| # taz.de -- Hoffnungsträger für die Klimaneutralität: Startschuss fürs Wass… | |
| > Die Bundesnetzagentur genehmigt Anträge für das Wasserstoff-Kernnetz. | |
| > Damit kann der Ausbau der wichtigen Infrastruktur beginnen. | |
| Bild: Baustelle für eine Pipeline: Ein Wasserstoffnetz ist wichtig für den kl… | |
| Berlin taz | Nach einer zweieinhalbjährigen Planungsphase beginnt der | |
| Aufbau eines deutschen Netzes zum Transport von Wasserstoff. Die | |
| Bundesnetzagentur hat am Dienstag die entsprechenden Anträge der Betreiber | |
| genehmigt. „Mit dem genehmigten Kernnetz schaffen wir Planungssicherheit | |
| für alle Beteiligten“, sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck | |
| (Grüne) bei der Vorstellung der Pläne. | |
| [1][Wasserstoff ist der Hoffnungsträger] für den Umbau der Wirtschaft. Wird | |
| er mit erneuerbaren Energien hergestellt, ist er klimaneutral. Der | |
| sogenannte grüne Wasserstoff soll fossile Energieträger wie Erdgas | |
| ersetzen. Allerdings wird bislang wenig Wasserstoff hergestellt, es gibt | |
| kaum Transportwege. [2][Die Bundesregierung rechnet damit, dass auch | |
| langfristig große Mengen importiert werden müssen.] | |
| Der Aufbau des Leitungsnetzes ist die Voraussetzung für die Nutzung von | |
| Wasserstoff. Das nun genehmigte Kernnetz verbindet zentrale Standorte, etwa | |
| geplante Produktionsstätten oder Importpunkte auf der einen Seite und | |
| Abnehmer wie Kraftwerke oder Industrieanlagen auf der anderen. Die Pläne | |
| sehen Leitungen von 9.040 Kilometern Länge und 13 Grenzübergangspunkte in | |
| europäische Nachbarländer vor. „Das Kernnetz ist ein Startnetz“, betonte | |
| Klaus Müller, Chef der Bundesnetzagentur. Er vergleicht den Plan mit dem | |
| Verkehrsnetz: Jetzt stehen die Autobahnen fest, Land- und Kreisstraßen | |
| sollen folgen. So sollen die Leitungen nach Bedarf in Betrieb genommen | |
| werden. | |
| Für etwa 60 Prozent des Netzes werden bisherige Erdgasleitungen umgewidmet. | |
| Der Rest wird neu gebaut. Der Ausbau soll schrittweise bis 2032 erfolgen. | |
| Schon im kommenden Jahr sollen erste Abschnitte in Betrieb gehen. Dafür | |
| sind Leitungen vorgesehen, die nicht mehr für den Erdgastransport benötigt | |
| werden. | |
| ## Einnahmen zunächst niedrig | |
| Ausbau und Betrieb des Wasserstoffnetzes sollen privatwirtschaftlich durch | |
| die Fernleitungsbetreiber erfolgen, das sind die überregionalen heutigen | |
| Gas- und künftigen Wasserstofftransporteure. Finanziert werden soll das | |
| durch Gebühren für die Abnehmer, sogenannte Netzentgelte. Anfangs wird es | |
| aber nur wenige Abnehmer von Wasserstoff geben. Sie müssten enorme Gebühren | |
| zahlen, wenn die Investitionskosten auf sie umgelegt würden. Deshalb sind | |
| die Netzentgelte zunächst gedeckelt. Ein sogenanntes Amortisationskonto | |
| sieht vor, dass die zunächst niedrigen Einnahmen durch später höhere | |
| ausgeglichen werden. Im Jahr 2055 wird abgerechnet. Sollten die | |
| Investitionskosten dann nicht ausgeglichen sein, springt der Bund ein. | |
| Laut den Fernleitungsnetzbetreibern entsteht bis 2032 das größte | |
| Wasserstoffnetz Europas. Die Betreiber wollen 18,9 Milliarden Euro in den | |
| Ausbau stecken. „Mit dem Wasserstoffkernnetz legen wir den Grundstein für | |
| ein neues Energiesystem“, sagte Thomas Gößmann, Chef der Vereinigung der | |
| Fernleitungsnetzbetreiber Gas. „Es bietet die historische Chance für den | |
| Standort Deutschland, sich als Vorreiter in der Wasserstoffwirtschaft zu | |
| positionieren.“ | |
| ## Union kritisiert, Linke lobt | |
| Die oppositionelle Union im Bundestag kritisiert die Pläne scharf, weil | |
| ihrer Meinung nach Bayern und Baden-Württemberg benachteiligt werden. Sie | |
| seien ein „Tiefschlag gegen den Südwesten“ sagte der Konstanzer | |
| Bundestagsabgeordnete Andreas Jung. Für Niedersachsen seien viermal so | |
| viele Leitungen vorgesehen wie für Baden-Württemberg. Dabei sei aus dem | |
| Süden ein größerer Bedarf angemeldet worden. Nur fünf Prozent der Leitungen | |
| entfielen auf Baden-Württemberg, obwohl das Land 10 Prozent der Fläche | |
| Deutschlands ausmache und 20 Prozent der Industrieleistung von dort komme. | |
| „Der Verweis auf spätere Prozesse ist ein schwacher Trost“, sagte er zu | |
| Aussagen von Habeck und Müller, dass das Netz weiterentwickelt werde. | |
| Auch die Linkspartei ist skeptisch. „Die Kosten für das Übertragungsnetz | |
| Strom fliegen uns jetzt bereits um die Ohren, wofür hauptsächlich Engpässe | |
| im Stromnetz verantwortlich sind und der Netzausbau, mit dem man glaubt, | |
| diese Engpässe beheben zu können“, sagte der Linksparteiabgeordnete Ralph | |
| Lenkert. Die Produktion von Wasserstoff braucht viel Strom. Weil der Staat | |
| das Problem auf dem Strommarkt nicht angehe, so Lenkert, fehlten jetzt die | |
| Anreize für die Wasserstoffwirtschaft, sich gleich dort anzusiedeln, wo es | |
| volkswirtschaftlich am effizientesten und ökologisch am sinnvollsten ist. | |
| Gut findet Lenkert allerdings das Amortisationskonto, weil der Staat damit | |
| die Transformationskosten für die Zukunft in der Gegenwart absichert. „Wir | |
| begrüßen das für das neue Wasserstoffkernnetz ausdrücklich“, sagte er. | |
| Bundesregierung und Bundestag müssten nach derselben Logik [3][die | |
| Schuldenbremse abschaffen und in Klimaanpassung] investieren. | |
| 22 Oct 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Anja Krüger | |
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