# taz.de -- Konzertempfehlungen für Berlin: Radikal freundlich | |
> Reinhard Kleist widmet sich in einer Graphic-Novel David Bowie, außerdem | |
> gibt es viel Jazz und Outernational präsentiert „Songs of Radical | |
> Kindness“. | |
Bild: Ausschnitt aus der Graphic Novel „Starman – David Bowie's Ziggy Stard… | |
Zu den Mythen, die man in Berlin immer wieder gerne abruft, gehören David | |
Bowies Jahre in der Stadt. Und auch wenn der seinerzeit bald weiterzog und | |
all das ja fast auch schon ein halbes Jahrhundert her ist, tragen seine | |
Berlin-Alben immer noch zum Appeal bei, den die Stadt für den musikalischen | |
Nachwuchs hat. | |
Der Graphic-Novel-Künstler Reinhard Kleist widmet sich nach seinem ersten | |
Band, der von Bowies Durchbruch als Ziggy Stardust erzählte, im Nachfolger | |
„Low“ nun besagten Jahren – was am Freitag im legendären Meistersaal der | |
Hansa-Studios mit einer Release-Party gefeiert wird. Bei der gibt es unter | |
anderem ein Livedrawing-Konzert, bei dem The Good Sons die Musik liefern, | |
während Kleist eine Kostprobe seiner Zeichenkünste gibt (22.11., 20 Uhr, | |
Köthener Str. 38, [1][Tickets kosten 14,99 Euro]). | |
Des weiteren hat man am Freitagabend die Qual der Wahl, was britzelnden | |
Jazz angeht. Zum einen gibt es in der Kantine Berghain ein Zusammentreffen | |
des Duos Training, bestehend aus Schlagzeuger Max Andrzejewski und | |
Saxofonisten Johannes Schleiermacher und der in Großbritannien lebenden | |
Bassistin Ruth Gollner, deren Spiel man als mal tosend, mal treibend | |
beschreiben kann. Außerdem wird Gollners Band Skylla eine nicht minder | |
frenetische Energie in den Raum bringen (22.11., 20 Uhr, [2][Tickets kosten | |
im VVK 17,17 Euro], AK 20 Euro). | |
In der Panke findet gleichzeitig die Release-Party der Formation TAU | |
(vormals TAU5) statt, deren neues Album „Chants“ im August beim Label Fun | |
In The Church erschienen ist. Der Jazz der Band aus Köln und Neukölln | |
steckt Fühler in Richtung Neue Musik oder auch Ambient aus, aber auch | |
Sciene-Fiction flirrt mit. Live ist das bestimmt großes Tennis (22.11., | |
19.30 Uhr, [3][Tickets kosten 15 Euro]). | |
Schön durchschütteln lassen und Patriarchats- und Kapitalismus-Kritik mit | |
Fun-Faktor verbinden – das kann man am Sonntag mit dem New Yorker | |
Post-Punk- und Multimedia-Kollektiv Cumgirl8. Sie laden in den Monarch, in | |
den man sich ja besonders gerne zu Konzerten locken lässt, angesichts der | |
urbanen Ausblicke in die Novembernacht, die sich dort bieten (24.11., 20 | |
Uhr, [4][Tickets im VVK 23,70 Euro]). | |
Am Freitag darauf lockt eine weitere besondere Location – nämlich die | |
Kantine des Lobe-Blocks, diesem brutalistischen und doch charmanten, | |
einladenden Terrassenhaus im Wedding. Dort stellt die ursprünglich aus der | |
Ukraine stammende Berlinerin Ganna ihr tolles, sehr eigenes Amalgam aus | |
ukrainischer Volksmusik und experimentellem Jazz vor. Der zweite Auftritt | |
des Abends kommt von Aniqo, die ihre ätherische Stimme mit bisweilen | |
minimalistisch instrumentierten, bisweilen sphärischen, stets jedoch | |
cinematischen Songwriting zu wunderbarem Dark Pop verbindet (29.11., 20 | |
Uhr, [5][Tickets kosten im VVK 15,26 Euro], AK 18 Euro). | |
Wer es nicht in den Lobe-Block schafft – etwa, weil er oder sie dem Sog der | |
Orgel in die Gedächtniskirche folgen will; dort findet am Freitag der erste | |
Abend des vom Duo gamut inc. veranstalteten AGGREGATE Festivals statt – | |
bekommt am 6.12. eine weitere Gelegenheit, Ganna zu erleben: bei der | |
Veranstaltung „Ukrainian Female Voices“ im Grünen Salon der Volksbühne | |
([6][Weitere Infos gibt es hier]). | |
Doch zurück zu AGGREGATE. Das Festival, bei dem es um zukunftsweisende | |
Sound-Potenziale von Orgeln geht, zieht Samstag weiter in die Auenkirche, | |
auch dort erklingen gleich zwei Kompositionen für computergesteuerte | |
Pfeifenorgel (29. & 30.11., 20 Uhr, 15, erm. 10 Euro, Festivalpass: 25 | |
Euro, [7][alle Infos hier]). | |
Auch das Radialsystem lädt an jenem Wochenende zu einem Festival mit Namen | |
Outernational. [8][„Songs of Radical Kindness“ sollen dort zu erleben | |
sein]: der Versuch einer Antwort auf vielgestaltiges Leid, das parallel zur | |
eskalierenden Gewalt anwächst. Widerständige Empathie statt Polarisierung, | |
das haben die iranisch-kanadische Musikerin Golnar Shahyar und die | |
palästinensische Künstlerin Rasha Nahas im Sinn. Am Samstag laden sie zu | |
einer Listening Session mit Gespräch, gefolgt von einem Konzert von Derya | |
Yıldırım; am Sonntag treten sie zusammen auf (30.11. & 1.12, 19 Uhr, | |
Tagesticket 18/14 Euro, Festivalpass 26., erm. /20 Euro). | |
21 Nov 2024 | |
## LINKS | |
[1] https://www.eventbrite.de/e/release-party-reinhard-kleist-low-david-bowies-… | |
[2] https://www.eventbrite.de/e/jazzexzess-w-training-feat-ruth-goller-skylla-t… | |
[3] https://t.rausgegangen.de/tickets/fun-in-the-church-nacht-1 | |
[4] https://www.koka36.de/cumgirl8_ticket_168999.html | |
[5] https://t.rausgegangen.de/tickets/ganna-aniqo | |
[6] https://www.volksbuehne.berlin/#/de/repertoire/ukrainian-female-voices | |
[7] https://gamutinc.org/aggregate/ | |
[8] https://www.radialsystem.de/de/veranstaltungen/songs-of-radical-kindness/ | |
## AUTOREN | |
Stephanie Grimm | |
## TAGS | |
taz Plan | |
Sound der Stadt | |
Comic | |
Jazz | |
Popmusik | |
taz Plan | |
taz Plan | |
Brüssel | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Debütalbum von fastmusic: Soundtrack der Entschleunigung | |
Auf „I Want To Love, And I Love“ kreiert Bela Fast aka fastmusic seinen | |
ganz eigenen minimalistischen Rhythmus. Ein schwelendes, warmes | |
Hörerlebnis. | |
Neue Musik aus Berlin: Krachig, rockig, dadaesk | |
The Doctorella geht auf Mondjagd: Die Band um die Schwestern Grether lässt | |
auf ihrem neuen Album rockige Sounds auf Chansontexte ineinander crashen. | |
Neues Album von Jazzerin Nala Sinephro: Unendlichkeit als Musiktherapie | |
Jazz meets Electronica: Die in London ansässige belgische Harfenistin Nala | |
Sinephro mischt diese beiden Zutaten auf „Endlessness“ elegant zusammen. |