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# taz.de -- Neue Staffel „Squid Game“: Leider langatmig
> Während der Corona-Pandemie wurde „Squid Game“ zu einer der
> erfolgreichsten Serien aller Zeiten. Nun ist die lang ersehnte
> Fortsetzung erschienen.
Bild: Szene aus Squid Game Staffel 2
Verzweifelt schreit Seong Gi-Hun (Lee Jung-jae), dass sich niemand rühren
soll. Denn der überdimensionale Bewegungsmelder in Form eines Kindes
erkennt jede noch so kleine Bewegung, die sofort mit einem Kopfschuss
bestraft wird.
Zuerst will Gi-Hun niemand glauben, doch nach den ersten Toten folgen sie
seinen Anweisungen. Immer wieder dreht sich der Bewegungsmelder herum, sagt
„Rotes Licht, grünes Licht“ bevor er sich wieder zu den Spieler:innen
dreht und jede Regung bestraft. Es ist nicht das erste Mal, dass Gi-Hun an
diesem skrupellosen Wettbewerb teilnimmt.
Doch nun, wo er die Regeln und die unmenschlichen Spiele kennt, will er die
Menschen vor ihrem fast sicheren Tod bewahren. Doch nicht jeder will sein
und das Leben anderer retten. Denn es wartet ein gigantisches Preisgeld auf
die Gewinner:in. Rückgrat und Gemeinschaft sind plötzlich bedeutungslos.
[1][Die erste Staffel der Netflix-Serie „Squid Game“] brach im September
2021 alle bisherigen Rekorde. Inmitten der Corona-Pandemie traf die Serie
den Nerv der gelangweilten Leute, deren Lebensmittelpunkt das Wohnzimmer
war.
## Der Ernst der Situation
Das titelgebende Spiel ist eine Art blutbeschmiertes [2][„Takeshi’s
Castle“], in dem die Teilnehmer:innen zur Belustigung eines elitären,
geheimnisvollen Publikums tödliche Herausforderungen bestehen müssen. Der
Ernst der Situation erschließt sich nicht direkt allen Teilnehmenden. Doch
spätestens nach den ersten Opfern erkennen sie den Ernst der Situation.
In den ersten neun Folgen standen der verschuldete Seong Gi-Hun und der
Polizist Hwang Jun-ho (Wi Ha-joon) im Fokus. In der zweiten Staffel
versuchen nun beide wieder in das Spiel zu gelangen, um es endgültig
aufzuhalten.
Nach den ersten beiden von insgesamt sieben Folgen gelingt es Gi-Hun
wieder, Teil des „Squid Game“ zu sein. So trifft er auf unterschiedliche
Charaktere, darunter auch einen Rapper, ein Crypto-Scammer, eine
Schwangere, eine Trans-Person, ein Kampfsportler und ein ungleiches
Mutter-Sohn-Gespann.
Noch dazu versucht die Fortsetzung, die Wächter:innen zu beleuchten, die
hinter den Kulissen arbeiten und die Spieler:innen in Zaum halten. Das
sind individuell gute Ansätze mit erzählerischem Potenzial, doch die Folgen
sind derart überladen, dass man leicht den Überblick über die vielen
Handlungsstränge verfolgt.
## Hoffnung auf die finale Staffel
Die Handlung lässt Fokus und Stringenz vermissen, die tödlichen Spiele
haben bei weitem nicht mehr die Spannung wie noch in der ersten Staffel.
Dadurch ist die Rückkehr von „Squid Game“ deutlich langatmiger und
unspektakulärer als erwartet. Auch die politische Parallele zum
nordkoreanischen Nachbar wird nur angerissen und verliert dadurch jedes
Gewicht.
Während die erste Staffel noch eine in Teilen antikapitalistische Botschaft
in sich trug, wird die Fortsetzung der Serie nun vom Kapital diktiert. Zu
groß war der Erfolg mit Merchandise und Reality-TV Ablegern, um das Produkt
nicht weiter auszuschlachten. Dass die aktuelle Fortsetzung erfolgreich
wird, steht außer Frage.
2025 soll eine dritte Staffel das tödliche Spiel abschließen. Vielleicht
findet die Serie dann auch wieder den qualitativen Anschluss an die erste
Staffel.
29 Dec 2024
## LINKS
[1] /Kritik-an-Netflix-Serie-Squid-Game/!5806233
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Takeshi%E2%80%99s_Castle
## AUTOREN
Martin Seng
## TAGS
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