| # taz.de -- Streit um Neuwahlen: Inhaltsleeres Termingerangel | |
| > Die einen wollen später, die anderen früher: Dass jetzt nur um Formalien | |
| > gestritten wird, ist kein guter Vorbote auf den kommenden Wahlkampf. | |
| Bild: Keine Regierungserfahrung und oft zu emotional: Friedrich Merz hofft auf … | |
| Wann hätten Sie es denn gern? Am 2. März? Dann ist aber Karneval, rufen die | |
| einen. Im Januar? Dann ist es aber bitterkalt, rufen die anderen. | |
| Egal, auf welchen Wahltermin man sich am Ende einigt: Die Debatte ist | |
| unwürdig. Statt zu diskutieren, [1][was sich im Land verändern muss], geht | |
| es um Termine, Fristen und Papiermangel. Offenbar scheinen viele zu | |
| glauben, dass dies stinknormale Wahlen werden. Dabei ist die Demokratie | |
| bedroht: durch einen Krieg in Europa und einen rechtsextremen Präsidenten | |
| in den USA, durch undemokratische Parteien hierzulande. Und wir diskutieren | |
| über Karneval und das Wetter? | |
| ## Scholz’ Fehler | |
| Olaf Scholz hat sich diese Debatte selbst eingebrockt. Es war der einzige | |
| Fehler, den er bei seiner Rede zum Rauswurf von Lindner gemacht hat, dass | |
| er ein konkretes Datum für die Vertrauensfrage nannte. Scholz hätte | |
| anbieten können, den Termin mit der demokratischen Opposition und den | |
| organisatorisch Verantwortlichen abzustimmen. | |
| Natürlich ist es wichtig, dass die Wahlen ordnungsgemäß stattfinden, | |
| tatsächlich ist die enge Frist von 60 Tagen hinderlich, wenn in dieser Zeit | |
| zwei Wochen Weihnachtsferien liegen, in denen auf den Ämtern und politisch | |
| wenig passiert. Es gibt also Gründe für einen etwas späteren Termin. Hätte | |
| Scholz kein Datum genannt, würde ihm dies nun nicht als Parteitaktik | |
| ausgelegt werden. Die Erleichterung, die der Rauswurf von Christian Lindner | |
| bei vielen ausgelöst hat, droht so bereits zu verfliegen. | |
| ## Aus dem Urlaub ins Wahllokal? Nein danke! | |
| Doch auch die Union hat nicht allein hehre demokratische Motive. Merz hat | |
| den 19. Januar als Wahltermin vorgeschlagen und begründet das mit der | |
| Amtseinführung Donald Trumps am nächsten Tag – als gäbe es dann schon eine | |
| handlungsfähige Regierung. | |
| Friedrich Merz weiß: Jede Woche mehr gefährdet seinen Vorsprung in den | |
| Umfragen. In den ersten Tagen nach dem Ende der Ampel hat er sich unter | |
| Kontrolle, wirkt staatsmännisch. Sollte es am Ende auf ein Duell zwischen | |
| Scholz und ihm hinauslaufen, könnten sich viele an seine mangelnde | |
| Regierungserfahrung erinnern, seine Ausfälle, seine Arbeitsbiografie. Um | |
| sicherzugehen, soll über Weihnachten kein Wahlkampf stattfinden, sodass die | |
| BürgerInnen aus dem Urlaub direkt ins Wahllokal stolpern. | |
| [2][Der Wahlkampf] droht so inhaltsleer zu werden, wie er angefangen hat. | |
| Das liegt nicht nur am Gezerre um den Termin, sondern auch daran, dass | |
| erneut die drei Männer antreten dürften, die das Ende der Ampelkoalition | |
| verantworten: Robert Habeck, Christian Lindner und Olaf Scholz, sie alle | |
| stehen so wenig für Aufbruch wie Friedrich Merz. Keine guten Aussichten, | |
| egal, wann gewählt wird. | |
| 11 Nov 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Kersten Augustin | |
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