Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Nordische Minderheitenpartei: Lars Harms verlässt nach fast 25 Jah…
> Ein Vierteljahrhundert lang hat sich Lars Harms nicht nur für die Belange
> der dänischen Minderheit eingesetzt. Nun will er aufhören.
Bild: Urgestein des Kieler Landtags: SSW-Politiker Larms Harms
Rendsburg taz | Wie viele Reden er in seinem politischen Leben gehalten
hat? Das weiß Lars Harms wahrscheinlich selbst nicht. Seit 2000 sitzt der
Nordfriese als Abgeordneter der [1][Minderheitenpartei] SSW im Kieler
Landtag. Nun hat der 59-Jährige seinen Rückzug angekündigt: Im Januar wird
er sein Mandat niederlegen, um mehr Zeit für seine Familie und seine Hobbys
zu haben: „Fußball, Reisen, lecker essen.“
Als der studierte Betriebswirt von seinem Job als Leiter der
Tourist-Information Heide in den Landtag wechselte, regierte in
Schleswig-Holstein noch die SPD, Spitzenkandidatin Heide Simonis holte 43
Prozent der Stimmen. In jenem Jahr wurde die Bundes-CDU von einer
Spendenaffäre geschüttelt, Wladimir Putin erstmals zum russischen
Präsidenten gewählt und in Hannover lief die Weltausstellung Expo. Den
Begriff „Smartphone“ gab es zwar schon, aber bevor das erste Gerät auf den
Markt kam, vergingen noch sieben Jahre. In Kiel war der SSW, der als
Minderheitenvertretung von der Fünf-Prozent-Klausel befreit ist, erstmals
mit vier Personen vertreten.
In späteren Jahren saß Harms, der Vater von sechs Kindern ist, teils mit
nur einer weiteren Abgeordneten im Parlament – und beide schafften es, zu
allen Themen sprechfähig zu sein: „Man muss ein grobes Gerüst draufhaben
und dann Prioritäten setzen“, sagte Harms damals über seine Arbeitsweise
als Allround-Parlamentarier. „Wir konzentrieren uns auf Punkte, in denen
wir vielleicht etwas bewegen können.“
Zu den Dingen, die er bewegt hat, zählt der 1,90-Meter-Mann das
Tariftreuegesetz, das der SSW in Schleswig-Holstein mit auf den Weg
gebracht hat. In seiner Bilanz zählt er als „weitere Meilensteine“ das
Friesischgesetz, die Anerkennung der Sinti und Roma als weitere Minderheit
in der Landesverfassung und die finanzielle Gleichstellung von Schulen der
dänischen Minderheit auf.
## Als Spitzenkandidat das beste Wahlergebnis geholt
Eine schwarze Stunde war die gescheiterte Koalition von SPD, Grünen und SSW
im Frühjahr 2005, als ein Unbekannter aus den eigenen Reihen Heide Simonis
seine Stimme verweigerte. Damals hatte die CDU eine harsche Kampagne gegen
den SSW gefahren und angezweifelt, ob „Dänen“ in einem Landesparlament
mitregieren dürften. Erst 2012 kam es zu dieser Koalition. Obwohl der SSW
ein Ministerium besetzen durfte, entschied sich Lars Harms, der bis 2007
auch Gemeinderatsmitglied in seinem damaligen Wohnort Koldenbüttel war,
Abgeordneter zu bleiben.
Bei der [2][Landtagswahlen 2022] fuhr der SSW mit Harms als
Spitzenkandidaten das beste Wahlergebnis seit Gründung der Partei in
Schleswig-Holstein ein. „Und wir haben auch noch die Rechtsradikalen
rausgeschmissen, mehr kann man nicht erreichen“, sagt Harms in einer
Botschaft auf der Homepage des SSW – gemeint ist, dass die AfD aus dem
Landtag gewählt wurde. Er habe eine „tolle Zeit gehabt“, aber jetzt gebe es
genügend junge Leute in der Partei, die die Arbeit weitermachen könnten.
Harms Rückzugs-Ankündigung kam überraschend. Aus allen Fraktionen meldeten
sich Abgeordnete, die die Entscheidung bedauerten. Einhelliger Tenor: „Lars
wird dem Parlament fehlen.“
22 Oct 2024
## LINKS
[1] /Kommunalrecht-vor-Gericht/!5974419
[2] /Wahl-in-Schleswig-Holstein/!5852837
## AUTOREN
Esther Geißlinger
## TAGS
SSW
Schleswig-Holstein
Minderheitenpolitik
Dänemark
Bürgerbegehren
Direkte Demokratie
Landtagswahl in Schleswig-Holstein 2022
## ARTIKEL ZUM THEMA
Demokratie-Abbau in Schleswig-Holstein: Bürgerbegehren weiter ohne Biss
CDU und Grüne schränkten per Gesetz Bürgerentscheide und Rechte kleinerer
Parteien ein. Die Klage dagegen weist das Landesverfassungsgericht zurück.
Kommunalrecht vor Gericht: Die Minderheiten wehren sich
Das schleswig-holsteinische Landesverfassungsgericht befasst sich mit
Bürgerbegehren und Kommunalparlamenten. Es geht um Minderheitenrechte.
Wahl in Schleswig-Holstein: Siegen auf Dänisch
Der Südschleswigsche Wählerverband (SSW) holt sein bestes Ergebnis seit
1947. Das liegt vor allem an seinem Bundestagsabgeordneten Stefan Seidler.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.