# taz.de -- Energiepläne der Union: Der die Windräder abbauen will | |
> Die Union will die Atomkraft wiederhaben – und die CO2-Bepreisung zum | |
> Kern des Klimaschutzes machen. Dabei greift sie auch eine Idee der Ampel | |
> auf. | |
Bild: Hier wird nicht abgebaut, sondern nur umgebaut | |
Freiburg taz | Dass Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz kein Fan der | |
Windkraft ist, hat er schon früher durchblicken lassen. Nun hat er in der | |
ZDF-Talkshow von Maybrit Illner besonders markige Worte parat: „Ich glaube | |
sogar, dass wir, wenn wir was richtig machen, eines Tages die | |
Windkrafträder wieder abbauen können.“ Die Anlagen seien hässlich und | |
passten nicht in die Landschaft. Sie seien „eine Übergangstechnologie“. | |
Verglichen mit diesem Fernsehauftritt einen Tag nach dem Bruch der | |
Ampelkoalition, hatte sich die CDU/CSU-Fraktion im Bundestag kurz zuvor | |
deutlich moderater gezeigt, als sie ihren „Diskussionsentwurf“ für eine | |
„Neue Energie-Agenda für Deutschland“ vorlegte. | |
Darin arbeitet sich die Union einerseits am Atomausstieg ab. Das Abschalten | |
der letzten Reaktoren mitten in der Energiekrise sei „eine ideologisch | |
motivierte Fehlentscheidung der Ampel“ gewesen. Nun brauche man | |
„schnellstmöglich eine fachliche Bestandsaufnahme“, ob eine | |
Wiederinbetriebnahme der zuletzt abgeschalteten Reaktoren „unter | |
vertretbarem technischem und finanziellem Aufwand“ noch möglich ist. | |
## Kernfusion keine Lösung für mittelfristige Energieprobleme | |
Parallel setzt die Union auf die Entwicklung neuer Reaktortypen, speziell | |
auf kleine [1][modulare Reaktoren SMR] (Small Modular Reactors). Das sind | |
Konzepte, die es schon in den 1950er Jahren gab, etwa zum Antrieb von | |
U-Booten. SMR können von unterschiedlicher Bauart sein, wahlweise können es | |
die klassischen Leichtwasserreaktoren in kleiner Ausführung sein, aber auch | |
gänzlich neue Varianten, wie Flüssigsalzreaktoren. Modulare | |
Hochtemperaturreaktoren (HTR) waren schon in den 1980er Jahren ein großes | |
Thema, doch als ein HTR im nordrhein-westfälischen Hamm scheiterte, war das | |
Thema beendet. | |
Die „überwiegende Mehrzahl“ der SMR-Konzepte befinde sich „auf der Ebene | |
von Konzeptstudien“, erklärt dazu das Bundesamt für die Sicherheit der | |
nuklearen Entsorgung. Somit darf man heute vor allem eines annehmen: | |
[2][Zur Deckung des Strombedarfs in diesem und dem nächsten Jahrzehnt | |
dürften neue Reaktortypen keine Rolle spielen.] | |
Ebenso ist auch die Kernfusion keine Lösung für mittelfristige | |
Energieprobleme. Davon ungerührt fordert die Union in ihrem Papier, dass | |
„der erste an das Netz angeschlossene Fusionsreaktor der Welt“ in | |
Deutschland stehen müsse: „Deswegen sprechen wir uns für die Beauftragung | |
von zwei Fusionsreaktoren mit konkurrierender Technik durch den Bund aus.“ | |
## Union will Einnahmen aus der CO2-Bepreisung an Verbraucher und | |
Wirtschaft zurückgeben | |
An dem Ziel, Deutschland bis 2045 klimaneutral zu machen, hält auch die | |
Union fest, sieht aber eine Subventionspolitik, die „staatlich im Detail | |
planen und steuern will“, zum Scheitern verurteilt. Es sollten stattdessen | |
„die Marktkräfte den Einsatz der Technologien steuern“. Sinnvoll sei der | |
„systemdienliche weitere Ausbau aller erneuerbaren Energien“ sowie „die | |
Errichtung einer Wasserstoff- und einer CO2-Infrastruktur“. Mit | |
„CO2-Infrastruktur“ ist vor allem die Speicherung von CO2 im Untergrund | |
gemeint. | |
Um eine „echte Technologieoffenheit“ zu erreichen, will die CDU/CSU die | |
CO2-Bepreisung „im Instrumentenmix zum Leitinstrument ausbauen“. Sie will | |
umsetzen, was schon die Ampelregierung unter dem Namen „Klimageld“ | |
versprochen, aber nie realisiert hatte: Sie will „die Einnahmen aus der | |
CO2-Bepreisung an Verbraucher und Wirtschaft zurückgeben“. | |
Dass die Union diesen Punkt aufgreift, der bereits im Koalitionsvertrag der | |
Ampel fixiert war, hat einen schlichten Grund: Alle Parteien wissen, dass | |
eine CO2-Steuer auf Dauer nur Akzeptanz finden kann, wenn die Einnahmen | |
nicht mehr wie bisher im Bundeshaushalt versickern, sondern wieder an die | |
Bürger ausgeschüttet werden. | |
11 Nov 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Mini-Atomkraftwerke-in-der-Kritik/!5999640 | |
[2] /Hype-um-Mini-Atomkraftwerke/!5996573 | |
## AUTOREN | |
Bernward Janzing | |
## TAGS | |
Energiewende | |
Windkraft | |
Atomreaktor | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
GNS | |
Windräder | |
Schwerpunkt Atomkraft | |
Schwerpunkt Atomkraft | |
Schwerpunkt Atomkraft | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Aus dem Leben eines Landwirts: Gerhard versteht die Welt nicht mehr | |
Gerhard, Landwirt aus Brandenburg, fühlt sich im Stich gelassen. Von | |
Windrädern hält er nichts, von den Volksparteien noch weniger. | |
Mini-Atomkraftwerke in der Kritik: „Fantastereien“ der Atomlobby | |
Die EU-Kommission sieht in Atomkraft die Energieform der Zukunft. Eine neue | |
Studie im Auftrag der Bundesregierung warnt hingegen vor neuen Reaktoren. | |
Energieunternehmen steigen aus: Kein Interesse an Mini-AKWs | |
Ein Konsortium aus Energiefirmen wollte in den USA den ersten modularen | |
Mini-Atomreaktor bauen. Jetzt steigen diese aus – die Perspektive sei | |
unklar. | |
Mini-Akw-Pläne in den USA: Kleiner, aber immer noch Atom | |
Die USA wollen viele Kohle- durch Atomkraftwerke ersetzen. Die Regierung | |
hofft, dass neue Modelle weniger Probleme machen als die alten Meiler. |