Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Mini-Akw-Pläne in den USA: Kleiner, aber immer noch Atom
> Die USA wollen viele Kohle- durch Atomkraftwerke ersetzen. Die Regierung
> hofft, dass neue Modelle weniger Probleme machen als die alten Meiler.
Bild: Das Kraftwerk Naughton soll geschlossen und durch einen Atomreaktor mit N…
New York taz | Die USA wollen auch in Zukunft weiter auf Atomkraft setzen,
um die nationalen Klimaziele zu erreichen und den wachsenden Energiebedarf
zu decken. Diese Woche ist [1][im US-Bundesstaat Georgia ein neuer Reaktor
ans Netz gegangen] – allerdings noch nach alter Bauart. In Zukunft sollen
Atomreaktoren kleiner, sicherer und günstiger werden.
Kathryn Huff, die im US-Energieministerium für Atomkraft zuständig ist,
stellt sich das folgendermaßen vor: „Wir haben die Möglichkeit, mit am
Fließband gefertigten Reaktoren die Kosten zu senken“, so die Ingenieurin.
„Mir hatte jemand mal gesagt, dass wir Kernkraftwerke nicht wie Flughäfen
bauen sollten, also groß, komplex, teuer und speziell für bestimmte
Ortsgegebenheiten angefertigt, sondern wie Flugzeuge, eins nach dem
anderen, immer gleich und von den Behörden abgesegnet.“
Aktuell sind [2][in den USA 93 Atomreaktoren in Betrieb]. Diese erzeugen
knapp 19 Prozent des gesamten Stroms im Land. Die aktuelle Flotte von AKWs
ist allerdings in die Jahre gekommen. Hohe Investitionskosten wie beim Bau
in Georgia tragen sich oft wirtschaftlich nicht. Die Biden-Regierung hofft
aber, mit neuen Technologien die Probleme der alten Meiler zu lösen.
Bill Gates’ Firma TerraPower zum Beispiel will im US-Bundesstaat Wyoming
ein neuartiges Mini-AKW bauen, um die angrenzende Kleinstadt Kemmerer mit
Strom zu versorgen. Der natriumgekühlte Reaktor, der spätestens 2030 in
Betrieb genommen werden soll, wird eine Leistung von 345 Megawatt haben. Da
die Anlage jedoch auch ein Energiespeichersystem enthalten wird, erhöht
sich die Spitzenleistung auf 500 Megawatt. Damit könnten laut TerraPower
bis zu 400.000 Häuser mit Strom versorgt werden.
## Von der Kohle zur Atomkraft
Dass TerraPower ausgerechnet Wyoming als Standort für sein Pilotprojekt
ausgewählt hat, liegt zum Teil am dort vorhandenen Erfahrungsschatz in der
Energiewirtschaft. Allerdings in der fossilen Branche: Wyoming ist der mit
Abstand größte Kohleproduzent in den USA. „Wir haben einen Standort
gewählt, an dem aktuell ein Kohlekraftwerk steht und der bereits über
Anschlüsse ans Stromnetz sowie über hoch qualifizierte Arbeitskräfte
verfügt“, sagte Bill Gates. „Wir errichten unseren Natriumreaktor somit in
einer Gemeinde, die weiß, was es heißt, ein großes Energieprojekt zu
unterstützen.“ Das [3][Kohlekraftwerk soll 2025 abgeschaltet werden]. Weil
in einem Atomkraftwerk ebenfalls Dampf zur Stromerzeugung genutzt wird,
wird es möglich sein, Arbeiter zu übernehmen.
Trotz der Umweltschäden, zum Beispiel durch den Uranabbau, gilt Atomstrom
nach US-Kriterien als „sauber“. Teilweise [4][bewertet ihn auch die
EU-Taxonomie für nachhaltige Investitionen als „grün“]. Der Grund: die
geringen CO2-Emissionen. „Atomenergie ist unverzichtbar im Kampf gegen den
Klimawandel“, sagte US-Energieministerin Jennifer Granholm im vergangenen
Jahr. Eine Studie aus ihrem Haus hat vorgezeichnet, wie fast 80 Prozent
aller Kohlekraftwerke in den USA durch AKWs ersetzt werden könnten – der
Großteil durch Mini-AKWs in Wyoming mit einer Leistung von ein paar hundert
Megawatt.
## Gigantisch lange Bauzeiten
Doch nicht alle sehen eine Zukunft für die Atomkraft im Land. Für
Atomphysiker Arjan Makhijani ergeben Investitionen in Atomenergie nicht nur
wirtschaftlich keinen Sinn, sondern auch in Anbetracht der sich
verschlimmernden Klimakatastrophe. Für ihn sprechen die langen
Entwicklungs- und Bauzeiten dagegen. „Es muss gerade deshalb schnell
gehandelt werden“, sagt Makhijani. Zwar gibt es neben TerraPower noch
andere Firmen, die Mini-AKWs entwickeln, doch eine schnelle Lösung für das
Klimaproblem stellen sie nicht dar.
Die Kritiker führen weitere Gegenargumente an: Zwar haben AKWs im
Allgemeinen eine gute Sicherheitsstatistik – aber wenn etwas schiefgeht,
sind die Folgen oft gravierend. Und [5][auch die Atommüllfrage ist in den
USA noch nicht beantwortet].
4 Aug 2023
## LINKS
[1] /Atomkraft-in-USA/!5947937
[2] /Erstes-neues-US-AKW-seit-30-Jahren/!5947977
[3] /Studie-von-OECD-und-IEA/!5878823
[4] /Klage-beim-Europaeischen-Gericht/!5926001
[5] /Rueckbau-von-Kernkraftwerken/!5921848
## AUTOREN
Hansjürgen Mai
## TAGS
Schwerpunkt Atomkraft
USA
Schwerpunkt Klimawandel
GNS
Energiewende
Schwerpunkt Atomkraft
Schwerpunkt Atomkraft
Energiekrise
## ARTIKEL ZUM THEMA
Energiepläne der Union: Der die Windräder abbauen will
Die Union will die Atomkraft wiederhaben – und die CO2-Bepreisung zum Kern
des Klimaschutzes machen. Dabei greift sie auch eine Idee der Ampel auf.
Erstes neues US-AKW seit 30 Jahren: Atomenergie ist zu teuer
In den USA ist ein neues Atomkraftwerk in Betrieb gegangen. Doch ein
Zeichen einer globalen Renaissance der Kernkraft ist das keineswegs.
Atomkraft in USA: Neuer Meiler am Netz
Nach mehr als 30 Jahren ist in den USA wieder ein AKW-Block in Betrieb
genommen worden. Er soll die Renaissance der Atomkraft einläuten.
Klimabewegung versus Anti-AKW-Aktivisten: Bisschen weniger Block, bitte
Die Klimabewegung könnte viel von der einstigen Anti-AKW-Bewegung lernen.
Die sah, der Sache wegen, über viele politische Differenzen hinweg.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.