| # taz.de -- Das Eigentor von Friedrich Merz: No, he can’t | |
| > Es scheint, als tue Friedrich Merz wirklich alles dafür, um die Wahlen | |
| > nicht für sich zu entscheiden. Noch ist das Ende allerdings völlig offen. | |
| Bild: Kommt mit seinen Zustrom-Begrenzungsplänen nicht bei jedem gut an: Fried… | |
| Das muss man erst mal schaffen. Drei Wochen vor der Bundestagswahl hat | |
| Friedrich Merz einen Keil in seine Partei getrieben, auch wenn diese sich | |
| noch weitgehend ruhig verhält, weil man die Macht nicht gefährden will. Er | |
| hat den Bundestag zu einer vergifteten Debatte gebracht, von der sich die | |
| Fraktionen der Mitte noch erholen müssen. Er hat eine Tür zur AfD | |
| aufgerissen, Zehntausende Demonstrant*innen gegen sich auf die Straße | |
| getrieben. | |
| [1][Ex-Kanzlerin Angela Merkel], Michel Friedman, ehemaliger | |
| stellvertretender Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland, | |
| sowie die Kirchen stellen sich gegen ihn. Das alles völlig ohne Not und der | |
| Vorstellung folgend, dass man nach dem [2][furchtbaren Angriff in | |
| Aschaffenburg] klare Kante zeigen müsse. In der Sache geändert hat sich | |
| nichts: Der Unionsantrag, dem am Mittwoch die Stimmen der AfD zur Mehrheit | |
| verholfen hatten, ist von rein appellativem Charakter. | |
| Mit seinem Gesetzentwurf am Freitag [3][ist Merz gescheitert] – auch weil | |
| zwölf Christdemokrat*innen sowie zahlreiche Abgeordnete der FDP nicht | |
| mitziehen wollten. Merz ist, so seine eigenen Worte, „all in“ gegangen, wie | |
| beim Poker. Voll ins Risiko also, wie ein Spieler. Ein Zocker ist so | |
| ziemlich das Letzte, was das Land in diesen schwierigen Zeiten als Kanzler | |
| braucht. Merz hat in den vergangenen zehn Tagen unter Beweis gestellt, dass | |
| ihm das Format fehlt. Und damit vieles eingerissen, was er vorher mühsam | |
| aufgebaut hat. | |
| Merz kann es einfach nicht. Trotz allem kann es sein, dass sein Kalkül | |
| zunächst aufgeht. Viele Menschen im Land, das zeigen Umfragen, sind | |
| unzufrieden und wollen eine Verschärfung der Asyl- und Migrationspolitik, | |
| möglicherweise stellen sie dafür andere Überlegungen hintan. Es kann also | |
| sein, dass Merz’ gefährliches Manöver dazu führt, dass er Stimmen für die | |
| Union hinzugewinnen kann. | |
| ## Hoffnung auf Wirkung der Massenproteste | |
| Es kann aber auch anders kommen: dass sie auf der anderen Seite noch mehr | |
| Stimmen verliert, weil ihr die Menschen den Tabubruch mit der AfD nicht | |
| durchgehen lassen. Das Ergebnis ist, auch nach Einschätzung zahlreicher | |
| Expert*innen, derzeit noch schwer abzusehen. Hoffnung aber machen die | |
| [4][vielen], die gegen den Rechtsruck auf die Straße gehen. Als es vor | |
| einem Jahr Massendemonstrationen gab, sind in Umfragen die Stimmen für die | |
| AfD zurückgegangen. | |
| Vielleicht mobilisieren die Proteste auch die im eher linken Lager und in | |
| der Mitte, die nach dem Ampel-Aus erwogen haben, für die CDU zu stimmen | |
| oder gar nicht zur Wahl zu gehen. Um die Umfrageergebnisse noch grundlegend | |
| zu ändern, müsste zwar fast ein Wunder geschehen. Vielleicht hat Merz dafür | |
| gerade den Anstoß gegeben. | |
| 2 Feb 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Sabine am Orde | |
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