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# taz.de -- Ende der Ampelkoalition und Trump-Wahl: Drama pur
> Trumpwahl, Ende der Ampelkoalition und alles kulminiert im
> ARD-Brennpunkt: der historische Abend des 6. November 2024.
Bild: Zu viele Nachrichten für einen Tag, für einen Brennpunkt
„Let it sink in“, sagen Amerikaner, lass es sacken. Die Wendung drückt gut
aus, dass es in historischen Momenten diesen vielleicht nur kurzen, aber
intensiven Augenblick gibt, an dem die Welt stillsteht, weil man erst
realisieren muss, dass wirklich wahr ist, was man da gerade wahrgenommen
hat, weil man es zunächst gar nicht glauben kann.
Staunen kann in diesem Augenblick sein, auch gelinder Schrecken, aber auch
eine Steigerung des Lebensgefühls. Am Mittwoch gab es einmal wieder so
einen historischen Moment. [1][Trumpwahl, wahrlich eigentlich historisch
genug.] Und dann poppten aber abends auch noch die Eilmeldungen auf, und
man starrte auf den Bildschirm und erfuhr vom Ende der deutschen
Regierungskoalition. Wahnsinn. Dieses Das-kann-doch-gar-nicht-sein-Gefühl.
Sobald die Nachricht gesackt war, fing vieles schnell wieder zu sprudeln
an: der Strom von Meinungen, Spins und politischen Einschätzungen, mit
deren Wahrnehmung man Aufregung in Aktion übersetzt. Die Nachrichtenkanäle
drehten auf, die sozialen Medien brodelten.
## Wie ein Bösewicht bei Shakespeare
Endlich konnten alle Lindner [2][wie einen Bösen von Shakespeare ausbuhen;]
für einen Abend stand Scholz dagegen wie ein tragischer Held da.
Übersprudelnde Meinungsproduktion gehört zu historischen Momenten. Aber
auch dieser kontemplative Moment des Sackenlassens gehört dazu.
Er sensibilisierte für aufblitzende Details. Wie textsicher Olaf Scholz
plötzlich war! Wie gut er dastand als die Verkörperung des aggressiv
Staatsmännischen, innerlich simmernd vor Empörung, und zugleich des
pflichtbewussten Kapitäns, der das sinkende Schiff noch im Untergang aus
der Gefahrenzone steuern will.
[3][Über Lindner: „Zu oft hat er mein Vertrauen gebrochen.“] Drama pur.
Emotionaler können Hanseaten nicht. Wie ungewohnt fahrig dagegen
Wirtschaftsminister Robert Habeck in seinem ersten Statement wirkte, auch
er musste das alles offenbar erst einmal sacken lassen. Und wie
aufdringlich dieser Zaun dabei im Hintergrund wirkte.
Andere Details: Korrespondenten vor Ort, die, um Wartezeiten zu
überbrücken, analysierend vor sich hin plapperten. Moderatorinnen, die sie
rüde unterbrachen, wenn es Neues zu vermelden gab. Oder die Geschichte der
Krawatte. Bei seinem Statement trug Scholz sie selbstverständlich, später,
als er vor der SPD-Fraktion seinen Beifall abholte, hatte er sie
abgenommen. Wann nehmen Spitzenpolitiker an so einem historischen Tag ihre
Krawatte ab? Im Fahrstuhl? Und wohin stecken sie sie? In die Jacketttasche?
Oder gibt man sie einem Referenten?
Neben den großen Fragen – Ampelkoalition: von vornherein zum Scheitern
verurteilt oder vertane gesellschaftliche Chance?, Neuwahlen: richtig oder
falsch?, und überhaupt: Wie geht es jetzt weiter? – lässt man auch solche
Details sacken. Wahrscheinlich vergisst man sie wieder. Aber an die Energie
dieses Tages, die sie einen hat wahrnehmen lassen, wird man sich erinnern.
7 Nov 2024
## LINKS
[1] /Punkikone-Jello-Biafra-ueber-Trump/!6046153
[2] /Eroeffnung-der-Ruhrtriennale/!5949720
[3] /Alleingang-des-Finanzministers/!6041562
## AUTOREN
Dirk Knipphals
## TAGS
Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
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Robert Habeck
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Ampel-Koalition
Städtebaupolitik
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