# taz.de -- Aktivistin über Kongress in Hamburg: „Wir feiern, was Schwarze F… | |
> Die Afro Futuristic Convention bringt Black Female Entrepreneurs | |
> zusammen. Aktivistin und Musikerin Onejiru hofft auf neue Partnerschaften | |
> und Visionen. | |
Bild: Engagiert sich im Netzwerk Future Female Africa und bei Viva con Agua: On… | |
taz: Onejiru, welche Vision steckt hinter Future Female Africa? | |
Onejiru: Wir haben [1][die Plattform] 2021 gegründet, weil wir Schwarze | |
Frauen vom afrikanischen Kontinent und aus der Diaspora nicht nur einen | |
Safe Space bieten wollen, sondern diese vielfältigen Sheros vernetzen und | |
mit ihren Projekten sichtbar machen. Gerade das Black Female Business | |
leidet nämlich darunter, dass es nicht gesehen wird. | |
taz: Sie bezeichnen Schwarze Frauen in Führungspositionen hingegen als | |
Sheros. | |
Onejiru: Diesen Begriff haben wir erfunden. She und heroes haben wir eben | |
zu Sheros verschmolzen. | |
taz: Warum konzentrieren Sie sich in Ihrem Netzwerk auf erfolgreiche | |
Frauen? | |
Onejiru: Wegen des Trickle-Down-Effekts. Ich habe verschiedene Dinge | |
gemacht. Zum Beispiel war ich mit den Sisters, die man noch als Sisters | |
Keepers kennt, in Schulen, um Mädchen mit Musik zu empowern. Die Erfahrung | |
hat aber gezeigt: Frauen, die schon etwas erreicht haben, können einfach | |
mehr bewegen. Etwa, wenn sie als Mentorinnen für [2][Gen Z] agieren. Sie | |
sind diejenigen, die dann auch für andere Türen öffnen können. Den | |
umgekehrten Weg zu gehen ist auf Dauer mühselig. | |
taz: Nun laden Sie zur Afro Futuristic Convention. Welche Idee steckt | |
dahinter? | |
Onejiru: Wir befassen uns mit einer afrofuturistischen Utopie. Wenn Afrika | |
nicht kolonialisiert und die Menschen nicht versklavt worden wären, hätte | |
sich auf diesem Kontinent alles so [3][wie in Europa entwickeln können]. | |
Stereotype in Bezug auf Afrika oder die Diaspora interessieren uns nicht. | |
Wir möchten zeigen, wie Afrika wirklich ist. Bei der Convention feiern wir, | |
was Schwarze Frauen alles leisten und draufhaben. | |
taz: Mit einer Party? | |
Onejiru: Es wird deutlich mehr als eine Party geben. In Panels greifen wir | |
die Themen auf, die Relevanz haben. Sei es Ernährungsgerechtigkeit, | |
Technologie oder Projektfinanzierung. Mit Kunst, Musik und einem | |
Drei-Gänge-Menü sprechen wir die Sinne an. Wir schaffen Fakten, wir stellen | |
Forderungen, wir zeigen, was unter anderen Bedingungen noch besser laufen | |
könnte. | |
taz: Richten Sie sich einzig an Schwarze Frauen? | |
Onejiru: Nein. Ob Männer, Student:innen, Investor:innen oder | |
Entscheidungsträger:innen: Alle sind eingeladen. Mit der [4][Villa Viva] | |
habe ich bewusst eine internationale Begegnungsstätte als Veranstaltungsort | |
gewählt. Sie ist – genau wie die Afro Futuristic Convention – ein offener | |
Raum für jede:n. Wir sehen ja, was derzeit in der Welt passiert. Wenn wir | |
nicht miteinander reden und voneinander lernen, laufen wir geradewegs ins | |
Chaos. | |
taz: Was sollen die Gäst:innen von der Convention mitnehmen? | |
Onejiru: Ein Gemeinschaftsgefühl. Natürlich leben wir alle in unserer | |
eigenen Blase. Ich wünsche mir, dass solche Barrieren eingerissen werden. | |
Hoffentlich vermischen sich die Menschen bei der Convention und gehen in | |
den Austausch statt nur skeptisch aufeinander zu gucken. Im Idealfall | |
entstehen sogar ein paar Partnerschaften. | |
taz: Sind Sie denn selbst ein Global Player? | |
Onejiru: Ich lebe auf jeden Fall global. Die Schriftstellerin Taiye Selasi, | |
eine geborene Britin mit nigerianisch-ghanaischen Wurzeln, hat den Begriff | |
Afropolitan geprägt. Ich bin Afropolitan par excellence, weil ich sowohl in | |
Deutschland als auch in Kenia lebe und viel reise. | |
taz: Wie wichtig ist es für Sie, zwischen diesen beiden Ländern zu pendeln? | |
Als ich die ganze Zeit in Deutschland war und mir das Pendeln noch nicht | |
leisten konnte, war ich entwurzelt. Ich bin nicht nur Kenianerin, genauso | |
wenig bin ich nur [5][Afrodeutsche]. Deshalb brauche ich die Balance. Ich | |
schöpfe meine Kraft daraus, dass ich mal in Europa und mal in [6][Afrika] | |
bin. Hinzu kommt: Dadurch lebe ich am Puls der Zeit. Ich weiß, wo ich mit | |
meinem Aktivismus ansetzen kann. | |
taz: Was hat Sie dazu gebracht, besonders für Frauen und Mädchen | |
einzutreten? | |
Onejiru: In Kenia haben die Frauen aus der Generation meiner Großmutter | |
oder meiner Mutter Zirkel gebildet. Wenn sich zehn Frauen getroffen haben, | |
hat vielleicht jede zehn Euro auf den Tisch gelegt. Gemeinsam hatten sie | |
mehr Geld, sie konnten Mikrokredite vergeben. Einige, die bescheiden | |
angefangen haben, konnten später Hochhäuser bauen. Es hat mich beeindruckt, | |
was diese Frauen zusammen erreicht haben. | |
taz: Stimmt es, dass Ihre Großmutter Ihr Vorbild war? | |
Onejiru: Ja. Ich habe ihren Namen geerbt. In jeder Familie gibt es eine | |
Onejiru, sie ist quasi die Reinkarnation der Mutter. Selbst meine Tanten, | |
die alle viel älter als ich sind, nennen mich Mama. Manchmal heißt es, ich | |
sei geizig. Dabei fördere ich vor allem die Mädchen in der Familie. Aber | |
bei mir gibt es Auflagen. Ich vergebe Kredite, die zurückgezahlt werden | |
müssen. Damit ich künftig noch andere unterstützen kann. | |
13 Nov 2024 | |
## LINKS | |
[1] https://www.futurefemaleafrica.org/ | |
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[4] https://www.villaviva-hamburg.de/ | |
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[6] /Afrika/!t5007474 | |
## AUTOREN | |
Dagmar Leischow | |
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