| # taz.de -- Abschaffung des Paragrafen 218: Abgeordnete wollen Abtreibung legal… | |
| > SPD, Grüne und Linke legen einen Gesetzentwurf zur Legalisierung von | |
| > Abbrüchen vor. Nun müssen noch CDU und FDP mitmachen – viel Zeit ist | |
| > nicht mehr. | |
| Bild: Paragraf 218 überstreichen: Aktivist*innen demonstrieren im April in Ber… | |
| Berlin taz | Abbrüche sollen in den ersten drei Monaten einer | |
| Schwangerschaft nach dem Wunsch von Abgeordneten mehrerer Fraktionen | |
| künftig grundsätzlich rechtmäßig sein. Zudem sollen Regelungen für Abbrüc… | |
| nach den ersten drei Monaten im Schwangerschaftskonfliktgesetz, aber nicht | |
| mehr im Strafgesetzbuch stehen. So steht es in einem Gesetzentwurf, den | |
| Parlamentarier*innen aus mehreren Fraktionen am Donnerstag in den | |
| Bundestag eingebracht haben. | |
| Die bisher geltende Rechtslage, in der Abbrüche auch in den ersten drei | |
| Monaten grundsätzlich rechtswidrig sind, [1][aber unter bestimmten | |
| Voraussetzungen straffrei sein können,] stelle „eine erhebliche | |
| Einschränkung der Selbstbestimmung, der persönlichen Integrität und der | |
| körperlichen Autonomie Schwangerer dar und kann ihrer körperlichen und | |
| seelischen Gesundheit Schaden zufügen“, heißt es in dem Gesetzentwurf, der | |
| der taz vorliegt. | |
| Demnach soll zwar die Pflicht zur Beratung bestehen bleiben, allerdings | |
| ohne die derzeit geltende Wartepflicht von drei Tagen zwischen Beratung und | |
| Abtreibung. Wenn eine Abtreibung ohne Beratungsschein vorgenommen werde, | |
| soll sich künftig nur die Ärzt*in strafbar machen, nicht aber die | |
| ungewollt Schwangere. Der Paragraf 218 selbst soll neu gefasst werden und | |
| nur noch den Schutz Schwangerer vor nicht selbstbestimmten Abbrüchen | |
| enthalten. | |
| 236 Abgeordnete aus den Fraktionen von SPD, Grünen und Linken hätten den | |
| Antrag bisher unterschrieben, sagte Carmen Wegge (SPD) am Donnerstag im | |
| Bundestag. Unter den Unterzeichnenden sind Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), | |
| Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Außenministerin Annalena | |
| Baerbock (Grüne). Laut der Geschäftsordnung des Bundestags kann der | |
| Entwurf ab dem 6. Dezember im Bundestag debattiert werden, sodass die | |
| zweite und dritte Lesung im Januar stattfinden könnte. Der Bundestag kann | |
| noch bis zu der für den 23. Februar geplanten Neuwahl Gesetze beschließen. | |
| ## Die FDP blockierte | |
| „Heute ist ein guter Tag für Frauen in Deutschland“, sagte Ulle Schauws | |
| (Grüne) am Donnerstag. Der Gesetzentwurf sei „ein Meilenstein für die | |
| körperliche Selbstbestimmung in Deutschland“. Der Bruch der Koalition habe | |
| den Zeitplan der Abgeordneten, den Gesetzentwurf einzubringen, zwar | |
| durcheinandergebracht. Abgeordnete von Union und FDP hätten bislang noch | |
| nicht unterschrieben, man führe aber „vertrauensvolle und kollegiale | |
| Gespräche“. Es gebe bereits die Botschaft, dass sich „einige“ die | |
| Zustimmung vorstellen können. | |
| Zwar hatten mit SPD und Grünen zwei von drei Koalitionspartnern der Ampel | |
| die Abschaffung des Paragrafen 218 in ihren Wahlprogrammen gefordert. Im | |
| Koalitionsvertrag war zudem eine Kommission vereinbart worden, die | |
| Möglichkeiten zur Regelung von Abbrüchen außerhalb des Strafgesetzbuchs | |
| prüfen sollte. Die Empfehlungen dieser Kommission sind für die Frühphase | |
| einer Schwangerschaft eindeutig: Deren grundsätzliche Strafbarkeit sei aus | |
| „völker-, verfassungs- und europarechtlicher Perspektive“ nicht haltbar. | |
| [2][Doch die Ampel machte schnell klar, dass von ihrer Seite nichts kommen | |
| würde.] Vor allem die FDP blockierte. | |
| Mit dem Gesetzentwurf der Abgeordneten nun, der eine Legalisierung in den | |
| ersten drei Monaten als Ziel setzt, bringe man eine „Minimalversion“ dessen | |
| ein, was vorstellbar sei, sagte Leni Breymaier (SPD). Die Kommission habe | |
| deutlich mehr Spielraum für eine Legalisierung von Abbrüchen bis zur 24. | |
| Woche gelassen, ab der der Fötus außerhalb des Uterus als eigenständig | |
| lebensfähig gilt. So wie der Entwurf nun formuliert sei, gebe es eine | |
| reelle Chance für ausreichend Unterstützung für das Gesetz, sagte | |
| Breymaier. | |
| Neben dem Entwurf reichten die Abgeordneten einen begleitenden Antrag ein, | |
| um die Versorgungslage von ungewollt Schwangeren zu verbessern. Ziele sind | |
| eine verlässliche und kostendeckende Finanzierung von Abbrüchen im Rahmen | |
| der Gesundheitsversorgung, ein besserer Zugang zu Verhütungsmitteln sowie | |
| eine bessere Verankerung von Abbrüchen in der ärztlichen Aus- und | |
| Weiterbildung. Die Pflichtberatung soll ergebnisoffen sein. | |
| 14 Nov 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Patricia Hecht | |
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