# taz.de -- Krise in der Stahlindustrie: Thyssenkrupp will Tausende Stellen str… | |
> In der Stahlsparte von Thyssenkrupp sollen 11.000 Jobs wegfallen. Die IG | |
> Metall kündigt gegen die Kürzungspläne erbitterten Widerstand an. | |
Bild: Die IG Metall kündigt Widerstand gegen die Kürzungspläne von Thyssenkr… | |
Berlin taz | Deutschlands größter Stahlproduzent will Tausende Stellen | |
abbauen. Bis 2030 sollen bei [1][Thyssenkrupp Steel] von aktuell rund | |
27.000 Arbeitsplätzen 11.000 wegfallen, teilte das Unternehmen am Montag in | |
Duisburg mit. Gleichzeitig will es die Produktionskapazitäten von 11,5 | |
Millionen Tonnen pro Jahr auf ein Niveau von 8,7 bis 9 Millionen Tonnen | |
jährlich senken, um sie „an die zukünftigen Markterwartungen anzupassen“. | |
Der Mutterkonzern Thyssenkrupp hat erst vergangene Wochen seine [2][Zahlen | |
für das abgelaufene Geschäftsjahr 2023/24] vorgestellt. Demnach brachen | |
Umsatz und Gewinn insgesamt zwar ein, dennoch ist Thyssenkrupp weiterhin | |
profitabel. Der Vorstand ist sogar dafür, an die Anteilseigner eine | |
Dividende von 15 Cent je Aktie auszuschütten. Doch bei der Stahlsparte von | |
Thyssenkrupp kriselt es wegen eines Überangebots auf dem Stahlmarkt schon | |
länger. In den letzten Monaten kamen hohe Energiepreise hinzu. | |
Seit diesem Sommer ist der tschechische Milliardär Daniel Křetínský über | |
seine EPCG-Holding zu 20 Prozent beteiligt, der Rest ist noch im Besitz des | |
Mutterkonzerns. Künftig soll Křetínský 50 Prozent an Thyssenkrupp Steel | |
halten. Über die Zukunft des Unternehmens war im Sommer unter den | |
Führungskräften ein Streit entbrannt. Der ehemalige SPD-Politiker Sigmar | |
Gabriel als Aufsichtsratschef von Thyssenkrupp trat Ende August aus Protest | |
gegen die Pläne des Mutterkonzerns zurück. | |
Laut den nun mitgeteilten Plänen will die Konzernführung bis 2030 in | |
Produktion und Verwaltung 5.000 Stellen streichen, zudem sollen weitere | |
6.000 Arbeitsplätze durch Ausgliederung an externe Dienstleister oder den | |
Verkauf von Geschäftstätigkeiten wegfallen. Darüber hinaus will das | |
Management die Personalkosten in den kommenden Jahren im Durchschnitt um 10 | |
Prozent reduzieren. | |
## IG Metall kritisiert Abbaupläne | |
„Schon vor Monaten haben wir davor gewarnt, dass bei Thyssenkrupp Steel | |
zehntausend Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen, sollte sich das | |
Konzernmanagement mit seinen Vorstellungen durchsetzen“, kommentierte der | |
stellvertretende Vorsitzende der IG Metall, Jürgen Kerner, die | |
Kürzungspläne. Nun sei klar: „Die gleichen Leute, die uns deshalb noch vor | |
Kurzem Panikmache vorgeworfen haben, wollen nun genau dies umsetzen – und | |
Schlimmeres.“ Was es jetzt brauche, sei „ein mutiger Plan nach vorn, keinen | |
fantasielosen Kahlschlag“. | |
Dabei erhält der Konzern für den Umbau seiner Stahlproduktion auch viel | |
Geld vom Staat. Der Bund und das Land Nordrhein-Westfalen haben dem | |
Unternehmen 2 Milliarden Euro für den Bau einer Direktreduktions-Anlage | |
versprochen, in der künftig Stahl mithilfe von klimaneutralem Wasserstoff | |
produziert werden soll. Ein Teil davon ist bereits geflossen. Der Konzern | |
bekräftigte nun erneut, am Bau der neuen Anlage festzuhalten. Diese und | |
zwei geplante innovative Einschmelzer sollen demnach die beiden Hochöfen 8 | |
und 9 in Duisburg ersetzen. | |
Die IG Metall in Nordrhein-Westfalen nimmt dieses Bekenntnis zur grünen | |
Transformation angesichts des geplanten Stellenabbaus mit gemischten | |
Gefühlen auf. Das Festhalten an der [3][Direktreduktions-Anlage] | |
bezeichnete der Bezirksleiter der Gewerkschaft in NRW, Knut Giesler, als | |
„das richtige Signal“. Gleichzeitig warnte der Gewerkschafter: „Wer über | |
11.000 Beschäftigte abbauen und einen Standort schließen will, muss mit dem | |
erbitterten Widerstand der IG Metall rechnen.“ | |
25 Nov 2024 | |
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## AUTOREN | |
Simon Poelchau | |
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