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# taz.de -- Demos in Berlin und Brandenburg: Zusammen gegen den Rechtsruck
> Beim „Lichtermeer“ haben Zehntausende gegen rechts demonstriert. Doch
> symbolische Aktionen wie diese reichen nicht, sagen Antifas aus
> Brandenburg.
Bild: Große Demo an symbolträchtigem Ort: Lichtermeer vorm Brandenburger Tor …
Berlin taz | Unzählige Lichter erleuchten am Samstag die Straße des 17.
Juni vor dem Brandenburger Tor. Handys, Taschenlampen, Kerzen und
Feuerzeuge ragen gen Himmel. Laut Polizei versammeln sich zum „Lichtermeer
gegen den Rechtsruck“ rund 35.000 Menschen, die Veranstalter sprechen von
100.000 Teilnehmenden.
Initiiert hat das „Lichtermeer“ ein Bündnis aus den Organisationen Campact,
Eltern gegen rechts und Fridays for Future. Sie wollen damit „in dunklen
Zeiten“, rund einen Monat vor der Bundestagswahl, [1][ein Signal an
demokratische Parteien senden], heißt es im Aufruf.
Lauter Jubel hallt über den Platz. Es ist ein bunter Protest. Viele haben
selbstgebastelte Schilder mitgebracht, auf denen Sprüche wie „Hilfe,
Deutschland hat Demenz“, „AfD, halts Maul!“ oder „Größte Redflag, wer…
AfD wählt“ zu lesen sind. „Wir fordern alle demokratischen Parteien dazu
auf, Haltung zu zeigen“, ruft [2][Luisa Neubauer von Fridays For Future] in
die Menge.
Was es jetzt brauche, seien eine wehrhafte Demokratie und eine stabile
Brandmauer, appelliert [3][Christoph Bautz von der Kampagnen-Plattform
Campact]. „Wenn Friedrich Merz in den kommenden Tagen gezielt
[4][gemeinsame Mehrheiten mit der AfD] sucht, werden wir nächste Woche
wieder hier sein“, so Bautz. Die zukünftige Regierung müsse
verfassungsfeindliche Strukturen verbieten und Demokratieinitiativen
umfassender unterstützen. Zudem dürften demokratische Parteien „die
Narrative und Forderungen der Rechtsextremen“ nicht übernehmen, so Bautz
weiter.
Auch Anna-Nicole Heinrich von der evangelischen Kirche, die Autorin Carolin
Emcke und Nele Techen vom Gewerkschaftsbund DGB halten Reden. Dazwischen
sorgen die Sängerin Luna und die Band Milky Chance für Stimmung unter den
Teilnehmenden. Auch sie zeigen sich besorgt um die politische Situation.
## Bundesweite Proteste gegen rechts
Zahlreiche Eltern nehmen zusammen mit ihrem Nachwuchs am Lichtermeer teil.
Unter ihnen Franziska Stenzel mit ihrem sechsjährigen Sohn. „Alle Menschen
sind willkommen“ steht auf dessen selbst gebasteltem Plakat. „Was jetzt
gegen den Rechtsruck hilft, ist, wählen zu gehen und zu demonstrieren“,
sagt Stenzel. Zudem sei es ihr sehr wichtig, dass Kindern demokratische
Werte vorgelebt werden. Die Großproteste seien dafür sehr geeignet.
Wie schon im vergangenen Jahr fanden auch in diesem Januar bundesweit
[5][zahlreiche Demonstrationen gegen rechts] statt. An diesem Wochenende
etwa unter anderem in Köln, Flensburg und auch Halle an der Saale. In Halle
kamen rund 10.000, in Köln sogar rund 40.000 Teilnehmende zusammen. Die
Wahlprognosen für die AfD sind indes jedoch weiterhin hoch.
## Mobilisierung auch in ländlichen Gegenden
Für vergangenen Freitag mobilisierten Antifaschist:innen zudem ins
brandenburgische Neuruppin, um gegen eine AfD-Wahlkampfveranstaltung zu
demonstrieren. Organisiert hatten den Protest unter anderem das Neuruppiner
Jugendwohnprojekt „MittenDrin“ und die Linksjugend Großprignitz. Mit dem
„Adenauer SRP+“, einem Bus mit Lautsprecheranlage und Sirenen, unterstützte
das Zentrum für politische Schönheit den Protest [6][wie bereits in Riesa]
lautstark.
„Es braucht auf jeden Fall breite Bündnisse“, sagt Andrej von der
Linksjugend Großprignitz, der nicht mit seinem vollen Namen in der Zeitung
stehen will. Je mehr Menschen sich zusammenschließen und an Demonstrationen
beteiligen, desto besser. „Wir wollen mit unserem Protest zeigen: Auch in
Brandenburg gibt es noch jede Menge Widerstand“, so der Sprecher. Dafür sei
es wichtig, dass auch Antifaschist:innen aus den Großstädten die
Proteste im Umland unterstützen.
Dem schließt sich Jerry von der Antifa Falkensee an. Auch er möchte seinen
vollen Namen aus Angst vor Repressionen nicht nennen. Für kommenden Freitag
mobilisieren sie zu einer Demo gegen eine AfD-Wahlkampfveranstaltung in
Falkensee. Antifa-Gruppen aus Berlin haben für Freitag eine gemeinsame
Zuganreise angekündigt. „Antifaschistischer Protest muss die Richtigen
erreichen“, sagt Jerry. Das Brandenburger Tor sei dafür weniger geeignet.
„Die Massenproteste erzeugen oft nicht den zivilgesellschaftlichen Druck,
der mit den vorhandenen Ressourcen möglich wäre“, sagt der Antifa-Aktivist.
Oft seien die Massenproteste an Orten, „an denen das Naziproblem
vergleichsweise gering ausfällt“. Sinnvoller seien Aktionen beispielsweise
vor AfD-Büros oder bei Wahlkampfveranstaltungen, gibt er zu bedenken. Demos
seien aber nicht das einzige Mittel, um etwas zu bewirken, so Jerry.
[7][Gerade in Brandenburg seien linke Strukturen oftmals eher klein.] Diese
müsse man weiter ausbauen und stärken.
26 Jan 2025
## LINKS
[1] /Proteste-gegen-Rechtsextremismus/!6064723
[2] /Luisa-Neubauer-uebers-Waehlen-und-Kaempfen/!6059862
[3] /Christoph-Bautz-ueber-20-Jahre-Campact/!6044577
[4] /Rechtsdrift-der-Union/!6064676
[5] /Schwerpunkt-Demos-gegen-rechts/!t5338539
[6] /-AfD-Parteitag-in-Riesa-/!6061523
[7] /Wahlkatastrophe-fuer-die-Linke/!6038019
## AUTOREN
Nicolai Kary
## TAGS
Schwerpunkt Demos gegen rechts
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