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# taz.de -- Investoren im Fußball der Frauen: Männersache Frauenfußball
> Der Angel City FC ist als Frauenprojekt in die US-Profiliga gestartet.
> Nun steigen neue Investoren in den Klub ein und die Idee scheint zu
> scheitern.
Bild: Himmlisch: Mary Alice Vignola nach einem Treffer für Angel City
Vor vier Jahren war der [1][Angel City FC] mit viel Tamtam an den Start
gegangen. Er spielt in der US-Profifußballliga der Frauen, der [2][National
Women’s Soccer League]. Das Geld kam von einer überwiegend weiblichen
Eigentümerinnengruppe: Schauspielerinnen wie Natalie Portman, Uzo Aduba,
Jennifer Garner oder Eva Longoria, durch den Sport reich gewordene
Athletinnen wie [3][Serena Williams], [4][Billie Jean King] oder
Ex-Fußballerinnen wie Julie Foudy, Mia Hamm oder [5][Abby Wambach] gaben
Geld. Es ist oder war der Versuch, einem Profifußballklub ein modernes,
feministisches Gesicht zu geben. Vielleicht aber scheitert das Projekt
gerade.
Nun ist nämlich der Männerklub Los Angeles FC beim benachbarten Frauenklub
eingestiegen. Der Männerverein wird aktuell auf 1,15 Milliarden Dollar
geschätzt, der Frauenklub auf 250 Millionen Dollar. Im engeren
betriebswirtschaftlichen Sinn dürfte der Deal nicht sehr relevant sein.
Seine Bedeutung speist sich aus den gesellschaftlichen Dimensionen, die er
haben könnte – und die das Projekt eines fast reinen Frauenvereins zunichte
machen könnte, und zwar mit den wirksamsten Mitteln dieses Zeitalters, den
kapitalistischen.
Die Ökonomie ist leicht erklärt: Als Angel City FC 2022 einen Pachtvertrag
für das Stadion von Los Angeles FC unterzeichnete, wurden Optionsscheine
ausgegeben; diese Optionen hat LAFC jüngst gezogen. Hintergrund ist, dass
es bei Angel City einen Besitzerwechsel gab.
Die Journalistin Willow Bay und ihr Ehemann Bob Iger, der Chef von Walt
Disney, kauften rund 40 Prozent der Klubanteile und investierten zusätzlich
50 Millionen. Ziel ist, endlich nicht nur wertvollster, sondern auch bester
Frauenklub der Welt zu werden. Allerdings verliert der Klub durch die neuen
Kapitalgeber tendenziell die Chance, als besonderer und besonders geliebter
Klub in die Fußballgeschichte einzugehen.
## Investment gegen den Trend
Das Investment der reichen Promifrauen war nämlich interessant, wohl auch
gut, vor allem aber: Es war gegen den Trend. Der geht nämlich in Ländern
wie Deutschland, Spanien oder England in die Richtung, dass nur noch solche
Frauenfußballvereine erfolgreich überleben können, die [6][unter dem Dach
eines kapitalstarken Männervereins] existieren. Die Bundesliga etwa wird
von Bayern München und dem VfL Wolfsburg dominiert, zuletzt begab sich der
1. Frauenfußballklub Frankfurt zur reicheren Männer-Eintracht.
Ein dem Angel City FC vergleichbares Experiment gibt es in Deutschland
auch. Der [7][FC Viktoria Berlin] legte 2022 mit strukturell ähnlichen
Unterstützerinnen los: Risikokapitalgeberinnen und ein paar prominente
Frauen wie Ex-Schwimmerin Franziska van Almsick, Comedienne Carolin Kebekus
oder Moderatorin Dunja Hayali sollten den Klub und den Fußballsport
weiblicher machen.
Sowohl in Berlin als auch in Los Angeles klingt (besser vielleicht: klang)
das durchaus nach einem nicht unrealistischen Plan. Doch bei Angel City FC
blieb der Erfolg aus, jetzt klopft ein Männerverein mit Geld an. Und der FC
Viktoria kickt noch immer in der drittklassigen Regionalliga. In diesem
Jahr ist der Hauptgegner der Berlinerinnen ein Verein, der so deutlich wie
kaum ein anderer macht, wie sehr der Kapitalismus alle noch so geschickt
eingefädelte Emanzipation dominieren kann: [8][RB Leipzig] II.
10 Oct 2024
## LINKS
[1] /Frauenfussballprojekt-in-den-USA/!5867934
[2] /Fussball-in-den-USA/!5947648
[3] /Karriereende-von-Serena-Williams/!5874626
[4] /Streitbare-Tennis-Queen-PORTRAIT/!418914/
[5] /Kopfballspielerin-Abby-Wambach/!5116379
[6] /Finanzielle-Entwicklung-im-Frauenfussball/!5789500
[7] /Frauenfussball-mit-Investorinnen/!5937253
[8] /Frauenfussball-in-Leipzig/!5454787
## AUTOREN
Martin Krauss
## TAGS
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Fußball
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Sexismus
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