| # taz.de -- Prüfung des AfD-Verbotsverfahrens: Verbot ist Gebot | |
| > Die AfD würde die Demokratie ersticken und ihre Institutionen schleifen, | |
| > wäre sie an der Macht. Daher ist es angebracht, ihr Verbot zu prüfen. | |
| Bild: Unterstützer von Björn Höcke in Erfurt, 1.9.2024 | |
| Das Bundesverfassungsgericht war beim letzten Verbotsverfahren 2017 in | |
| seinem Urteil recht deutlich: Die NPD war zwar klar verfassungsfeindlich, | |
| sei aber zu irrelevant, um sie zu verbieten. Sie habe keine Chance, ihren | |
| Willen durchzusetzen. | |
| Bei der AfD ist das anders: Sie kann seit den Landtagswahlen in Brandenburg | |
| und Thüringen mit einer Sperrminorität Verfassungsänderungen, | |
| Richterbesetzungen und die Auflösung des Parlaments blockieren. Sie | |
| vergiftet auf dem Rücken von Minderheiten Diskurse, stellt bereits | |
| [1][erste Bürgermeister] sowie [2][einen Landrat]. Und sie hat mit | |
| Blockaden bei der [3][Konstituierung des Thüringer Landtags] [4][erneut] | |
| gezeigt, dass sie jeglichen Spielraum nutzen wird, um das Land unregierbar | |
| zu machen. | |
| Die Argumente, dass ein Verbotsantrag politisch schwierig ist, wenn die AfD | |
| stark ist, weil es ihren Opfermythos nährt oder Politik und | |
| Zivilgesellschaft sich so ihrer Verantwortung entziehen, stimmen für sich | |
| genommen teils. Sie blenden aber das Wichtigste aus: Das Verbot einer | |
| verfassungswidrigen Partei ist keine politische Frage, die nach Augenmaß | |
| und politischem Kalkül entschieden werden sollte. Sondern ein | |
| grundsätzlicher Schutzmechanismus unserer Verfassung als eine direkte Lehre | |
| aus der faschistischen NS-Diktatur. | |
| Dieser Schutzmechanismus steht nicht umsonst im Grundgesetz, er ist ein | |
| Gebot. Die Würde des Menschen ist unantastbar, Menschenrechte gelten | |
| universell, die Bundesrepublik ist ein Rechtsstaat. Demontiert eine Partei | |
| systematisch die Eckpfeiler der Demokratie, ist sie zu verbieten, insofern | |
| sie die Chance hat, ihren Willen durchzusetzen. Das | |
| Bundesverfassungsgericht hat die Aufgabe, zu prüfen, ob das bei der AfD der | |
| Fall ist. Punkt. | |
| Es gibt viele Beispiele, die zeigen, dass nach einer Machtübernahme vieles | |
| zu spät sein kann: Ungarn ist eine auf Orbán zugeschnittene | |
| autoritär-illiberale Demokratie geworden, in Polen zeigt sich gerade, wie | |
| komplex es ist, zerstörte demokratische Mechanismen wieder zu reparieren. | |
| Auch der [5][deutsche Rechtsstaat ist nicht immun gegen den autoritären | |
| Umbau]. Die AfD würde an der Macht schrittweise dafür sorgen, die | |
| Demokratie ersticken und ihre Institutionen schleifen. Zudem ist der | |
| Rechtsstaat in der Verantwortung, all jene zu schützen, die nicht in das | |
| Weltbild der AfD passen und die schon heute unter steigender rechter Gewalt | |
| leiden. | |
| Den nun [6][veröffentlichten Verbotsantrag] hat sich die | |
| autoritär-nationalradikale Partei im Übrigen selbst zuzuschreiben: Sie hat | |
| sich [7][fortschreitend radikalisiert]. Völkisch-rassistisches Denken ist | |
| heute das zentrale Element. Sie verzichtet zwar im Programm auf allzu klare | |
| Formulierungen, ist aber in den Äußerungen ihrer Politiker*innen nicht | |
| viel weniger extrem als die NPD. | |
| 17 Oct 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Gareth Joswig | |
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