| # taz.de -- Paragraf 218: Reine Betroffenheitsprosa | |
| > Die Ampel-Regierung folgt nicht dem Rat einer Kommission, Abtreibungen zu | |
| > legalisieren. Damit verweigert sie sich dem Willen der Wähler:innen. | |
| Bild: Komplexe und emotionale Materie: Die Minister:innen Paus, Lauterbach und … | |
| Wie erwartet duckt sich die Ampelregierung beim Schwangerschaftsabbruch | |
| weg. Statt die Empfehlung der von ihr eingesetzten wissenschaftlichen | |
| Kommission umzusetzen und Abtreibungen zu legalisieren, betonen | |
| Politiker:innen von FDP, SPD und Grünen das Spaltungspotenzial des | |
| Themas. So bat bei der Vorstellung des Kommissionsberichts am Montag selbst | |
| die grüne Frauenministerin Lisa Paus um Verständnis für politische | |
| Untätigkeit. Die Materie sei halt „komplex“ und „emotional“. | |
| Mit einer solchen Betroffenheitsprosa schaffen die angeblich progressiven | |
| Parteien die Basis für gesellschaftliche Spaltung. Würden sie ihrem eigenen | |
| [1][Aufruf zur Sachlichkeit f]olgen, redeten sie ausschließlich über | |
| Fakten. Danach verhindert die Kriminalisierung eine gute medizinische | |
| Versorgung, wie die vergangene Woche [2][vorgestellte Elsa-Studie gezeigt | |
| hat]. | |
| Und die Kommission kam zu dem Ergebnis, dass die deutsche Gesetzgebung | |
| (Abtreibungen sind verboten, werden unter bestimmten Voraussetzungen aber | |
| nicht bestraft) auch juristisch betrachtet nicht haltbar ist: Das | |
| Lebensrecht des Fötus in der Frühphase der Schwangerschaft sei nicht | |
| gleichwertig gegenüber dem der Schwangeren. | |
| ## Das Märchen eines Kompromisses | |
| Das könnten die Ampelparteien den Deutschen erklären. Stattdessen erzählen | |
| sie das [3][Märchen weiter, das Konservative der Gesellschaft seit | |
| Jahrzehnten auftischen]. Danach ist der Paragraf 218 „ein guter | |
| Kompromiss“, der einen „Kulturkampf“ verhindere. Das ist Quatsch. Ein | |
| Kompromiss würde voraussetzen, dass sich zwei gleich starke Seiten | |
| gegenüber stehen: Die einen wollen Abbrüche erlauben, die anderen | |
| verbieten. | |
| Letzerem stimmten 2023 in einer Umfrage nur 3 Prozent der Befragten zu. | |
| Selbst in der Union gibt es nur wenige Hardliner, denen die | |
| Selbstbestimmung von Frauen so egal ist, dass sie auf ihre Stimmen | |
| verzichten. Nach einer aktuellen, [4][der taz vorliegenden Umfrage] lehnen | |
| 77,5 Prozent der Unionswähler:innen die Rechtswidrigkeit des Abbruchs | |
| ab. Es gibt also keinen vernünftigen Grund, das Thema auszusitzen. | |
| 15 Apr 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Eiken Bruhn | |
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