# taz.de -- Outsourcing in privatisierter Klinik: Zusagen nicht eingehalten? | |
> Der Sozialausschuss des schleswig-holsteinischen Landtages stellte viele | |
> Fragen. Er bekam wenige Antworten von der Schön-Klinik. | |
Bild: Es muss schnell gehen: Ein Patient wird in den OP-Saal der Rendsburger Kl… | |
Rendsburg taz | Rund 250 Beschäftigte aus Putzdienst, Küche, IT und | |
Buchhaltung will die Schön-Gruppe in den Krankenhäusern [1][Rendsburg] und | |
Eckernförde entlassen. Die Arbeit sollen externe Anbieter oder | |
Mitarbeitende einer Schön-Holding leisten. Dabei hatte der private und | |
bundesweit agierende Träger beim Kauf der kreiseigenen Imland-Klinik | |
versprochen, kaum Stellen abzubauen und den bisherigen Tarifvertrag zu | |
übernehmen. | |
„Eben diese Zusage war damals für viele Abgeordnete des Kreistages | |
entscheidend“, sagte Kai Dolgner, SPD-Mitglied im Sozialausschuss des | |
Kieler Landtags. Seine Frage an Daniel Kayser, Geschäftsführer der beiden | |
Häuser: „Was hat sich geändert, dass Sie nun anders handeln?“ Es war eine | |
der vielen Fragen, auf die Kayser bei der Ausschusssitzung keine oder nur | |
ausweichende Antworten gab. | |
Er selbst sei beim Verkauf nicht dabei gewesen, sagte der Klinik-Vertreter, | |
der die Geschäftsführung im August 2024 übernahm. Die Entlassungen seien | |
„unabdingbar“, die [2][neuen Strukturen „markt- und branchenüblich“]. | |
Andere Themen erklärte er trotz der Kritik mehrerer Ausschussmitglieder zu | |
Betriebs-Interna, die er öffentlich nicht beantworten wollte. | |
Und es gab Widersprüche. So sagte Kayser, den Beschäftigten würden „neue | |
Perspektiven“ und ein „Ausgleich“ geboten: „Wichtig ist, niemanden alle… | |
zu lassen.“ Auf Nachfragen präzisierte er: Der „Ausgleich“ sei eine | |
Veranstaltung des Arbeitsamtes und ein Kontakt zur Job-Börse des Kreises. | |
Die Stellen würden keineswegs umgewandelt, sondern „der gesamte Markt kann | |
sich bewerben“. | |
## Arschtritt und weniger Geld | |
Doch ob sich [3][nach der Massenentlassung] jemand bewerben will? „Woher | |
nehmen Sie die Gewissheit, dass Sie den Betrieb aufrechterhalten können, | |
wenn Leute gehen?“, fragte Birte Pauls (SPD). Auch darauf hatte Daniel | |
Kayser keine rechte Antwort. | |
Zu den Zuhörern der Ausschusssitzung zählte Niko Wickleder, der als | |
[4][Ver.di-Gewerkschaftssekretär] viele Betroffene berät. Er widersprach | |
Kaysers Darstellung: Er höre oft, dass den Beschäftigten angeboten werde, | |
einen neuen und schlechteren Vertrag zu unterschreiben. Die Gefahr einer | |
Kündigungswelle sehe er durchaus: „Wir hören von den Leuten: Ich kriege | |
einen Arschtritt und soll für weniger Geld weiterarbeiten – nein danke.“ | |
Nach der Sitzung lautete das Fazit von Jasper Balke (Grüne): „Die | |
Diskrepanzen müssen geklärt werden.“ Dazu bekam Kayser Hausaufgaben in Form | |
schriftlicher Fragen mit. | |
5 Dec 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Rassistischer-Fragebogen-in-Rendsburg/!6048359 | |
[2] /Krankenhausreform-passiert-Bundesrat/!6048034 | |
[3] /Massenentlassung-in-Klinik-angekuendigt/!6048683 | |
[4] https://shnw.verdi.de/vor-ort/ortsverein-rendsburg | |
## AUTOREN | |
Esther Geißlinger | |
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