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# taz.de -- Trump verklagt CBS: Der Payback-Präsident
> Donald Trump beschwert sich über unfaire Berichterstattung der
> „unehrlichen“ Medien im Wahlkampf. In seiner zweiten Amtszeit sucht er
> Vergeltung.
Bild: Und ihr seid als Nächstes dran …
Donald Trumps Führungsstil wird oft als „Grievance Politics“ bezeichnet,
eine Klagepolitik, die stets die vermeintlich unfaire Behandlung des
Wiederpräsidenten anprangert – vom „tiefen Staat“ bis zu den „unehrlic…
Medien. Manche beschreiben seine zweite Amtszeit schon als „Payback
Presidency“ – die Rachepräsidentschaft. Und das dürfte auch Folgen für d…
Pressefreiheit in den USA haben.
Nun ist CBS News ins Visier geraten. Trump hat den Sender verklagt, wegen
eines [1][Interviews im Wahlkampf] mit seiner demokratischen Konkurrentin
Kamala Harris. Obwohl Trump die Wahl gewann und schon ins Weiße Haus
eingezogen ist, beschwert er sich, dass CBS Harris in der
Flaggschiffsendung „60 Minutes“ zu einem unfairen Vorteil verholfen habe.
Der Sender habe, so Trump, ein Interview mit ihr so zusammengeschnitten,
dass ihre Antworten kohärenter klingen würden, was er als „hinterlistig“
kritisiert. Trump will 10 Milliarden Dollar Schadenersatz und verlangt,
dass CBS die Senderlizenz entzogen wird.
Die betreffende Stelle des Interviews war keineswegs brisant. Es ging um
eine Frage zu Israel. Und ein holpriger Teil einer Antwort von Harris sei
aus Platzgründen gestrichen worden, sagt CBS, weil sie so prägnanter
gewesen sei – eine übliche Praxis im Journalismus.
## Trump macht Vertrauten zum FCC-Chef
Wörtlich lautet die gekürzte Stelle: „Wir werden nicht aufhören, das
fortzusetzen, was für die Vereinigten Staaten notwendig ist, um darüber
klar zu sein, wo wir zu der Notwendigkeit stehen, diesen Krieg zu beenden“,
hieß es wenig präzise von Harris. In einem anderen CBS-Format wurde die
komplette Antwort gesendet. Trump selbst sagte ein Interview bei „60
Minutes“ ab.
Bereits im Oktober warf die konservative Anwaltskanzlei Center for American
Rights CBS „absichtliche Nachrichtenverzerrung“ vor und reichte Beschwerde
bei der Bundeskommunikationskommission FCC ein, die sie im Januar vor
Trumps Amtseinführung zurückwies.
Nun hat Präsident Trump einen Vertrauten, Brendan Carr, zum Chef der FCC
ernannt. Und Carr hat die Ermittlungen wieder aufgenommen. Die Behörde
fordert jetzt ein vollständiges, unredigiertes Transkript sowie originale
Videoaufnahmen des Harris-Interviews. Der Sender werde dem nachkommen, hieß
es [2][in einer Pressemitteilung vom Freitag].
## Klagen könnte nun zur neuen Praxis werden
Der Vorfall ist der jüngste in einer Reihe von Angriffen durch Trump auf
die US-Presse. Trump hat bereits viele Medienorganisationen verklagt, wie
CNN, [3][The New York Times] oder The Washington Post – in der Regel ohne
Erfolg.
Doch im Dezember feierte er einen außergerichtlichen Sieg gegen den Sender
ABC, nachdem ein Starmoderator gesagt hatte, ein Gericht in Manhattan habe
Trump wegen Vergewaltigung für schuldig befunden – richtig ist aber, dass
er wegen sexuellen Missbrauchs und Diffamierung für schuldig befunden
wurde. ABC muss 15 Millionen Dollar an ein künftiges „Trump-Museum“ samt
Stiftung zahlen – eine Art Archiv seiner politischen Karriere – sowie seine
Anwaltskosten in Höhe von einer Million Dollar übernehmen.
ABC knickte ein, obwohl der Sender aus Sicht einiger Rechtsexperten hätte
gerichtlich weiterkämpfen können. Das könnte nun zur neuen Praxis für
andere US-Medien werden, warnen diverse Medienbeobachter – auch weil viele
Nachrichtenorganisationen die finanziellen Ressourcen nicht mehr hätten,
teure Rechtsverfahren zu verlieren.
4 Feb 2025
## LINKS
[1] /Interview-Offensive-von-Kamala-Harris/!6041699
[2] https://www.cbsnews.com/news/cbs-news-fcc-60-minutes/
[3] /US-Wahlkampf-und-Russland/!5667678
## AUTOREN
Nicholas Potter
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