| # taz.de -- Landtagswahl in Österreich: Burgenland bleibt rot – trotz blauer… | |
| > Die SPÖ verliert zwar ihre absolute Mehrheit, bleibt aber mit 46 Prozent | |
| > klar stärkste Kraft. Die rechte FPÖ landet auf Platz zwei. Ein Triumph | |
| > für SPÖ-Mann Doskozil? | |
| Bild: Jüngst gab es in Österreich Proteste gegen die FPÖ. Im Burgenland wäh… | |
| Wien taz | Der Erfolgslauf der FPÖ geht weiter, diesmal bei der | |
| Landtagswahl im Burgenland: Von 9,8 Prozent auf 23 Prozent hat sie sich | |
| mehr als verdoppelt. Dennoch reichte das nur für Platz zwei. Den Sieg fuhr | |
| die SPÖ ein, die seit 1964 noch jede burgenländische Landtagswahl gewann. | |
| Sie verlor zwar ihre absolute Mehrheit, kam aber mit 46,4 Prozent | |
| deutlicher als erwartet auf Platz eins. | |
| Knapp hinter der [1][FPÖ] landete die ÖVP mit 22,3 Prozent, ein Minus von | |
| knapp neun Prozentpunkten. In den burgenländischen Landtag einziehen werden | |
| auch die Grünen, sie kamen auf 5,6 Prozent. Die liberalen Neos (2 Prozent) | |
| sowie eine regionale Liste schafften den Einzug hingegen nicht. | |
| Trotz des Verlusts der absoluten Mehrheit hat der amtierende | |
| SPÖ-Landeshauptmann [2][Hans Peter Doskozil] Grund zur Freude: Das Ergebnis | |
| macht einen Zusammenschluss von FPÖ und ÖVP gegen die SPÖ unmöglich – jen… | |
| Parteien, die derzeit auch im Bund eine Regierung verhandeln. Doskozil hat | |
| nun die Wahl zwischen ÖVP, FPÖ und Grünen für eine Koalitionsregierung. | |
| Als früherer burgenländischer Polizeichef, ehemaliger Verteidigungsminister | |
| im Bund und aufgrund seiner konservativen Positionen in der | |
| Migrationspolitik gilt Doskozil als Vertreter des rechten SPÖ-Flügels. | |
| Durch die Lage im Osten Österreichs mit Grenzen nach Ungarn, Slowakei und | |
| Slowenien verfängt das Thema Migration im Burgenland besonders. | |
| ## Mit der Burgenland Holding gegen die Strukturschwäche | |
| Gleichzeitig setzte Doskozil stark auf Förderungen und Investitionen – im | |
| vergleichsweise strukturschwachen und teils peripheren Burgenland ebenso | |
| entscheidend. Über seine Burgenland Holding kontrolliert das Land | |
| mittlerweile 81 Unternehmen mit mehr als 6.600 Beschäftigten – von Thermen | |
| über Busunternehmen bis hin zu einer Hochzeitsplanungsplattform. | |
| Doskozils Agenda umfasste zudem einen Mindestlohn von 2.270 Euro netto für | |
| Landesbedienstete, kostenlosen Kindergarten und eine umfassende | |
| Pflegereform mit geplanten Stützpunkten in allen 171 Gemeinden. Im | |
| öffentlichen Verkehr gründete das Land ein eigenes Busunternehmen. Doch die | |
| Politik hat ihren Preis: Seit 2019 sind die Landesschulden um 41 Prozent | |
| gestiegen. Kritiker bemängeln zudem die intransparenten Strukturen der | |
| Landesholding und gekürzte Gemeindezuweisungen. | |
| Die FPÖ war mit [3][Norbert Hofer] in die Landtagswahl gegangen, der ebenso | |
| in der Bundespolitik große Bekanntheit erreichte. Der frühere | |
| Infrastrukturminister und dritte Nationalratspräsident galt als höflich im | |
| Ton, aber um nichts weniger hart in der Sache als derzeit Herbert Kickl. | |
| Den prozentual größten FPÖ-Erfolg überhaupt erlangte er bei der | |
| Bundespräsidentschaftswahl 2016: In der ersten Runde landete er mit 35 | |
| Prozent auf Platz eins, bevor er in der Stichwahl hauchdünn gegen den | |
| Grünen Alexander Van der Bellen verlor. | |
| Das Burgenland ist mit rund 300.000 Einwohnern das kleinste österreichische | |
| Bundesland. Trotz seiner besonderen regionalen Charakteristika dürfte das | |
| Ergebnis im Bund für Wellen sorgen: Die FPÖ wird ihren zweiten Platz als | |
| weiteren Erfolg verkaufen können, während der dritte Platz der ÖVP für | |
| zusätzliche Unruhe in der Partei sorgen wird. | |
| ## Wer könnte von der SPÖ rechtsneigende Wähler gewinnen? | |
| Die größten Wellen dürfte es aber in der SPÖ geben. Sie erreichte bei der | |
| [4][Nationalratswahl letzten Herbst] mit 21,14 Prozent das schlechteste | |
| Ergebnis aller Zeiten. Ins Rennen gegangen war da Andreas Babler, der zuvor | |
| noch als große Zukunftshoffnung gegolten hatte und gern Bundeskanzler | |
| geworden wäre. | |
| Im Mai 2023 hatte der dezidiert linke Babler in einer Mitgliederbefragung | |
| den SPÖ-Bundesparteivorsitz knapp gewonnen – gegen Doskozil. Die Befragung | |
| selbst hatte Doskozil mit seinen Querschüssen gegen die Bundespartei | |
| wesentlich mitverursacht, weil er mit dem Mitte-Links-Kurs der Bundespartei | |
| unzufrieden war. | |
| Während [5][Babler nicht ausreichend rechtsgeneigte Wähler für sich | |
| gewinnen konnte], wird Doskozil genau das zugetraut – nach der nunmehrigen | |
| Landtagswahl wohl mehr denn je. Mit weiteren Querschüssen aus dem | |
| Burgenland nach Wien ist auch weiterhin zu rechnen. | |
| 19 Jan 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Bedrohte-Pressefreiheit-in-Oesterreich/!6058813 | |
| [2] /Wahlpanne-bei-Oesterreichs-Sozialdemokraten/!5939144 | |
| [3] /Praesidentschaftskandidat-Norbert-Hofer/!5328346 | |
| [4] /Oesterreich-hat-gewaehlt/!6039469 | |
| [5] /Krise-in-Oesterreichs-Sozialdemokratie/!5927384 | |
| ## AUTOREN | |
| Florian Bayer | |
| ## TAGS | |
| Österreich | |
| FPÖ | |
| SPÖ | |
| Landtag | |
| GNS | |
| Österreich | |
| FPÖ | |
| Wintersport | |
| Österreich | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Kommunalwahl in Niederösterreich: ÖVP kommt zunehmend in Bedrängnis | |
| Im tiefschwarzen Niederösterreich verliert die konservative Volkspartei | |
| fast sechs Prozentpunkte. Die rechtsradikale FPÖ verdoppelt sich. | |
| Bedrohte Pressefreiheit in Österreich: FPÖ setzt neuen Bosheitsstandard | |
| Nach einer kritischen Recherche drohte der Wiener FPÖ-Chef der Tageszeitung | |
| „Der Standard“. Die anderen Parteien lassen das der FPÖ durchgehen. | |
| Folgen des Klimawandels für Wintersport: In Jungholz fährt kein Lift mehr | |
| Weil es zu warm ist und der Schnee ausbleibt, bietet ein Tiroler Dorf sein | |
| Skigebiet zum Kauf an. Manche sehen das als Chance für etwas Neues. | |
| Demos gegen FPÖ-Regierung: Das andere Österreich | |
| Dass die rechtsextreme FPÖ ihre nächste Regierung anführen soll, treibt in | |
| der Alpenrepublik zehntausende Demokrat:innen auf die Straße |