# taz.de -- Kevin Kühnert im Bundestag: Der kluge Beobachter | |
> Kevin Kühnert ist zurück! Er beweist, warum die SPD junge Talente fördern | |
> muss. Besonders den CDU-Kandidaten Merz kritisiert er scharf. | |
Bild: Kevin Kühnert nach seiner letzten Rede vor dem Deutschen Bundestag | |
In der letzten Sitzung des 20. Bundestags hat nicht nur die SPD noch einmal | |
gemerkt, was sie an Kevin Kühnert hatte. Die Fraktion hatte ihn, der sich | |
im [1][Oktober aus gesundheitlichen Gründen aus dem öffentlichen Leben | |
zurückgezogen hatte], als letzten Redner auf die Liste gesetzt. Und da war | |
er wieder: klug, eindringlich und mit dem Abstand desjenigen, der Politik | |
derzeit nur als Beobachter verfolgt. | |
[2][Kühnert] machte seinem Unbehagen über die gesellschaftliche Debatte | |
Luft und verurteilte zunächst [3][die Angriffe auf die politischen | |
Mitbewerber von Union und FDP.] „Nein, Union und FDP sind keine Faschisten, | |
auch keine klammheimlichen. Man stürmt keine Geschäftsstellen, man zerstört | |
keine Plakate.“ Der richtige Konflikt dürfe nicht mit den falschen | |
Argumenten ausgetragen werden, sagt Kühnert. | |
Eine überfällige Distanzierung, zu der sich führende Politiker:innen | |
von SPD und Grünen auch hätten durchringen können. Schonen wollte Kühnert | |
die Union und ihren Kanzlerkandidaten deshalb nicht. Er äußerte sein | |
Befremden darüber, wie CDU-Chef Friedrich Merz die Frage nach dem | |
CDU-Austritt von Michel Friedmann im Fernsehduell am Sonntag glatt | |
ignoriert hatte. | |
Friedmann hatte der CDU, die Ende Januar erstmals auf Stimmen der AfD für | |
eine parlamentarische Mehrheit setzte, ein „unentschuldbares Machtspiel“ | |
attestiert. Merz kritisierte lieber die Demonstrationen gegen rechts. | |
Kühnerts Eindruck am Dienstag: „Opportunität sticht Integrität.“ Die CDU | |
gebe das Ringen um eigene Überzeugungen zunehmend auf, spreche dem Volk | |
nach dem Mund. | |
## Kühnert ermahnt eigene Partei | |
Starker Tobak, aber in Bezug auf Merz angebracht. Dieser ist bekannt dafür, | |
immer wieder Geschichten vom Hörensagen in die öffentliche Debatte zu | |
werfen, um Stimmung in Stimmen zu verwandeln. Etwa die, dass abgelehnte | |
Asylbewerber die Zahnarztpraxen für deutsche Patienten blockieren würden. | |
Sogar die Bundeszahnärztekammer dementierte das. | |
Aber Kühnert ermahnte auch seine eigene Partei, dem Volk zuzuhören und | |
nicht wegzuhören, wenn es einem nicht gefällt. Dass die SPD derzeit Ohr und | |
Herz der Wähler:innen hat, kann man angesichts der Umfragen jedoch nicht | |
behaupten. Noch bedenklicher ist, dass sie bei den 18- bis 29-jährigen | |
Wähler:innen abgeschlagen auf Platz 5 liegt. Am beliebtesten sind Linke | |
und Grüne. | |
Auch wenn Kühnert mit 35 Jahren knapp nicht mehr im Juso-Alter ist, der SPD | |
täte es gut, wenn sie junge Leute wie ihn stärker nach vorn stellte. Doch | |
dem 21. Bundestag wird Kühnert definitiv nicht angehören. Aber vielleicht | |
dem 22.? Auf sein politisches Talent kann die SPD eigentlich nicht | |
verzichten. | |
11 Feb 2025 | |
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## AUTOREN | |
Anna Lehmann | |
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