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# taz.de -- Feministische Filmkritik auf YouTube: Die alte Frau als Gruselvorla…
> Der YouTube-Kanal „Broey Deschanel“ mischt Filmkritik, Popkultur und
> Sozialwissenschaft. In der aktuellen Folge geht es um das Älterwerden im
> Film.
Bild: Demi Moore kann man in „The Substance“ beim Älterwerden anschauen
Was ist gruseliger als alte Frauen? Kaum etwas, wenn man Horrorfilmen
glaubt. In Kubricks „The Shining“ ist es der Geist einer greisen Frau, die
nackt aus der Badewanne steigt und Jack verstört. Auch die unheimliche Oma
aus „Drag Me to Hell“ gehört dazu.
Und das wohl berühmteste Beispiel: die mumifizierte Mutter von Norman Bates
in Hitchcocks „Psycho“. Beispiele gibt es unzählige, denn alte Frauen sind
zu einem Motiv geworden – besonders ihr Körper –, das erschreckend gut
funktioniert.
Das analysiert Host Maia Wyman auf ihrem YouTube-Kanal „Broey Deschanel“.
Gemeinsam mit einem kleinen Rechercheteam taucht sie dort tief in Popkultur
und Filme ein, interpretiert sie aus feministischer Perspektive und
beleuchtet sie im Kontext sozialwissenschaftlicher Theorien.
[1][Zuletzt war der Film „The Substance“ der französischen Regisseurin
Coralie Fargeat dran]: der Body-Horror-Hit des Jahres. Und ein
feministischer dazu stellt er doch unrealistische Schönheitsstandards und
das ultimative Grauen – das vorm Altern – bei Frauen infrage.
## Falten, Buckel, graues Haar
Nicht gut genug, findet Maia Wyman. Denn für das Spektakel (den Horror vor
Falten, [2][grauem Haar] und buckeligem Rücken) opfert der Film seine gut
gemeinte Intention. Die Jumpscares seien fast ausschließlich von
Nahaufnahmen alternder Körperteile belegt.
„The Substance“, so Wyman, reproduziert damit genau das, wogegen der Film
eigentlich protestieren möchte, und betreibt Hagsploitation – ein
Kofferwort aus hag, also ein altes Weib, und exploitation, also Ausbeutung
–, wie so viele Horrorfilme zuvor.
Wyman stützt ihre Argumente auf gründliche Recherchen und ihr Wissen über
Filmtheorie. Bleibt das Format doch recht ernst, hat man gleichzeitig nicht
dieses ätzend-prätentiöse Gefühl, dass einen oft heimsucht, wenn man sich
mit Filmanalysen auseinandersetzt. Außerdem erfrischend: eine weibliche
Stimme in diesem Bereich. In der deutschen Welt der Filmkritik sind diese
nach wie vor rar – zumindest auf YouTube. Ein Blick nach Kanada zu „Broey
Deschanel“ lohnt sich also.
14 Nov 2024
## LINKS
[1] /The-Substance-im-Kino/!6034358
[2] /Kinder-fragen-die-taz-antwortet/!5908932
## AUTOREN
Valérie Catil
## TAGS
Serien-Guide
Frauenrolle
Altern
Filmkritik
Youtube
Kanada
Schwerpunkt Berlinale
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Spielfilm
Feminismus
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