# taz.de -- AfD-Streit um die Junge Alternative: Offene Feldschlacht in der Hö… | |
> Aus der Jungen Alternative (JA) sollen die Jungen Patrioten (JP) werden. | |
> Der Vorschlag des AfD-Bundesvorstands stößt auf erheblichen Widerstand. | |
Bild: Anna Leisten bei einer Kundgebung der Rechtsextremen | |
Berlin taz | Ist das noch Parteistreit oder schon eine [1][offene | |
Feldschlacht] um die extrem rechte AfD-Jugendorganisation Junge Alternative | |
(JA)? Die JA-Chefin Brandenburg Anna Leisten, die sich selbst auf ihrem | |
Instagramprofil als „eiserne Soldatin“ vorstellt und beim Wehrsport gerne | |
durch den Matsch robbt, hat zum Angriff gegen die AfD-Spitze geblasen. | |
Diese plant im Einvernehmen mit dem JA-Bundeschef Hannes Gnauck die | |
[2][Auflösung oder Abspaltung der bisherigen Parteijugend]. | |
„Eine Auflösung unserer Organisation ist zum jetzigen Zeitpunkt völlig | |
falsch, und wir haben andere wichtige Aufgaben zu meistern“, postete | |
Leisten, die als Beisitzerin auch im Vorstand der Bundes-JA sitzt. Sie | |
kündigte Widerstand gegen den JA-Chef Gnauck an: Sie freue sich auf den | |
Bundeskongress in Apolda im Februar, schreibt Leisten auf X, weil man dort | |
„einen neuen Bundesvorstand wählen“ werde. | |
Für noch mehr Feldschlacht sorgten ihre Kollegen aus dem JA-Vorstand: Der | |
stellvertretende Bundesvorsitzende Sven Kachelmann aus Bayern forderte: | |
„Wer seine Partei so abschießen will, sollte sein Amt räumen.“ Und wenn m… | |
schon mal dabei ist: „Jetzt heißt es Stahlhelm auf und ab in den | |
Schützengraben. Unsere JA nehmen sie uns nicht“, schrieb JA-Vize-Chef Nils | |
Hartwig [3][laut Table Media in einem internen Chat]. | |
Krach war also programmiert bei einer Sitzung der JA am Mittwochabend: Das | |
digitale Treffen dauerte nach taz-Infos über zwei Stunden und verlief | |
kontrovers. Vor allem die JA-Landesverbände in Bayern, Brandenburg, | |
Thüringen und NRW sperren sich gegen die vom AfD-Bundesvorstand | |
beschlossene Satzungsänderung, die weiten Teilen der Jugendorganisation | |
über die Medien bekannt wurde. | |
## JA gründet eigene Satzungskommission | |
JA-Chef Hannes Gnauck sagte der taz, dass es bei der Sitzung am Mittwoch | |
weder für noch gegen den Vorschlag des Bundesvorstands eine Mehrheit | |
gegeben habe. Im Ergebnis habe man eine Satzungskommission gegründet, um | |
Änderungen am Vorschlag zu erarbeiten. Gnauck sagte: „Der Vorschlag des | |
Bundesvorstands ist ja nicht in Stein gemeißelt.“ | |
Allerdings räumt Gnauck einen Kritikpunkt ein: Es sei sehr unglücklich | |
gewesen, dass die Satzungsänderung zuerst den Medien vorlag, bevor die JA | |
informiert worden sei – „aber das manche jetzt vorgeben, angesichts der | |
Änderungen aus allen Wolken zu fallen, ist schlicht nicht ehrlich – das wir | |
an einem Konzept wie dem Juso-Modell arbeiten, war lange bekannt.“ | |
Die AfD will am Samstag bei der Nominierung ihrer designierten | |
Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl, Alice Weidel, in einer Klausur | |
mit den Landessprechern auch über die Zukunft der Parteijugend diskutieren. | |
Mittlerweile ist bekannt, dass der neu zu gründende Verband „Junge | |
Patrioten“ (JP) heißen soll. Die bisherigen Pläne sehen vor, dass jedes | |
AfD-Mitglied unter 36 Jahren automatisch JP-Mitglied wird und die | |
Parteijugend ein „rechtlich unselbständiger Teil“ der Partei werden soll. | |
Ähnlich ist es auch bei anderen Parteien, etwa bei den Jusos in der SPD | |
geregelt. | |
Der Bundesvorstand will besser disziplinarisch durchgreifen können und | |
gleichzeitig die Jugendorganisation und ihre Mitglieder vor einem drohenden | |
Verbot schützen können. [4][Von Deradikalisierung oder Mäßigung ist nicht | |
die Rede]. Die JA ist zwar als Parteijugend anerkannt, agiert bisher aber | |
als formal unabhängiger Verein. Der AfD-Bundesvorstand hat keinen Zugriff | |
auf die Mitglieder, [5][die bis ins rechtsterroristische Spektrum reichen]. | |
Der neue, zur Partei gehörende Jugendverband wäre durch das Parteiengesetz | |
zudem juristisch besser geschützt, man könnte ihn nicht wie einen einfachen | |
Verein verbieten. Die dafür notwendige Satzungsänderung müsste auf dem | |
Parteitag in Riesa Mitte Januar mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit beschlossen | |
werden – ob die bis dahin steht: unklar. | |
## „Junge Patrioten“ hätten 6.500 Mitglieder | |
Bisher soll die JA rund 2.500 Mitglieder und 500 Förderer haben, die Hälfte | |
der JA-Mitglieder sollen auch AfD-Mitglieder sein. Die neue | |
Jugendorganisation hätte laut AfD rund 6.500 Mitglieder. Die Bundesspitze | |
plant, bis zum 31. Mai 2025 sämtliche Mitglieder unter 36 zur „ersten | |
bundesweiten Mitgliederversammlung der Jungen Patrioten“ einzuladen, um ein | |
„Jugendstatut“ zu beschließen und einen Vorstand zu wählen. Mit Genehmigu… | |
des Jugendstatuts durch den AfD-Vorstand verlöre die JA die Anerkennung als | |
Jugendorganisation der AfD, wie der taz vorliegende interne Dokumente zur | |
Satzungsänderung zeigen. | |
Geht es nach dem Willen der AfD-Spitze, hat sich die JA bis dahin auf ihrem | |
Bundeskongress in Apolda am 1. Februar selbst aufgelöst – dafür bräuchte es | |
allerdings eine Mehrheit von über 90 Prozent – und die scheint angesichts | |
des erheblichen Gegenwinds unwahrscheinlich. | |
Auch auf der rechtslastigen Social-Media-Plattform X gab es Spott für die | |
Änderungspläne von rechtsextremen Online-Aktivist*innen: Einer teilte das | |
Zeichen der DDR-Kinderorganisation der Jungen Pioniere, die ebenfalls mit | |
JP abgekürzt wurden, und schrieb dazu „Seid bereit!“. | |
Das Neonazi-Vorfeld in Sachsen warnte ebenfalls vor den Plänen der | |
AfD-Spitze: So schrieb Michael Brück von den Freien Sachsen auf seinem | |
Telegram-Kanal: „Für die JA gilt die unsägliche Unvereinbarkeitsliste der | |
AfD bisher nicht, sie kann selbst entscheiden, wer mitmacht. Deshalb ist | |
die JA ein wichtiger Vernetzungsakteur im patriotischen Milieu.“ Er halte | |
die Eingliederung für „eine perfekte Möglichkeit für das angepasste | |
AfD-Führungspersonal, unbequeme JAler auszusortieren.“ | |
## Spaltung der JA steht bevor | |
Innerhalb der JA-Führung gibt es allerdings auch Fürsprecher für eine | |
Neugründung, wie etwa den als schwulenfeindlich, ultralibertär und radikal | |
bekannten EU-Abgeordneten und JA-Vize-Sprecher Tomasz Froelich. Der schrieb | |
auf X, dass für ihn mit stärkerer Parteibindung keine „Abstrich von unseren | |
Positionen“ einhergehe, sondern ein „stärkerer Schutz vor Repressionen“. | |
Eine stärkere Anbindung sei daher „ein Erfolg, keine Kriegserklärung“, | |
schrieb er: „Trotzreaktionen sind unangebracht.“ | |
Langfristig läuft es wohl auf eine Parallelstruktur heraus. Der | |
rechtsextreme Kopf der Identitären, Martin Sellner, forderte: „Wenn sich | |
diese Eingliederung/Auflösung noch verhindern lässt, sollte sie aus meiner | |
Sicht verhindert werden. Das Risiko einer zahnlosen Parteijugend, die ihrer | |
Aufgabe noch nachkommen kann, ist einfach zu groß.“ Sonst würde die AfD zu | |
„parlamentspatriotisch“ – und es komme nicht zur [6][„Remigration“] �… | |
der Vertreibung derjenigen, die nach rassistischen Kriterien nicht in das | |
völkische Weltbild passen. | |
Falls die Eingliederung unter dem Label Junge Patrioten nicht zu verhindern | |
sei, plädiert Sellner dafür, die JA als freien Verein fortzuführen – als | |
eine Art Aktionskomitee im Stile der amerikanischen „Super PACs“, wie er es | |
formulierte. Man solle radikale Kampagnen und Aktionen für die Partei | |
organisieren, die den Diskurs weiter nach rechts verschieben, aber getrennt | |
bleiben, dann könne die AfD „plausibel“ abstreiten, dass die Ultraradikalen | |
zur Partei gehörten, aber „zugleich indirekt unterstützt werden“. | |
Sellners Vorschläge stoßen durchaus auf Anklang im Parteivorfeld. Es ist | |
also wahrscheinlich, dass sich die bisherige Jugendorganisation schlicht | |
spaltet – vor allem, weil es 90 Prozent der Stimmen beim JA-Bundeskongress | |
bräuchte, um die JA aufzulösen. Wo die Brandenburger JA-Chefin Anna Leisten | |
steht, ist klar: Sie teilte Sellners Vorschlag auf X. | |
5 Dec 2024 | |
## LINKS | |
[1] https://www.zeit.de/2024/52/d-day-affaere-fdp-christian-lindner-journalismus | |
[2] /Junge-Alternative/!6050039 | |
[3] https://x.com/FreieReporterin/status/1864020314650194067 | |
[4] /AfD-plant-neue-Jugendorganisation/!6050008 | |
[5] https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/gelebte-demokratiegefaehrdung-mit-wa… | |
[6] https://correctiv.org/aktuelles/neue-rechte/2024/01/10/geheimplan-remigrati… | |
## AUTOREN | |
Gareth Joswig | |
## TAGS | |
Schwerpunkt AfD | |
Rechtsextremismus | |
Junge Alternative (AfD) | |
Schwerpunkt Demos gegen rechts | |
Schwerpunkt AfD | |
Schwerpunkt AfD | |
Schwerpunkt AfD | |
Kolumne Die Woche | |
Schwerpunkt AfD | |
Schwerpunkt AfD | |
Schwerpunkt AfD | |
Schwerpunkt Rechter Terror | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Protest gegen AfD-Nachwuchs: Buntes Bündnis gegen rechte Jugend | |
Rund 1.500 Menschen demonstrieren in Apolda gegen den Bundeskongress der | |
Jungen Alternative. Die beschließt wie erwartet ihre Auflösung. | |
Streit um Russland in der AfD: Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen | |
Laut AfD-Chef Chrupalla hat Russland den Ukraine-Krieg bereits gewonnen. | |
Die deutsche Nato-Mitgliedschaft stellt er infrage. Teile der AfD sind | |
empört. | |
Vertrauensfrage von Scholz: Der AfD ist nicht zu trauen | |
AfD-Abgeordnete könnten Montag im Bundestag dem Kanzler ein vergiftetes | |
Angebot machen. Parteichef Chrupalla lässt offen, ob er für oder gegen | |
Scholz stimmt. | |
Streit in der AfD Nordrhein-Westfalen: Landesvorstand blockiert Direktkandidatu… | |
Der Streit in der AfD NRW eskaliert: Der Landesvorstand um Martin Vincentz | |
blockiert die Direktkandidaturen der Abgeordneten Helferich und Beckamp. | |
Biden, Georgien, Frankreich: Vorhöllisches Unterscheiden | |
Biden begnadigt seinen Sohn und schadet seiner Partei. Die EU sollte aus | |
der Vergangenheit lernen. Und Macron kann Regierungskrise besser als | |
Scholz. | |
„Kanzlerkandidatin“ der AfD: Propagandashow für Weidel | |
Die extrem rechte AfD bringt sich für den Wahlkampf in Stellung: Die | |
„Kanzlerkandidatin“ Alice Weidel steht für Rassismus und Marktradikalismus. | |
AfD plant neue Jugendorganisation: Keine Mäßigung in Sicht | |
Die Trennung von der Jungen Alternative ist eine Farce. Die AfD will damit | |
lediglich ein Parteiverbot verhindern. | |
Junge Alternative: Hausarrest für die Höcke-Jugend | |
Der AfD-Bundesvorstand will die Jugendorganisation JA neu aufstellen. Ziel: | |
Kontrolle und Schutz des radikalen Nachwuchs. Von Mäßigung ist keine Rede. | |
Festgenommene „Sächsische Separatisten“: Höcke posierte für Fotos mit mu… | |
Ein Foto zeigt Björn Höcke (AfD) mit mehreren der mutmaßlichen | |
Rechtsterroristen „Sächsische Separatisten“. Sie hatten auch Verbindungen | |
zum III. Weg. |