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# taz.de -- Vorfälle auf Palästina-Demos: Sozialarbeiter kritisieren Polizeig…
> Beschäftigte aus Neuköllner Jugendeinrichtungen haben Erfahrungsberichte
> zu Polizeigewalt gesammelt. Am Donnerstag diskutiert der
> Jugendhilfeausschuss.
Bild: Festnahme am Rande einer propalästinensischen Demonstration in Berlin am…
Berlin taz | Ein Satz ist dem Sozialarbeiter Osman Tekin besonders in
Erinnerung geblieben: „Warum hasst die Polizei uns so sehr?“, habe ihn ein
Jugendlicher gefragt, der regelmäßig auf propalästinensische
Demonstrationen geht.
Osman Tekin leitet die Jugendfreizeiteinrichtung „Manege“ auf dem Campus
Rütli in Neukölln und ist Sprecher der AG 78, der bezirklichen Vertretung
der freien Träger und öffentlichen Einrichtungen der Jugendhilfe. Viele der
Kinder und Jugendlichen, die er und seine Kolleg*innen betreuen, hätten
einen palästinensischen Hintergrund, berichtet Tekin. Einige hätten in den
vergangenen Monaten Familienangehörige verloren, in [1][Gaza] und im
Westjordanland – und beteiligten sich an den Protesten in Berlin.
„Die Jugendlichen gehen auf die Straße, damit der Krieg aufhört, sie sagen
mir, sie wollen nicht, dass noch mehr Menschen sterben – auf beiden
Seiten“, erzählt der Sozialarbeiter. Doch die [2][Polizei gehe immer wieder
hart gegen die Demonstrierenden vor]: „Viele Jugendliche haben schon
Polizeigewalt erlebt.“
Gemeinsam mit anderen Neuköllner Jugendsozialarbeiter*innen hat
Tekin deshalb in den vergangenen Monaten die [3][Erfahrungen von Kindern
und Jugendlichen auf Palästina-Demos] dokumentiert. Die Tonaufnahmen und
Videos, die dabei entstanden sind, werden am Donnerstagabend dem Neuköllner
Jugendhilfeausschuss vorgelegt. Außerdem bringt die AG 78 ein
Positionspapier zum Thema Polizeigewalt gegen Kinder und Jugendliche in den
Ausschuss ein.
## „Ein starkes Zeichen nach außen“
„Das ist kein alltäglicher Vorgang“, sagt die Vorsitzende des
Jugendhilfeausschusses, Beate Bruker, mit Blick auf die Dokumentation und
das Papier der AG 78. „Unser Ziel ist, dass wir uns in nächster Zeit
gemeinsam positionieren. Das wäre ein starkes Zeichen nach außen, das eine
öffentliche Diskussion anregen kann“, so die Grünen-Bezirkspolitikerin zur
taz.
Seit dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und dem seitdem
andauernden Krieg in Gaza finden in Berlin regelmäßig Demonstrationen zur
Situation im Nahen Osten statt. Mehr als 900 Versammlungen wurden in den
vergangenen zwölf Monaten bei der zuständigen Polizeibehörde angemeldet.
Davon hat die Polizei rund 500 als „propalästinensisch“ eingestuft und mehr
als 20 verboten. Bei den Demonstrationen [4][kommt es regelmäßig zu
Ausschreitungen], strafbare Parolen werden skandiert, immer wieder gibt es
verletzte Teilnehmer*innen und Polizist*innen sowie zahlreiche
Festnahmen.
„Uns und den Jugendlichen ist völlig klar: Auch das Verhalten einzelner
Teilnehmer gegenüber der Polizei ist manchmal problematisch“, sagt Osman
Tekin. Das zeigten auch Videos, die er mit den Jugendlichen ausgewertet
habe. Doch das Anliegen der allermeisten Teilnehmenden sei, [5][friedlich
und aus Betroffenheit auf die Straße] zu gehen.
## Ruf nach Schutzkonzept
Bereits im Juni hatten Tekin und seine Kolleg*innen eine Stellungnahme
zu dem Thema verfasst. In dem Dokument, das der taz vorliegt, heißt es:
„Kinder und Jugendliche haben Angst vor der Polizei und Angst vor Gewalt.“
Die Betroffenen würden erleben, dass Polizist*innen, die Gewalt ausüben,
keine Konsequenzen zu fürchten haben.
„Wir sind verpflichtet, auf diese Missstände hinzuweisen und gegen
Polizeigewalt vorzugehen“, schreiben die Verfasser*innen. Sie fordern unter
anderem ein Schutzkonzept der Polizei zum Umgang mit Minderjährigen, „damit
keine weiteren Kinder und Jugendlichen durch die Polizei Berlin zu Schaden
kommen“.
16 Oct 2024
## LINKS
[1] /Krieg-in-Gaza/!6042398
[2] /Palaestina-Demo-in-Berlin/!6028273
[3] /Polizeigewalt-auf-Palaestina-Demos/!6029454
[4] /Bilanz-nach-Jahrestag-des-Hamas-Angriffs/!6038413
[5] /Pro-Palaestina-Proteste-in-Berlin/!6038419
## AUTOREN
Hanno Fleckenstein
## TAGS
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus
Demonstrationen
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Jugendarbeit
Polizeigewalt
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