| # taz.de -- Untersuchungsausschuss zu Magdeburg: „Lückenlose Aufklärung“ | |
| > Nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg beginnt der | |
| > Untersuchungsausschuss mit der Aufarbeitung. Drei Aspekte stehen dabei im | |
| > Fokus. | |
| Bild: Durch den Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg am 20. Dezember s… | |
| Leipzig taz | Im Landtag Sachsen-Anhalt tritt zum ersten Mal der | |
| Untersuchungsausschuss zum [1][Anschlag auf den Magdeburger | |
| Weihnachtsmarkt] zusammen. In einer nichtöffentlichen Sitzung beginnen die | |
| Ausschussmitglieder an diesem Donnerstag um 12 Uhr damit, die Tat | |
| aufzuarbeiten. Zunächst steht der zeitliche Ablauf im Fokus, der | |
| SPD-Abgeordnete Rüdiger Erben kündigte allerdings bereits erste Anträge | |
| auf Einsicht in relevante Akten an. | |
| Besonders mit drei Aspekten rund um den Anschlag werden sich die Mitglieder | |
| des Ausschusses beschäftigen: dem [2][früheren Umgang der Behörden mit dem | |
| Täter,] das Sicherheitskonzept des Weihnachtsmarkts und die Standards des | |
| Maßregelvollzugs, in dem der Mann zuletzt bei der Salus gGmbH in Bernburg | |
| als Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie arbeitete. Trotz der | |
| bisherigen parlamentarischen Aufarbeitung in Sachsen-Anhalt und im | |
| Bundestag sowie detaillierter Medienrecherchen sind immer noch einige | |
| Fragen zum Anschlag ungeklärt. | |
| So berichtete beispielsweise der MDR Sachsen-Anhalt am Dienstag, dass der | |
| Täter schon im August 2024 gegenüber Kolleg:innen seinen Anschlag | |
| angedeutet habe. Diese hätten das ihren Vorgesetzten gemeldet. Warum | |
| stoppte das den Attentäter nicht? Am 20. Dezember um kurz nach 19 Uhr raste | |
| der 50-Jährige mit einem dunklen BMW durch die Menschenmenge auf dem | |
| Weihnachtsmarkt in Magdeburg. [3][Sechs Menschen starben], Hunderte wurden | |
| verletzt. | |
| Zahlreiche Behördenkontakte in den Jahren zuvor hielten den Täter nicht | |
| auf. Nachdem er 2006 aus Saudi-Arabien nach Deutschland gekommen war, fiel | |
| er [4][wiederholt durch Drohungen auf oder erstattete selbst Anzeigen]. | |
| Online verbreitete er Verschwörungsnarrative und warf deutschen Behörden | |
| vor, nichts gegen Islamismus zu tun. 2016 erhielt er Asyl als politisch | |
| Verfolgter. In Sachsen-Anhalt gab es zwei Gefährderansprachen durch die | |
| Polizei, und mindestens dreimal bewertete das Landeskriminalamt den | |
| späteren Täter mit den Worten: „Keine Hinweise auf eine radikale oder | |
| extremistische islamistische Gesinnung“. | |
| ## Linke warnen vor Aktionismus | |
| Der Obmann der CDU-Landtagsfraktion im Untersuchungsausschuss, Thomas | |
| Krüger, erklärte der taz am Mittwoch, Ziel sei eine „lückenlose Aufklärun… | |
| des Anschlags. „Aus den gewonnenen Erkenntnissen wollen wir Rückschlüsse | |
| zur Verhinderung künftiger Taten ziehen.“ Bis zum Ende der | |
| Legislaturperiode im nächsten Jahr sollen laut ihm entsprechende | |
| parlamentarische Initiativen folgen. | |
| Die Fraktionsvorsitzende der Linken im Landtag Sachsen-Anhalt, Eva von | |
| Angern, warnt jedoch vor Aktionismus. Bevor es um neue Gesetze gehe, solle | |
| der Landtag zunächst prüfen, ob die Behörden die aktuellen Gesetze | |
| umgesetzt haben. | |
| An die aktuelle Recherche des MDR anknüpfend versichert sie: „Warum der | |
| Maßregelvollzug das nicht an das Sozialministerium oder die Polizei | |
| gemeldet hat, werden wir erfragen.“ Doch der Ausschuss dürfe dabei „nicht | |
| der Versuchung erliegen, uns ausschließlich mit dem Täter zu befassen. Das | |
| ist Aufgabe der Gerichte.“ | |
| Sebastian Striegel, der für die Grünen im Ausschuss sitzt, weist zudem | |
| darauf hin, dass dessen Arbeit davon abhänge, „ob die Regierung wirklich | |
| Aufklärung will“. Da es sich um einen Mehrheitsausschuss handelt, wäre es | |
| den Parteien der Landesregierung zumindest möglich, Fragen, Zeugen oder | |
| Beweismittel zu blockieren. Anzeichen dafür, sehe Striegel bislang aber | |
| keine. | |
| Er sagt: „Nach allem, was ich bisher gesehen habe, lagen genug | |
| Informationen über den Täter in Sachsen-Anhalt vor“, die Behörden hätten | |
| ihn auf dem Zettel haben müssen. Letztendlich verantwortlich dafür seien | |
| das Innenministerium von Tamara Zieschang (CDU) und über den | |
| Maßregelvollzug auch das Sozialministerium von Petra Grimm-Benne (SPD). | |
| 13 Feb 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| David Muschenich | |
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