# taz.de -- Unterstützung für Familien: Elterngeld ist weniger wert | |
> Eine aktuelle Studie zeigt: Seit der Einführung 2007 ist das Elterngeld | |
> fast 40 Prozent weniger wert. An die Inflation wurde es nie angepasst. | |
Bild: Reicht das Elterngeld noch für einen guten Start ins Familienleben? | |
Berlin taz/dpa | Das Elterngeld ist einer Studie zufolge heute deutlich | |
weniger wert als zu seiner Einführung 2007. Die staatliche Leistung verlor | |
in den 16 Jahren bis 2023 rund 38 Prozent an Kaufkraft, wie aus einer noch | |
unveröffentlichten Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) | |
hervorgeht. | |
„Diese Entwicklung setzt sich ohne Inflationsausgleich weiter fort“, heißt | |
es in der Analyse von Studienautor Wido Geis-Thöne, die der dpa vorliegt | |
und die sich auf Daten des Statistischen Bundesamts und eigene Berechnungen | |
stützt. Die Effekte der Inflation seien demnach seit 2007 nie ausgeglichen | |
worden. Die Kaufkraftverluste beträfen auch „immer weitere Teile der | |
Mittelschicht“. | |
Eltern, die kein eigenes Einkommen erzielen, erhalten den Mindestbetrag von | |
300 Euro monatlich. Dieser Betrag sei auch seit Einführung der Leistung | |
nicht mehr angepasst worden. „Dabei hätte er bis zum Jahr 2023 um 37,8 | |
Prozent auf 413 Euro steigen müssen, um den inflationsbedingten | |
Kaufkraftverlust seit dem Jahr 2007 auszugleichen“, heißt es. | |
Alle Einkommensschichten müssten Verluste hinnehmen. „Deutlich an Kaufkraft | |
verloren hat das Elterngeld auch für Personen, die den Höchstsatz beziehen, | |
der bei einem Inflationsausgleich von 1.800 Euro auf 2.480 Euro hätte | |
steigen müssen“, schreibt das als wirtschaftsliberal und arbeitgebernah | |
geltende IW. Der Höchstsatz beim Elterngeld wurde jahrelang nicht nach oben | |
angepasst. Dies führt dazu, dass immer mehr Familien wegen steigender | |
Einkommen den Höchstsatz von 1.800 Euro monatlich erreichen. | |
## Kein Elterngeld mehr ab 175.000 Euro | |
Zum Elterngeld hatte die gescheiterte Ampel-Regierung aus SPD, Grünen und | |
FDP bei Amtsantritt deutliche Verbesserungen versprochen. Unter anderem | |
heißt es im Koalitionsvertrag dazu: „Wir werden den Basis- und Höchstbetrag | |
beim Elterngeld dynamisieren.“ Eingelöst wurde das nicht. | |
[1][Nach umfänglichen Diskussionen] wurde allerdings die Bezugsgrenze für | |
höhere Einkommen und beim parallelen Bezug beider Elternteile herabgesetzt. | |
Ab April 2025 sollen Mütter und Väter das Elterngeld als Lohnersatzleistung | |
nur noch dann erhalten, wenn ihr zu versteuerndes gemeinsames | |
Jahreseinkommen 175.000 Euro nicht überschreitet. Die Grenze war bereits im | |
April dieses Jahres auf 250.000 Euro gesenkt worden. Davor hatte sie noch | |
bei 300.000 Euro gelegen. | |
## Parteien fordern (wieder) Verbesserung | |
Die [2][Grünen fordern in ihrem Programm] für die kommende Bundestagswahl | |
eine Erhöhung des Elterngelds auf mindestens 400 Euro und maximal 2400 | |
Euro. Die Partei begründet das allerdings nicht mit dem Kaufkraftverlust: | |
Man wolle das Elterngeld attraktiver machen, um eine gerechtere | |
Aufgabenteilung in Familien zu erreichen. Teilten sich Eltern bereits die | |
Elternzeit gerecht auf, setze sich dies später häufig fort. | |
Auch die SPD will das Elterngeld anpassen und „stärkere Anreize für Väter | |
setzen“. So soll jeder Elternteil einen Anspruch auf sechs Monate | |
Elternzeit erhalten, die nicht übertragbar sind. Weitere sechs Monate | |
Elternzeit können die Eltern weiterhin frei verteilen. Der Bezugszeitraum | |
des Elterngelds würde damit von 14 auf 18 Monate steigen. Dies soll den | |
Anreiz für Väter erhöhen, mehr als die zwei sogenannten „Vätermonate“ zu | |
nehmen. | |
26 Dec 2024 | |
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