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# taz.de -- Buchvorstellung mit Söder: „Mein Ego kommt damit zurecht“
> Die Vorstellung einer Merz-Biografie mit Markus Söder bietet mehr Klamauk
> als Erkenntnis. Klar wird: Der CSU-Chef kann das Sticheln nicht lassen.
Bild: Berlin, 17. Januar: Markus Söder (CSU) spricht bei der Buchvorstellung v…
Berlin taz | Derzeit erscheinen mehrere Biografien über Friedrich Merz, was
kein Wunder ist – der CDU-Chef, ohnehin eine interessante Person, hat gute
Chancen, der nächste Kanzler zu werden. Am Donnerstagabend stellte t-online
Journalistin Sara Sievert in Berlin-Prenzlauer Berg ihr Buch der „Der
Unvermeidbare“ vor, auf der Bühne im Wohnzimmerambiente war die ehemalige
Grünen-Chefin Ricarda Lang dabei. Am Freitagvormittag gab es dann eine Art
Kontrastprogramm.
In einem der nüchternen Räume, die im Gebäude der Bundespressekonferenz im
Berliner Regierungsviertel angemietet werden können, finden sich an
Stehtischen drei Männer ein: Autor Volker Resing, der lange beim
Herder-Verlag gearbeitet hat und jetzt Innenpolitikchef bei Cicero ist.
Manuel Herder, „Verleger in der sechsten Generation“ des gleichnamigen
Verlags – [1][und CSU-Chef Markus Söder.] Wegen diesem und vermutlich auch,
weil der Ort schön zentral liegt, haben sich die Berliner
CDU-Berichterstatter*innen fast vollständig im Saal eingefunden.
Nur: Wer gekommen ist, um mehr über Merz, oder zumindest über Söders
wirklichen Blick auf den CDU-Chef zu erfahren, wird an diesem Morgen
weitgehend enttäuscht. Söder redet, wie immer eigentlich, doch lieber über
sich selbst. Da wird gewitzelt, gefrotzelt und gestichelt, sehr dosiert,
aber doch vernehmbar gegen Merz; richtig bekommen Olaf Scholz und Robert
Habeck einen mit, auch Angela Merkel natürlich und Armin Laschet. Den
hätten, so Söder, doch manche Delegierte 2021 nur in dem Glauben zum
CDU-Chef gewählt, dass er jemand anderem die Kanzlerkandidatur überlasse.
Dass er dieser jemand gewesen wäre und Laschets Kandidatur scheiterte, muss
Söder hier nicht erwähnen.
Abgekanzelt wird auch so mancher, der Söder eine Frage stellt. Warum er,
der immerhin Bayern zu regieren habe, das Buch vorstelle, will Verleger
Herder ganz zu Beginn der einstündigen Veranstaltung wissen. „Weil sie mich
gefragt haben“, antwortet Söder. Wobei die Frage vielleicht nicht ganz
glücklich gestellt, aber eigentlich doch eine interessante ist.
Merz, sagt Söder, sei einer der Christdemokraten, die immer sehr nah bei
der CSU standen. Merz pflege einen respektvollen Umgang, weder stichele er,
noch mache er hintenrum Politik. Da macht sich im Publikum ein Schmunzeln
breit, ist doch Söder genau für das Gegenteil bekannt. Und was unterscheide
ihn von Merz, will Herder nun von Söder wissen. Er habe erstens das bessere
Abitur, möge die Beatles, Merz dagegen die Stones, und Bayern sei im
Fußball doch erfolgreicher als Dortmund, antwortet Söder.
So geht das hin und her, oder eigentlich mehr her, weil vor allem Söder
redet. Mit dabei hat er ein paar Allgemeinplätze über den „kantigen“ Merz
und dessen Kompetenz in der Wirtschafts-, Migrations- und Außenpolitik und
seine Netzwerke in den USA, was mit Blick auf die Trump-Präsidentschaft
sehr nütze. „Und dann gibt es noch eine Vorbildfunktion von Friedrich
Merz“, sagt Söder. „Man muss nur lang genug kandidieren.“ Das sei ja wie
Comedy, murmelt einer hinten im Publikum. Merz hat bekanntlich drei Anläufe
gebraucht, um CDU-Chef zu werden.
Für den CDU-Chef, sagt Söder, sei die Wahrscheinlichkeit, Kanzlerkandidat
zu werden, nun einmal deutlich größer als für den Vorsitzenden der kleinen
Schwesterpartei. Immerhin räumt der Franke ein, dass Merz der international
Erfahrenere sei und berichtet, dass die allwöchentlichen Konferenzen keine
„Verkündungsschalten“ seien. „Mit ihm kann man reden, das ist ein hohes
Gut.“
Er könne Merz aus voller Überzeugung unterstützen, sagt Söder. Und schließt
dann doch wieder eine Koalition mit den Grünen aus und nennt Migration „das
vielleicht wichtigste Wahlkampfthema“. Genau das aber empfinden so manche
in der CDU alles andere als unterstützend. Denn Merz will [2][im Wahlkampf]
keine Koalitionsdebatten führen und vor allem das Thema Wirtschaft nach
vorne schieben – und das wissen hier auch die meisten im Saal. Er habe vor
Merz persönlichen Respekt „und deshalb kommt auch mein Ego damit zurecht“,
sagt Söder dann noch. Die Zweifel daran, ob das wirklich der Fall ist, sind
nach diesem Freitagmorgen nicht kleiner geworden.
17 Jan 2025
## LINKS
[1] /Markus-Soeder-und-die-K-Frage/!6034316
[2] /Wahlprogramm-von-CDU/CSU/!6056715
## AUTOREN
Sabine am Orde
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