# taz.de -- Meta und Joe Rogan verstehen sich gut: Zwei Männer, ein Plan | |
> Nachdem Mark Zuckerberg öffentlich mit dem künftigen US-Präsidenten | |
> kuschelte, war er bei Trump-Fan Joe Rogan zu Gast. Was steckt dahinter? | |
Bild: Erfolgreichster Podcaster der Welt: Joe Rogan | |
Mark Zuckerbergs [1][Annäherung an den Trump’schen Hofstaat] vollzog sich | |
in mehreren Akten. Im Dezember spendete der Meta-Chef eine Million | |
US-Dollar für die Amtseinführung Trumps. Nach seiner Ankündigung, | |
Faktenchecks bei Meta einzustellen, traf er den Präsidenten in spe auf | |
dessen Anwesen in Mar-a-Lago. Am Wochenende erschien Zuckerberg für ein | |
fast dreistündiges Gespräch im Podcast von Joe Rogan, wo er öffentlich | |
Abbitte leistete. | |
Zuckerberg erzählte, wie er [2][den Regierungen] der Demokraten gegenüber | |
zu hörig gewesen sei und unliebsame Meinungen und Informationen auf | |
Facebook entfernt habe. Er äußerte sich optimistisch über die künftige | |
Trump-Regierung („Ich denke, er möchte einfach, dass Amerika gewinnt“) und | |
zeigte sich zuversichtlich, [3][dass Trump] das Wohlergehen seines Konzerns | |
Meta als amerikanisches Wirtschaftsinteresse begreifen würde. | |
Auch forderte der Tech-Boss mehr „maskuline Energie“ in amerikanischen | |
Unternehmen: „Ich denke, maskuline Energie ist gut, und natürlich gibt es | |
in der Gesellschaft viel davon, aber ich denke, die Unternehmenskultur hat | |
versucht, sich davon zu entfernen.“ | |
Dass Zuckerberg seinen öffentlichen Kotau bei Joe Rogan vollzog, liegt wohl | |
nicht nur daran, dass Rogan mit 19 Millionen Abonnenten auf Youtube und | |
mehr als 15 Millionen auf der Streamingplattform Spotify den | |
meistabgerufenen Podcast der Welt hat. Es zeigt, wie sich der 57-jährige | |
Podcaster selbst an Trump und seine MAGA-Entourage angenähert hat. | |
So hatte Rogan kurz vor der Präsidentschaftswahl Trump selbst, seinen | |
Vizekandidaten J. D. Vance sowie Tesla-Chef Elon Musk in seinem Studio in | |
Austin, Texas, zu Gast. Am Vorabend der Wahl sprach sich Rogan direkt für | |
Trump aus. | |
Diese Parteinahme war ein Einschnitt. Rogan, der seine Karriere als | |
Schauspieler, Comedian und Mixed-Martial-Arts-Kommentator begann, hatte | |
immer wieder mit rechten Positionen geflirtet und aus seiner Ablehnung des | |
demokratischen und republikanischen Establishments keinen Hehl gemacht. | |
In den vergangenen Jahren lud er Impfskeptiker ein, die ihre Ansichten | |
großteils unwidersprochen ausbreiten durften, was auch Rogans offenem und | |
wenig konfrontativem Gesprächsstil geschuldet war. 2022 musste sich der | |
Podcaster für die wiederholte Verwendung des „N-Worts“ entschuldigen, | |
beteuerte aber, kein Rassist zu sein. | |
## Gerne mal einen Joint | |
Das linksliberale Milieu hatte Rogan schon länger mit Skepsis bis Ablehnung | |
beäugt. Und doch hatte sich der bullige Glatzkopf bis kürzlich einen Nimbus | |
der Unabhängigkeit bewahrt. Sein genuines Interesse und seine nicht klar | |
einzuordnenden politischen Überzeugungen machten seinen Podcast auch über | |
ideologische Grenzen hinweg zu einem beliebten Format. | |
Rogan spricht mit seinen Gästen über alles Mögliche – von Psychedelika üb… | |
Religion bis zu Theorien über Aliens – und raucht dabei gerne mal einen | |
Joint. 2020 diskutierte er mit Bernie Sanders über demokratischem | |
Sozialismus und sprach sich im Anschluss für Sanders als Kandidat der | |
Demokraten aus. | |
Als Kamala Harris die Wahl gegen Trump verlor, meldeten sich auch Stimmen | |
aus dem demokratischen Spektrum, die Harris dafür kritisierten, dass sie | |
die Einladung in seinen Podcast ausgeschlagen hatte. Für manche stand die | |
Weigerung dafür, dass die Demokraten Rogans überwiegend männliche und | |
politisch nicht ordentlich sortierte Zuhörerschaft aufgegeben hatten. | |
Rogans öffentliches Anschmiegen an Trump und Co. hat ein persönliches | |
Vorspiel. Rogan ist seit Anfang der 2000er Jahre eng mit Dana White | |
befreundet, dem Vorsitzenden der Ultimate Fighting Championship (UFC), | |
deren Kämpfe Rogan kommentiert. White hatte sich im Sommer 2016 für Trump | |
als Präsident ausgesprochen und nach dessen gewonnener Wahl im November | |
2024 auf der Bühne der Siegesfeier geredet. Vergangene Woche berief | |
Zuckerberg den UFC-Chef White in den Verwaltungsrat von Meta. | |
Die Entwicklung von Rogan und Zuckerberg zeigt einen Paradigmenwechsel in | |
der US-Politik. Und die Dynamik von Trumps Bewegung. Nicht dessen erste | |
Amtszeit, so scheint es im Rückblick, sondern die Zwischenphase von Joe | |
Biden war der Ausrutscher. | |
15 Jan 2025 | |
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## AUTOREN | |
Leon Holly | |
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