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# taz.de -- ARD-Serie über Levi Strauss: Amerikanischer Traum in Denim
> Die ARD-Serie „Levi Strauss und der Stoff der Träume“ erzählt von der
> Entstehung der Jeans – und zeichnet die USA als Land der unbegrenzten
> Möglichkeiten.
Bild: Die zwei Außenseiter Levi Strauss (Vincent Redetzki) und Goodman (Lukas …
Es beginnt mit einem Bild, das überdauerte und bis heute als Logo eines der
ikonischsten Kleidungsstücke unserer Zeit ziert: Zwei Pferde laufen in
entgegengesetzte Richtungen, zwischen ihnen eine Hose. Zwar spannt sie
unter der enormen Zugkraft, reißen aber wird sie nicht. Das öffentliche
Experiment soll die Robustheit von Levi Strauss’ neuem Produkt
demonstrieren, das einige Jahrzehnte später als [1][„Jeans“ zu weltweiter
Bekanntheit] und Beliebtheit finden wird.
Die Serie „Levis Strauss und der Stoff der Träume“ beleuchtet den steinigen
Weg, den der aus Franken stammende Kurzwarenhändler zurücklegen muss, ehe
er 1873 endlich ein entsprechendes Patent anmelden kann. Die vier Folgen,
inszeniert von Neele Leana Vollmar („Auerhaus“), die mit Robert Krause
(„Sisi“) auch das Drehbuch verfasste, betonen allerdings auch, dass es sich
keineswegs um den Erfolg eines einzelnen Mannes handelt.
[2][Parallel zu Levi Strauss] (Vincent Redetzki) blickt die Serie auf den
lettischen Schneider Jacob Davis (Anton von Lucke). Beide Männer fliehen
vor der ökonomisch prekären Situation in ihrer Heimat, die eng mit
antisemitischen Anfeindungen verwoben ist. Während Strauss gemeinsam mit
seiner Schwester Fanny (Amy Benkenstein) nach New York reist, um das
Stoffgeschäft seiner Brüder zu unterstützen, versucht Davis sein Glück im
vom Goldrausch gepackten Kalifornien.
## Mehr Pathos als es die Geschichte zulässt
Die späteren Geschäftspartner begegnen sich erstmals während der Überfahrt
über den Atlantik – so erzählt es zumindest die Serie, die das Geschehen in
typischer „ARD-Event-Mehrteiler“-Manier mitunter mit mehr Pathos auflädt,
als es die Geschichte zulässt.
Unterhaltungswert besitzen die 45-minütigen Episoden dennoch. Denn Vollmar
und Krause verknüpfen Strauss’ Weg, der ihn bald ebenfalls nach San
Francisco führt, um sich mit einem eigenen Geschäft selbstständig zu
machen, mit einem westerntypischen Schlagabtausch zwischen Gut und Böse.
Der skrupellose Unternehmer Mr. Eddy (Roland Koch) wird als sinistrer
Gegenspieler in Position gebracht, der in der „gesetzlosen“ Stadt hohe
Schutzgelder eintreiben lässt und unliebsame Journalisten kaltblütig aus
dem Weg räumt.
Dass sich Strauss gegen ihn behaupten kann, hat, mehr noch als mit seinem
eigenen Geschäftssinn, mit Davis’ Erfindergeist und dem Durchhaltevermögen
dessen Frau Annie (Lea van Acken) zu tun. Wie die Serie erfreulicherweise
klarstellt, war es der für Goldgräber schneidernde Davis, der die finale
Idee zur Jeans hatte. Weil die Hosen der Arbeiter unter der besonderen
Belastung ständig kaputtgingen, verstärkte er sie mit Nieten. Allerdings
fehlte ihm das Geld, um selbst ein Patent anzumelden.
Mit einer Erzählung um zwei Außenseiter, die sich letztlich gegen alle
Widerstände behaupten und gemeinsam ein Markenimperium erschaffen, bedient
sich die Serie recht routiniert des viel bemühten [3][„American
Dream“-Narratives.] Kurz vor der Rückkehr Donald Trumps, und damit in einer
Zeit, in der der Glaube an Gleichheit und soziale Aufstiegsmöglichkeiten in
den USA weiter erodiert, wirkt „Levi Strauss und der Stoff der Träume“
daher auch wie eine nostalgische Rückbesinnung auf die Ideale, die das Land
einst prägten – unabhängig davon, wie sehr sie in der Realität jemals
Bestand hatten.
Hohe Fernsehkunst ist das nicht. Doch als fiktive, aber reizvolle
Geschichtsstunde mit dramatischen Akzenten erfüllt die Serie durchaus ihren
Zweck.
2 Jan 2025
## LINKS
[1] /Schach-Posse-wegen-einer-Jeans/!6059356
[2] /Arbeitsbedingungen-in-Textilindustrie/!6033168
[3] /Ocean-Vuong-ueber-den-American-Dream/!5625041
## AUTOREN
Arabella Wintermayr
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