| # taz.de -- Zu viel Methan in der Atmosphäre: Rätsel um gefährliches Klimaga… | |
| > In der Atmosphäre steigt die Konzentration von Methan massiv an – warum, | |
| > das scheint nun geklärt. Die Folgen sind gravierend. | |
| Bild: Auch aus Biogasanlagen kann Methan entweichen, wenn sie nicht gut gewarte… | |
| Berlin taz | Es sind beunruhigende Messwerte, welche die | |
| Weltwetterorganisation (WMO) in Genf vorgestellt hat: Seit Anfang der | |
| 2020er Jahre steigt die Konzentration von Methan in der Atmosphäre | |
| sprunghaft an. Das Gas erhitzt die Atmosphäre über 20 Jahre betrachtet | |
| 80-mal so stark wie die gleiche Menge Kohlendioxid. Deshalb gehen Experten | |
| davon aus, dass eine Halbierung binnen der kommenden zehn Jahre wesentlich | |
| im Kampf um das 1,5-Grad-Ziel ist – und im Idealfall den Anstieg der | |
| Globaltemperatur um bis zu 0,3 Grad Celsius abbremsen könnte. | |
| Doch statt zu sinken, steigen die Emissionen massiv: Im Jahr 2021 kam mit | |
| 18 ppb (parts per billion, Methanteile pro Milliarde Teile Atmosphäre) so | |
| viel wie nie hinzu, erstmals stieg die Konzentration über 1.900 ppb – fast | |
| dreimal so viel wie vor Beginn der Industrialisierung. Die WMO erklärte zu | |
| dem Anstieg, man stehe vor einem Rätsel. | |
| Das könnte nun gelöst sein: US-amerikanische Wissenschaftler haben den | |
| „Fingerabdruck“ verschiedener Methan-Isotope in der Atmosphäre untersucht. | |
| Dieser verrät den Ursprung: Methan, das Mooren entweicht, hat einen anderen | |
| chemischen Fingerabdruck als Methan, das bei der Verbrennung von Biomasse | |
| entsteht, beispielsweise in Biogasanlagen. Während die Konzentration jener | |
| Isotope, die aus der Verbrennung stammen, nicht sonderlich zulegte, stieg | |
| das Methan aus mikrobiellen Quellen sehr stark an, wie [1][die | |
| Wissenschaftler im renommierten Fachblatt Proceedings of the National | |
| Academy of Sciences schreiben]. | |
| Tropische und subtropische Biotope gehören zu den größten natürlichen | |
| Methanquellen weltweit. Wenn es wärmer wird, sind die dort lebenden | |
| Mikroorganismen produktiver. Sie erzeugen mehr Methan. In Deutschland hat | |
| Methan am Gesamtausstoß einen Anteil von 6 Prozent, wobei der Agrarsektor | |
| wesentlichste Quelle ist: Mikrobielles Methan entsteht hier in den Mägen | |
| von Wiederkäuern oder wenn Bakterien Abfall zersetzen. Auch wenn zu viel | |
| Dünger in Gewässer eingeleitet wird, steigt das Bakterienwachstum – und | |
| somit die Methanproduktion. | |
| ## Nicht der erste Hinweis | |
| Die jetzt vorgelegte Studie ist nicht die erste mit diesem Befund: Ein | |
| chinesisch-amerikanisches Forscherteam hatte im vergangenen Jahr eine | |
| [2][Studie mit ähnlichem Ergebnis] vorgelegt: Die globale Erwärmung regt | |
| Stoffwechsel und Vermehrung von Mikroorganismen an, es entsteht mehr | |
| Methan. Den Messwerten zufolge ist offensichtlich ein Punkt erreicht, an | |
| dem die Erderwärmung sich selbst anheizt. | |
| Neben den Feuchtgebieten ist auch der Permafrost eine potenziell große | |
| Methan-Quelle. Weite Teile Sibiriens, Nordeuropas, -kanada und Alaskas sind | |
| dauergefrorene Erde. Allerdings führt die Klimaerhitzung dazu, dass sich | |
| die [3][Grenze immer weiter nach Norden] zurückzieht, stellenweise bereits | |
| um mehr als einhundert Kilometer. Der tauende Boden gibt Pflanzenreste | |
| frei, die von Mikroorganismen zersetzt werden – unter anderem zu Methan. | |
| Anfang 2022 kam eine [4][Studie zu dem Ergebnis], dass der Permafrost in | |
| Skandinavien bereits in den 2040er Jahren verschwindet. Das Forscherteam | |
| der aktuellen Studie rät deshalb, die Auswirkungen besser zu erforschen. | |
| Die neuen Erkenntnisse entlasten die Menschheit im Kampf gegen Methan | |
| allerdings nicht, wie etwa Kontrollen der Deutschen Umwelthilfe (DUH) | |
| zeigen: Der Verband hatte Messungen an fünf Biogasanlagen in Niedersachsen | |
| und Nordrhein-Westfalen durchgeführt sowie an einer Gasverdichterstation | |
| und einem schwimmenden LNG-Importterminal in Schleswig-Holstein. | |
| „Unsere Messungen zeigen, dass täglich signifikante Mengen Methan | |
| unkontrolliert entweichen“, erklärte Jürgen Resch, der DUH-Geschäftsführe… | |
| Das habe verheerende Folgen für die Gesundheit der Bevölkerung und für das | |
| Klima. Grund für die Lecks sei unzureichende Wartung und unregelmäßige | |
| Kontrollen. | |
| 29 Oct 2024 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.pnas.org/doi/10.1073/pnas.2411212121 | |
| [2] https://www.nature.com/articles/s41558-023-01629-0 | |
| [3] /Auftauende-Permafrostboeden/!5904471 | |
| [4] https://www.nature.com/articles/s41558-022-01296-7 | |
| ## AUTOREN | |
| Nick Reimer | |
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