# taz.de -- Investitionsprogramm des Senats: Klar, wohin die Reise geht | |
> Der schwarz-rote Senat will in Berlin in den kommenden Jahren mehr | |
> investieren. Aber deutlich weniger in Radwege, ÖPNV oder Klimamaßnahmen. | |
Bild: Bei Klima und Mobilität bleibt die Landeskasse künftig öfter mal gesch… | |
Wer es zu etwas bringen will, der muss investieren. Für ein Bundesland, das | |
seinen BürgerInnen in der Zukunft bessere Lebensbedingungen – modernere | |
Schulen, sicherere Straßen oder funktionierende Bürgerämter – bieten will, | |
gilt dasselbe. So weit, so trivial. Allerdings [1][handelt es sich beim | |
Berliner Investitionsprogramm], das der Senat für die jeweils kommenden | |
vier Jahre aufstellt, nicht um einen Plan mit Gesetzeskraft (wie es der | |
Haushalt ist), sondern um ein mehr oder weniger konkretes Versprechen. | |
An diesem Versprechen lässt sich aber ganz gut ablesen, in welche Richtung | |
das Schiff gerade steuert. Und bei dem gerade vom Finanzsenator | |
aufgestellten und vom Senat abgesegneten Program zeigt sich recht deutlich: | |
In Bereichen, die gemeinhin als Zukunftsthemen verstanden werden, | |
namentlich bei der Mobilitätswende und dem Klimaschutz, legt Schwarz-Rot | |
den Umkehrschub ein. | |
Das ist umso bezeichnender, als das gesamte Investitionsvolumen in den | |
Jahren bis 2028 auf durchschnittlich 4,4 Milliarden Euro jährlich erhöht | |
werden soll. Ein deutliches Plus gegenüber den bislang vorgesehenen 3,8 | |
Milliarden – wobei eine gute Milliarde durch „alternative | |
Finanzierungskonzepte“ zustande kommen soll, etwa durch Kreditaufnahmen | |
landeseigener Unternehmen. | |
An den entscheidenden Stellen sollen aber Abstriche gemacht werden, [2][wie | |
schon im laufenden, frisch abgespeckten Haushalt]: So will der Senat den | |
Posten „Verbesserung der Infrastruktur für den Radverkehr“ von 6,5 | |
Millionen auf 500.000 Euro abschmelzen. Geld, das nicht einfach nur | |
sinnvollerweise für sichere und komfortable Infrastruktur ausgegeben werden | |
sollte, sondern das ausgegeben werden muss, will man die Vorgaben des | |
Berliner Mobilitätsgesetzes wirklich erfüllen. | |
Ein Minus von 93 Prozent, wie der Verein Changing Cities betont, und das | |
ist noch nicht alles: Auch die (einstelligen) Millionen für Investitionen | |
in den Fußverkehr und die (dreistelligen) Millionen für den ÖPNV sollen ab | |
2026 halbiert werden. „Reden SPD und CDU überhaupt noch mit Menschen, die | |
kein Auto haben und auf ÖPNV und Rad angewiesen sind?“, fragt man sich bei | |
Changing Cities reichlich fassungslos. | |
## Aber Geschenke an die CDU-WählerInnen | |
Kontrastiert wird das durch das Weiter-so bei konventionellen | |
Straßenbauprojekten wie der Tangentialverbindung Ost (TVO), die insgesamt | |
über 350 Millionen verschlingen soll, aber auch der Wiederertüchtigung des | |
Schlangenbader Tunnels auf der ehemaligen A104 für 23,5 Millionen Euro. Bei | |
Letzterem handelt es sich recht eindeutig um ein Dankeschön an die | |
autofahrende Westberliner CDU-Wählerschaft, denn die verkehrliche | |
Notwendigkeit ist mehr als umstritten. | |
[3][In Sachen Klimaschutz geht es weiter]: Das Berliner Energie- und | |
Klimaschutzprogramm BEK soll weniger als ein Drittel der bisher | |
veranschlagten Summe bekommen, das Programm BENE II, aus dem Projekte wie | |
energetische Sanierungen, Lärmschutzmaßnahmen oder grüne Infrastruktur | |
finanziert werden, wird halbiert. All das vor dem Hintergrund, dass CDU und | |
SPD mit der großspurig versprochenen Aufstellung ihres | |
10-Milliarden-Klimafonds gescheitert sind. | |
Der BUND spricht von einer „Nach-mir-die-Sintflut-Koalition“, die sich mit | |
dieser Planung wenigstens ehrlich mache. Finanzsenator Stefan Evers (CDU) | |
dagegen wird nicht müde, darauf hinzuweisen, dass die größeren Summen | |
vergangener Investitionsprogramme nie ausgeschöpft worden seien. Aber | |
selbst in der SPD-Fraktion finden manche, dass das ja wohl kein Argument | |
sein kann. | |
Bis 2026 hat Schwarz-Rot noch. Wer daran interessiert ist, dass Themen wie | |
Nachhaltigkeit, Umwelt, Klima und Mobilität wieder großgeschrieben werden | |
in Berlin, weiß, wen er dann auf keinen Fall mehr wählen sollte. | |
17 Jan 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Nachschlag-zum-Kuerzungshaushalt/!6058617 | |
[2] /Kuerzungspolitik-in-Berlin/!6057914 | |
[3] /Klimaschutz-in-Berlin-unter-CDU-und-SPD/!6058603 | |
## AUTOREN | |
Claudius Prößer | |
## TAGS | |
Klimaschutzziele | |
Verkehrswende | |
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland | |
Wochenkommentar | |
Klima | |
Schwarz-rote Koalition in Berlin | |
Schwarz-rote Koalition in Berlin | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Klimaschutz in Berlin unter CDU und SPD: Nichts als heiße Luft | |
Mit der aktuellen Finanzplanung verabschiedet sich Berlins Senat endgültig | |
von seinen großen Zielen beim Klimaschutz. Selbst in der SPD rumort es. | |
Nachschlag zum Kürzungshaushalt: Weiter im Wünsch-dir-was | |
Verspätet beschließt der Senat seine Investitionsplanung. Wo das ganze Geld | |
dafür herkommen soll, ist nicht wirklich klar. | |
Kürzungspolitik in Berlin: Die Gesellschaft schafft sich ab | |
CDU und SPD haben die Kürzungen verabschiedet. Gelöst wird damit kein | |
einziges gesellschaftliches Problem – im Gegenteil. |