Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Italienischer Fotograf gestorben: United Colors of Oliviero Toscani
> Mit Werbekampagnen für Benetton löste Oliviero Toscani in den 1990er
> Jahren Debatten aus. Jetzt ist der Fotograf im Alter von 82 Jahren
> gestorben.
Bild: Eine Kampagne des italienischen Fotografen Oliviero Toscani für die Mark…
„Wohlbehütete Bürger in den reichen Gegenden der Welt …erfahren vorwiegend
durch die Kamera von den Schrecken dieser Welt.“ Schreibt [1][Susan Sontag]
in ihrem Essay „Über Fotografie“ und schickt gleich einen Zusatz hinterher,
um die Aussage zu verstärken: „Fotografien können den Betrachter quälen,
und sie tun es auch.“
Fotos des italienischen Fotografen Oliviero Toscani für [2][die Modemarke
Benetton] waren in den frühen 1990ern auf Plakatwänden in ganz Deutschland
verbreitet. In München hingen sie etwa im Universitätsviertel, rings um
Schelling- und Amalienstraße, wo ich meine Studienjahre verbracht habe.
Diese Toscani-Aufnahme von 1993 zeigt vermutlich die blutige Kleidung eines
Soldaten, der im Bosnienkrieg getötet wurde. Unten am Bildrand zu sehen ist
Werbung für einen Mantel- und Degenfilm mit Charlie Sheen. Krieg, Gewalt
und Leid, im Kino und Fernsehen zur spannenden Unterhaltung abstrahiert,
schienen damals weit weg vom Alltag zu sein.
Der italienische Fotograf Toscani hat das Gemetzel, das circa 900 Kilometer
südöstlich von München im Balkan vor sich ging, mit diesem Foto viel mehr
ins kollektive Gedächtnis gerufen als viele Nachrichten. „United Colors of
Benetton“: Das Rot des Bluts überdeckt alle anderen Farben der Fotografie,
das triefende T-Shirt weist bei genauerem Hinsehen ein Einschussloch auf,
rechts in Bauchhöhe, das Weiß außenrum wie eine Mahnung.
Toscani lernte sein Handwerk Anfang der 1960er in der Fotoklasse der
Hochschule für Gestaltung in Zürich. Von Anfang an ging es ihm darum,
Aufmerksamkeit mit Bildern zu erregen. „Am Ende bin ich sehr privilegiert,
selbst im Unheil!“, hat er zu seiner Tätigkeit als Fotograf gesagt.
13 Jan 2025
## LINKS
[1] /Biografie-ueber-Susan-Sontag/!5719479
[2] /Die-Werbepause/!5080167
## AUTOREN
Julian Weber
## TAGS
Fotografie
Werbung
Kampagne
Mode
Kunst
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Arbeitslosigkeit
## ARTIKEL ZUM THEMA
Realistische Malerei in Hamburg: Ein katholisches Glühen
Die Hamburger Deichtorhallen zeigen eine Retrospektive des Schweizer Malers
Franz Gertsch. Sind seine riesigen Gemälde wirklich so hyperrealistisch?
Kriegsfotografie aus der Ukraine: Im Leiden anderer erstarren
Die Wanderausstellung „Russian War Crimes“ gibt Einblick in ein
kriegsgebeuteltes Land. Zu sehen ist sie derzeit in der Berliner
Humboldt-Universität.
Die Werbepause: Langweilige Arbeitslose
Benetton wusste schon immer zu provozieren. Doch HIV-Kranke durch
Arbeitslose zu ersetzen, ist genauso spießig wie die Klamotten der Marke.
Mannequins und Magersucht: Tod eines Prototyps
Das Model Isabelle Caro war weltberühmt, als sie vor einem Jahr starb.
Nicht für ihre Schönheit, sondern weil sie dem Kampf gegen die Anorexie
eine Gestalt gab.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.