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# taz.de -- Junge Alternative: Hausarrest für die Höcke-Jugend
> Der AfD-Bundesvorstand will die Jugendorganisation JA neu aufstellen.
> Ziel: Kontrolle und Schutz des radikalen Nachwuchs. Von Mäßigung ist
> keine Rede.
Bild: Radikale JA-Kader wie Anna Leisten von der JA Brandenburg (vorne, aber au…
Berlin taz | Sie grölen [1][„Ausländer raus“ zu Gigi-D’Agostino]-Beat,
feiern auf einer Wahlparty vor Pressevertretern [2][demonstrativ einen
Abschiebesong] und werfen obsessiv mit Forderungen nach „Remigration“ und
„millionenfacher Abschiebung“ um sich – worunter sie nichts anderes als d…
Vertreibung all jener verstehen, die nicht in ihr Weltbild passen, deutsche
Staatsbürger mit Migrationshintergrund eingeschlossen. Die Junge
Alternative (JA), Jugendorganisation der AfD, gilt dem Verfassungsschutz
als gesichert rechtsextrem. Zuletzt stand sie erneut im Zentrum eines
Rechtsterrorkomplexes um die „Sächsischen Separatisten“, deren führende
Mitglieder bei der JA waren – aber [3][auch für die AfD in
Kommunalparlamenten saßen].
Der AfD-Bundesvorstand um Alice Weidel und Tino Chrupalla plant schon
länger, die JA loszuwerden und stattdessen eine neue Jugendorganisation
aufzubauen und offiziell anzuerkennen. Einen entsprechenden Beschluss
brachte der Vorstand nun am Montagabend nach längerer Diskussion bei einer
dreistündigen Präsenzsitzung durch. Darin ist die Rede von einer
„Neustrukturierung und Weiterentwicklung der Jugendorganisation“. Der
Beschluss wurde ohne Gegenstimme bei einer Enthaltung angenommen.
Bisher ist die JA als Verein organisiert – sie ist damit einigermaßen
unabhängig von der AfD, aber ließe sich über ein Vereinsverbot auch
leichter verbieten als eine Parteiorganisation. Mit der „Weiterentwicklung“
will die Parteispitze einerseits ihre Parteijugend vor einem möglichen
Verbot schützen, aber auch mehr Kontrolle ausüben.
Das Vorbild für die „Neustrukturierung“ sollen die Jusos sein. Wie bei der
SPD sollen künftig alle AfD-Mitglieder im Alter von 16 bis 35 Jahren
automatisch Mitglied der neuen Jugendorganisation sein. „Das ist wichtig,
damit die Mutterpartei auch Durchgriffsmöglichkeiten hat, die sie derzeit
nicht innehat“, sagte Weidel am Dienstag im Bundestag.
## Kaum von Identitärer Bewegung zu unterscheiden
Die AfD-Spitze will bei zu viel Krawall Ordnungsmaßnahmen wie
Parteiausschlüsse leichter verhängen können. Bisher hat die Mutterpartei
nur disziplinarischen Zugriff auf diejenigen JA-Mitglieder, die auch
Mitglied der AfD sind. Das soll für die Hälfte der rund 2.400 JA-Mitglieder
gelten. Ebenso fehlt der Mutterpartei Einblick in Finanzen und wer als
Spender versucht, dort Einfluss zu nehmen.
Ideologisch nimmt die JA eine Scharnierfunktion zur extremen Rechten ein.
Zuletzt war sie inhaltlich, aber auch ästhetisch kaum noch von der
rechtsextremen Identitären Bewegung zu unterscheiden.
Auf den ersten Blick erstaunlich ist, dass es aus der JA-Spitze nur wenig
Gegenwind gab: Deren Chef Hannes Gnauck, der [4][wegen seiner
rechtsextremen Gesinnung als Soldat keine Uniform mehr tragen darf],
stimmte als Beisitzer im Bundesvorstand für die Änderung. Er wollte den für
die Satzungsänderung erforderlichen Antrag gar gemeinsam mit JA-Vertretern
und Landessprechern abstimmen und bis 19. Dezember einreichen, wie er am
Dienstag mitteilte.
## Weidel: „Keine Veranlassung zur Mäßigung“
Endgültig soll die Satzungsänderung beim Parteitag am 11. und 12. Januar in
Riesa beschlossen werden. Zur Beschwichtigung dürfte beigetragen haben,
dass Weidel die Ansage nach „mehr Einbindung“ nicht mit Deradikalisierung
verband: „Ich sehe keine Veranlassung zur Mäßigung“, sagte Weidel,
angesprochen etwa auf die immer wieder von der JA propagierte
millionenfache Abschiebung.
Dennoch gibt es auch deutliche Kritik: Der stellvertretende
JA-Bundesvorsitzende Sven Kachelmann forderte auf X den Rücktritt des
Bundesvorstands und bezog sich auf den geschassten Parteigründer Bernd
Lucke: „Prof. Dr. Lucke – sind Sie es? Die JA wird sich jedenfalls nicht
auflösen. Wer seine eigene Parteijugend so abschießen will, sollte sein Amt
räumen.“ Auch der Bundestagsabgeordnete und Höcke-Freund Jürgen Pohl
solidarisierte sich mit der JA: „Wir sind stolz auf unsere Junge
Alternative! Weil … sie das Bindeglied zum Vorfeld ist! – sie Impulse
setzt! – sie friedlich, mutig und patriotisch ist!“
Höcke selbst hielt sich bisher zurück. Drohte er Anfang des Jahres noch
offen mit den Worten: „Alles, was in Richtung Abspaltung der JA geht, wird
von mir den entschlossensten Widerstand erleben“, kamen nun aus Thüringen
andere Töne. Stefan Möller, Co-Landessprecher, sagte der taz: „Ich würde
nicht von einer ‚Auflösung‘ sprechen, sondern von einer Inkorporation der
Jugendarbeit, dieses grundsätzliche Ziel trägt Höcke mit.“ Über die Detai…
sei jedoch noch zu sprechen.
3 Dec 2024
## LINKS
[1] https://www.br.de/nachrichten/bayern/rechte-parolen-nach-afd-parteitag-staa…
[2] /AfD-bei-Wahlen-in-Brandenburg/!6037863
[3] /Festnahmen-von-Neonazis-in-Sachsen/!6046702
[4] /Junge-Alternative-waehlt-Gnauck-zum-Chef/!5885685
## AUTOREN
Gareth Joswig
## TAGS
Schwerpunkt AfD
Rechtsextremismus
Junge Alternative (AfD)
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Demokratie
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AfD-Verbot
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