Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Erstes neues US-AKW seit 30 Jahren: Atomenergie ist zu teuer
> In den USA ist ein neues Atomkraftwerk in Betrieb gegangen. Doch ein
> Zeichen einer globalen Renaissance der Kernkraft ist das keineswegs.
Bild: Im US-Bundesstaat Georgia ist der erste komplett neu konstruierte Atomkra…
Im Bundesstaat Georgia ist mit dem dritten Block des Atomkraftwerks Vogtle
der erste US-Reaktor seit 30 Jahren in Betrieb gegangen. [1][Block vier
soll nächstes Jahr folgen.] Ist das ein „beeindruckendes Beispiel für
unsere Energiezukunft“, wie der Chef der Betreiberfirma Georgia Power stolz
erklärte? Ist dies der Beginn einer Trendwende, der Aufbruch zu einem
glanzvollen nuklearen Comeback?
Dreimal nein. Die gute Nachricht für die Atomindustrie begrenzt sich auf
die schlichte Tatsache, dass der Reaktor tatsächlich in Betrieb geht, was
bei Neubauprojekten der westlichen Industrieländer nicht mehr
selbstverständlich ist, wie aktuell das Neubaudesaster in Frankreich zeigt.
Auch das US-AKW Vogtle ist wieder ein beeindruckendes Beispiel für
Kostenexplosionen, immense zeitliche Verzögerungen und ökonomisches
Harakiri. Beim Baubeginn 2013 war die Stimmung noch prächtig: Diesmal werde
es keine Bauverzögerungen geben und der Kostenplan werde strikt
eingehalten, versprach Georgia Power. [2][Doch die Kosten für die beiden
Meiler sind von 14 auf rund 30 Milliarden Dollar gesprungen,] der Zeitplan
wurde um sechs Jahre verfehlt. Budget-Überschreitungen bei
US-Atomkraftwerken werden seit 1966 analysiert, sie liegen im Schnitt bei
207 Prozent.
Während die Inbetriebnahme des neuen Vogtle-Reaktors große
Medienaufmerksamkeit bekommt, wurden die Stilllegungen in den USA beinahe
geräuschlos vollzogen. Seit 2012 schrumpfte die größte Reaktorflotte der
Welt von 101 auf 92 Blöcke. Jetzt sind in den USA wieder 93 Atommeiler in
Betrieb. Ihr Anteil an der Stromversorgung ist zuletzt unter die
20-Prozent-Marke auf 18,9 Prozent gefallen.
Auch in den USA boomen Wind- und Solarenergie. Die Kosten von
Photovoltaikanlagen fielen seit 2009 um 90 Prozent, die für Atomkraftwerke
stiegen um 36 Prozent. Atomenergie ist nicht mehr konkurrenzfähig. Schon
2019 hat in den USA die installierte Kapazität der Windanlagen die der AKWs
überholt.
Dennoch fließen weiterhin immense Subventionen in den US-Nuklearsektor. Sie
sollen die bestehende, stark überalterte Reaktorflotte in Betrieb und die
Betreiberfirmen bei Laune halten. Laufzeitverlängerungen auf 60 und bei
zehn Reaktoren sogar auf 80 Jahre sind genehmigt worden.
Unterdessen hat mehr als die Hälfte der US-Reaktorflotte die normale
Laufzeit von 40 Jahren überschritten. Weitere Abschaltungen werden trotz
aller Subventionen künftig nicht zu vermeiden sein, zumal teure Reparaturen
und Stillstandszeiten bei den Altreaktoren zunehmen. Die Talfahrt der
Atomenergie hat längst auch die USA erreicht. Atomics are out of time.
1 Aug 2023
## LINKS
[1] https://www.n-tv.de/wirtschaft/Erstes-neues-US-Atomkraftwerk-seit-Jahrzehnt…
[2] /Atomkraft-in-USA/!5947937
## AUTOREN
Manfred Kriener
## TAGS
Schwerpunkt Atomkraft
USA
Erneuerbare Energien
Atomenergie
Georgia
Schwerpunkt Atomkraft
Anti-Atom-Bewegung
Schwerpunkt Atomkraft
Schwerpunkt Atomkraft
## ARTIKEL ZUM THEMA
Mini-Akw-Pläne in den USA: Kleiner, aber immer noch Atom
Die USA wollen viele Kohle- durch Atomkraftwerke ersetzen. Die Regierung
hofft, dass neue Modelle weniger Probleme machen als die alten Meiler.
Geschichte der Anti-AKW-Bewegung: Atomkraft? Tschüs und nein danke!
Seit 50 Jahren protestieren Menschen gegen Atomkraft. Mitte April werden
die letzten AKWs abgestellt. Hat die Bewegung ihr Ziel erreicht?
Energiewende im Nachbarland: Polen steigt in die Atomenergie ein
Die Regierung plant gleich drei Atomkraftwerke, um auf Kohlestrom
verzichten zu können. Der erste Reaktor soll 2033 ans Netz gehen.
Frankreich schließt Fessenheim: Aus für umstrittenes Atomkraftwerk
Fessenheim gilt schon lange als Sicherheitsrisiko, jetzt will Frankreich
dem Atomkraftwerk die Betriebserlaubnis entziehen. Allerdings mit Aufschub.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.