# taz.de -- Bedrohte Pressefreiheit in Österreich: FPÖ setzt neuen Bosheitsst… | |
> Nach einer kritischen Recherche drohte der Wiener FPÖ-Chef der | |
> Tageszeitung „Der Standard“. Die anderen Parteien lassen das der FPÖ | |
> durchgehen. | |
Bild: Fühlt sich verfolgt: Dominik Nepp, Stadtrat und FPÖ-Landesparteiobmann … | |
Wien taz | Zwar stecken [1][die Regierungsverhandlungen zwischen FPÖ und | |
ÖVP] noch am Anfang. Das hindert die rechtsradikale FPÖ aber nicht, schon | |
jetzt Drohungen gegen Medien auszusprechen – diesmal gegen die Tageszeitung | |
Der Standard aus Wien. „Fünf gute Jahre, wenn es mit diesem ‚Scheißblatt�… | |
endlich vorbei ist“, schrieb Dominik Nepp, Stadtrat und | |
FPÖ-Landesparteiobmann in Wien. Nachsatz: „Presseförderung nur mehr für | |
echte Qualitätsmedien.“ Das X-Posting erreichte mittlerweile mehr als | |
250.000 Menschen. | |
Seit Jahren fühlt sich die FPÖ von kritischen Medien verfolgt. Sie macht | |
keinen Hehl daraus, das tatsächlich problematische System aus | |
Medienförderungen und willkürlich verteilten Regierungsinseraten umbauen zu | |
wollen – freilich nur im eigenen Interesse. Auch den ORF, das größte | |
Medienhaus Österreichs, will sie beschneiden. Eine so offen ausgesprochene | |
Drohung ist aber sogar für die hiesigen Verhältnisse ungewohnt. | |
Was war der Stein des Anstoßes? Der Standard [2][hatte über eine Recherche | |
des öffentlich-rechtlichen Senders France Télévisions berichtet.] Weil die | |
französischen Journalisten keinen Interviewtermin bei der FPÖ bekamen, | |
besuchten sie den öffentlichen „FPÖ-Stammtisch“ in einem Wiener Gasthaus. | |
Dort sprachen auch die Abgeordneten Harald Stefan und Markus Tschank. Von | |
ihnen kamen mehrere rassistische und anderweitig problematische Aussagen. | |
Stefan bezeichnete Geflüchtete aus Afghanistan etwa als „Gesindel“. Zur EU | |
meinte er, man müsste „eigentlich eh austreten“. Tschank forderte unter | |
anderem, Migranten „mit aller Staatsgewalt vor die Türe zu setzen“. Die | |
Europäische Menschenrechtskonvention bezeichnete er als Hindernis, „leider | |
im Verfassungsrang“. | |
## Fantasien vom „Volkskanzler“ | |
Die FPÖ zeigt sich dünnhäutig gegenüber der Berichterstattung. Man arbeite | |
mit „Stasi-Methoden“, sagte FPÖ-Mediensprecher Christian Hafenecker. Zudem | |
warf er der internationalen Presse vor, eine [3][Russland-Nähe der FPÖ] | |
„herbeizufantasieren“. Dabei schloss die Partei schon 2016 einen | |
„Freundschaftsvertrag“ mit Putins Partei Einiges Russland. Auch setzte sie | |
sich für russisches Gas sowie gegen Russland-Sanktionen ein. | |
Auch über angebliche „Nazi-Anspielungen“ in der Auslandspresse beschwerte | |
sich Hafenecker. Diese macht die FPÖ aber schon selbst: Parteichef Herbert | |
Kickl will „Volkskanzler“ werden – ein Begriff, den NS-Propagandaminister | |
Joseph Goebbels etabliert hat. Wie schon die Nazis spricht Kickl zudem von | |
„Systemparteien“ und „Systempolitikern“. | |
Längst hat sich die FPÖ über Kanäle wie FPÖ-TV und befreundete | |
Alternativmedien wie AUF1 und Unzensuriert.at ein paralleles | |
Medienuniversum aufgebaut. Dieses soll nun weiter wachsen, mit einem neuen | |
TV-Studio und einer nachrichtlichen Website. Ziel ist laut Mediensprecher | |
Hafenecker „Content, Content, Content“, der „ungefiltert“ die Menschen | |
erreichen soll. Im Lauf des Jahres soll zudem ein bundesweiter | |
FPÖ-Radiosender starten. Zu den Kosten wollte sich Hafenecker nicht | |
äußern. | |
FPÖ-Mann Dominik Nepp, der dem Standard drohte, wird weiter Stadtrat in | |
Wien bleiben. Die Stadtregierung aus SPÖ und Neos kritisierte auf | |
taz-Anfrage zwar die Äußerungen, will aber keine Konsequenzen ziehen. | |
Ähnlich bei der ÖVP, die an ihren Verhandlungen mit der FPÖ festhält. Die | |
österreichischen Medien müssen sich auf weiteren Druck einstellen. | |
15 Jan 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Regierungsbildung-in-Oesterreich/!6057277 | |
[2] https://www.derstandard.at/story/3000000252773/fpoe-politiker-in-heimlicher… | |
[3] /Regierungsbildung-in-Oesterreich/!6056901 | |
## AUTOREN | |
Florian Bayer | |
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