermoskannen oder
To-go-Becher.
Der Koch in mir denkt, wie man den Wagen für ein Stromlade-Picknick
ausstatten könnte, vielleicht mit ausklappbarem Tisch und mobilem
Espressokocher … Und wäre es nicht schön, die Scheiben auf Knopfdruck mit
einem Milchglas-Effekt versehen zu können. Dann wäre das Rasthof-Ambiente
ausgeblendet.
Dass E-Parkplätze an Orten mit Wanderwegen und Panoramablick liegen, wäre
zwar schön, ist aber wohl völlig utopisch. Dass die Automobilindustrie ein
paar neue Gimmicks erfindet, scheint wahrscheinlicher.
Ich bin sicher: [3][Mit zunehmender Elektromobilität] wird das Wesen des
Autos im stehenden Zustand immer komfortabler. Werden dann ein paar
abgenutzte Holzbänke im Wirtsraum noch Gäste aus ihren Autopolstern reißen?
19 Feb 2025
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## AUTOREN
Jörn Kabisch
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