| # taz.de -- Schutz reicht nicht aus: Gefährdete Zwischenlager für Atommüll | |
| > Die Physikern Oda Becker legt ein Gutachten zur Gefährdung der | |
| > Atommüllzwischenlager durch Unfälle oder Attacken vor. Ein Risiko: | |
| > Angriffe. | |
| Bild: Das stillgelegt Atomkraftwerk Brokdorf: Das Lager auf dem Gelände des ab… | |
| Göttingen taz | Flugzeugabstürze, Terroranschläge mit panzerbrechenden | |
| Waffen, Drohnenangriffe: Die deutschen [1][Atommüllzwischenlager] sind | |
| gegen solche – unwahrscheinlichen, aber möglichen – Szenarien nicht oder | |
| nur ungenügend geschützt. Zu diesem Schluss kommt ein am Montag | |
| vorgestelltes Gutachten der Physikerin Oda Becker im Auftrag der | |
| Anti-Atom-Organisation ausgestrahlt. | |
| In Deutschland gibt es insgesamt 16 Zwischenlager für hochradioaktive | |
| Abfälle. Die Genehmigungen sind auf 40 Jahre befristet und enden zwischen | |
| 2034 und 2046. Weil [2][ein Endlager] wohl erst um die Jahrhundertwende zur | |
| Verfügung steht, ist eine erhebliche Verlängerung der Zwischenlagerung | |
| erforderlich. Becker untersuchte Gefährdungsszenarien exemplarisch für die | |
| [3][Zwischenlager in Ahaus] und Brokdorf. Das Lager Brokdorf auf [4][dem | |
| Gelände des abgeschalteten AKW] ist seit 2007 in Betrieb, 60 von 84 | |
| Castor-Stellplätzen sind bislang belegt. | |
| In die Anlage könnten Becker zufolge beim Absturz eines Verkehrsflugzeugs | |
| große Mengen Kerosin eindringen. Ein erwartbarer mehrstündiger Kerosinbrand | |
| mit einer Temperatur von rund 1.000 Grad würde die Behälter einer höheren | |
| thermischen Belastung aussetzen, als diese laut internationaler Richtlinie | |
| (Feuer von 800 Grad für 30 Minuten) standhalten müssen. Wegen der massiven | |
| Freisetzung unter anderem des radioaktiven Isotops Cäsium-137 wäre eine | |
| sofortige Evakuierung der Umgebung bis in eine Entfernung von rund 500 | |
| Metern erforderlich. | |
| Nach Beschuss mit panzerbrechender Munition würde sich Becker zufolge ein | |
| Teil des freigesetzten radioaktiven Inventars in der Atmosphäre ausbreiten | |
| und zu einer erheblichen Strahlenbelastung führen. Eine Evakuierung wäre | |
| kurzfristig bis in eine Entfernung von rund vier Kilometer nötig, | |
| langfristig im Umkreis bis zu zwei Kilometern. | |
| Noch mehr Radioaktivität könnte Becker zufolge durch einen Angriff mit | |
| Drohnen freigesetzt werden, die mit Sprengstoffen und Brandbeschleuniger | |
| beladen sind. In Windrichtung wäre eine Evakuierung in einer Entfernung von | |
| fast 12 Kilometern und eine langfristige Umsiedlung der Bevölkerung bis in | |
| eine Entfernung von etwa sieben Kilometern erforderlich. Noch in acht | |
| Kilometern Entfernung zum Zwischenlager träten Dosen von etwas mehr als 500 | |
| Millisievert auf. Personen, die sich dort aufhielten, hätten mit akuten | |
| Strahlenfolgen zu rechnen. Bis zu 800 Metern wären die Dosen mit mehr als | |
| sieben Sievert tödlich. | |
| „Der gefährliche Atommüll ist in den Zwischenlagern aktuell nur | |
| unzureichend geschützt“, konstatiert der Atommüllexperte von ausgestrahlt, | |
| Helge Bauer. Die hochradioaktiven Abfälle müssten bis [5][ins 22. | |
| Jahrhundert hinein zwischengelagert werde]n. Dafür seien weder die heutigen | |
| Gebäude noch die Castoren ausgelegt. | |
| 27 Jan 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Reimar Paul | |
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