# taz.de -- Geschlechtergerechtigkeit Skispringen: Eine Freude zum Anfassen | |
> Die Skispringerin Selina Freitag hat Shampoo und Handtücher statt | |
> Preisgeld bekommen. Ein Plädoyer für mehr Sachpreise im Profisport, auch | |
> für Männer. | |
Bild: Geschenkekörbe waren auch schon in der ehemaligen DDR beliebt | |
Mit ungewollten Geschenken kennen sich die meisten von uns saisonal bedingt | |
ja aus. So lässt sich derzeit vielleicht besonders tief nachempfinden, wie | |
es Selina Freitag erging. Die Skispringerin erhielt für ihren Sieg in der | |
Qualifikation zur „Two Nights“-Tour ein Präsent, von dem die Funktionäre | |
annahmen, dass es eine Frau von Herzen freut: Shampoo. | |
„[1][Die Herren] bekommen für einen Sieg in der Quali 3.000 Schweizer | |
Franken – und ich habe gestern für meinen Quali-Sieg ein Partnerbag mit | |
Duschgel, Shampoo und vier Handtüchern bekommen. Nach dem Motto: ‚So, hier, | |
wir hatten leider keinen 500er übrig‘“, klagte die 23-jährige Athletin. | |
Die Ungleichbehandlung hat System. Schon der ganze Wettbewerb, in dem | |
Selina Freitag antrat und einen Podestplatz (mit ebenfalls höchst | |
ungleichen Prämien) verpasste, ist ein ungeliebter Kompromiss. Eigentlich | |
nämlich wollen die Frauen seit Jahren eine Vierschanzentournee wie die | |
Männer springen. Stattdessen sollen sie vorläufig eine halbe Tour springen | |
– vor jenem Restpublikum, das noch nicht weggefroren ist. Anschließend gibt | |
es die Haarwäsche geschenkt. DSV-Sportdirektor Horst Hüttel kommentierte | |
[2][den Kaffeeservice-Moment] des Skisprungs so: „Handtuch und Duschgel ist | |
ein bisschen unglücklich gewählt. Da ist wahrscheinlich gescheiter, man | |
gibt gar nichts.“ | |
Dabei ist das mit dem Schenken grundsätzlich keine schlechte Sache. Statt | |
Tausende, Zehntausende oder im Fußball gar Millionen von Euros als | |
Preisgelder an die Männer (und zunehmend Frauen) zu zahlen, warum nicht mal | |
bodenständige Sachleistungen? Auch den Männern mal eine Freude zum Anfassen | |
machen? Das hat im Spitzensport durchaus Tradition: Die Fußball-Helden von | |
Bern freuten sich 1954 über Fernseher und Kühlschränke, Skirennläuferin | |
Lindsey Vonn entschied sich einst für eine Kuh statt 5.000 Euro Siegprämie. | |
Im Männerfußball gab es neben den unvermeidlichen Autos auch schon Pornos | |
und lebenslang Freibier. Felgen, Titten, Saufen? | |
taz zwei ist da feinsinniger und sammelt die schönsten Geschenkideen für | |
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2 Jan 2025 | |
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## AUTOREN | |
Alina Schwermer | |
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