# taz.de -- Parlament zurück aus der Sommerpause: Der Herbst beginnt | |
> Draußen Protest, drinnen Debatte: Nach zwei Monaten Ferien geht es im | |
> Abgeordnetenhaus beim Haushalt gleich hart zu Sache. | |
Bild: Zurück aus den Ferien: Das Abgeordnetenhaus diskutierte am Donnerstag ü… | |
Berlin taz | Die Gesichter sehen auf beiden Seiten noch ungewohnt entspannt | |
und teilweise noch sonnengebräunt aus. Ansonsten aber machen Koalition und | |
Opposition im Abgeordnetenhaus quasi nahtlos dort weiter, wo sie im Juli | |
vor der Sommerpause und den Parlamentsferien aufgehört haben: im Streit | |
über anstehende Kürzungen im Landeshaushalt für 2026/2027. | |
Dessen konkreten Entwurf hat der Senat inzwischen beschlossen, nun steht er | |
am Donnerstagmorgen auf der Tagesordnung. Und während die CDU sich und die | |
SPD „auf einem guten Weg“ sieht, ist der Entwurf für die Grünen „in Zah… | |
gegossene Verantwortungslosigkeit“. | |
Um rund jeweils 44 Milliarden Einnahmen und Ausgaben pro Jahr geht es in | |
der Gesetzesvorlage, die sich in der Tagesordnung [1][hinter dem Kürzel | |
19/2627 verbirgt]. Allein der Text hat 109 Seiten, beim Haushaltsplan | |
selbst sind es rund 4.000. Ausgedruckt ist er um die zehn Kilo schwer.Es | |
ist ein Rekordhaushalt, und doch räumt selbst CDU-Haushälter Christian | |
Goiny in seiner Rede ein, es gebe „auch schmerzhafte Einschnitte“. Dagegen | |
wenden sich draußen vor dem Parlamentsgebäude 4.000 Menschen, die gegen | |
Kürzungen protestieren. | |
Die sich aufdrängende Frage ist: Mehr Geld und neue Milliardenschulden – | |
wie passt das mit den Kürzungen zusammen? Die Finanzexperten drinnen | |
erklären das mit Tarifabschlüssen, höheren Preisen und gestiegenen Kosten | |
bei der Flüchtlingsunterbringung. | |
## Opposition sieht Ideologie | |
Im Abgeordnetenhaus versichern auch CDU und SPD, sich sehr wohl der Sorgen | |
der Protestierenden bewusst zu sein. Sven Heinemann von den | |
Sozialdemokraten verspricht sogar, man werde, um große Einschnitte zu | |
verhindern, „noch mal alle Kräfte mobilisieren“. | |
Die Fähigkeit, einen Haushalt aufzustellen, sieht Heinemann wie sein | |
CDU-Kollege Goiny nur bei der Koalition. Die besteht für ihn aus | |
„Volksparteien“ – was für ein paar Lacher sorgt. Denn seine SPD kam bei … | |
jüngsten Umfrage im Juni bloß auf 14 Prozent, also bei Weitem zu wenig, um | |
sich mit diesem Begriff schmücken zu können. | |
Steffen Zillich von der Linksfraktion wirft der schwarz-roten Koalition | |
vor, den Haushalt zu instrumentalisieren. Viele Kürzungen schienen „eher | |
ideologisch als finanzpolitisch motiviert“, sagt Zillich. Für ihn ist es | |
nach über 30 Parlamentsjahren die letzte Haushaltsberatung – [2][er will | |
bei der Abgeordnetenhauswahl nächstes Jahr nicht nochmal kandidieren]. Sein | |
Abgeordnetenkollege André Schulze von den Grünen sieht für künftige | |
Haushalte noch schwierigere Zeiten dräuen. „Es fehlt Ihnen jede Perspektive | |
über das Jahr 2027 hinaus“, hält er CDU und SPD vor. | |
Drei Monate lang wird sich das Parlament in allen seinen Ausschüssen nun | |
mit dem Senatsentwurf beschäftigen. Zum offiziellen Haushaltsgesetz für die | |
nächsten beiden Jahre wird er [3][voraussichtlich kurz vor Weihnachten] | |
gesetzt – allerdings ohne irgendwelche Festtagsstimmung auszulösen. | |
11 Sep 2025 | |
## LINKS | |
[1] https://www.parlament-berlin.de/adosservice/19/IIIPlen/vorgang/d19-2627.pdf | |
[2] /Linkspartei-im-Wandel/!6095726 | |
[3] /Haushaltsbeschluss-im-Abgeordnetenhaus/!6054486 | |
## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
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