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# taz.de -- Offensive in Sudan: Großoffensive beginnt
> Sudans Armee will mit einer Offensive die Hauptstadt Khartum
> zurückerobern. Derzeit hat die paramilitärische Miliz RSF die Kontrolle
Bild: Kartum, 26.September: schwarzer Rauch über den Dächern der sudanesische…
Kampala taz | Wieder steigt Rauch über den Dächern von Sudans Hauptstadt
Khartum auf. Unter Feuerschutz durch die Luftwaffe hat eine
Infrantrie-Einheit von Sudans Armee (SAF) am Donnerstag die strategisch
wichtige Halfaya-Brücke, die über den Nil nach Khartum hinein führt,
überquert.
Es ist der Beginn einer Großoffensive mit dem Ziel, die Hauptstadt zurück
zu erobern. Die Millionenmetropole im Herzen des großen Landes war im April
2023 kurz nach Ausbruch des Krieges im Sudan von der paramilitärischen
Miliz RSF (Schnelle Eingreiftruppe) erobert worden und steht seitdem quasi
unter deren Kontrolle.
Zur selben Zeit, als seine Streitkräfte die Offensive beginnen, tritt
Sudans Armeechef und quasi-Herrscher Abdel-Fattah al Burhan in New York vor
die UN-Generalversammlung: „Wir wollen den Krieg beenden und Frieden und
Sicherheit wiederherstellen, ohne Bedingungen“, stellt er klar. „Wir werden
niemals mit Hametti zusammenarbeiten, es sei denn, seine Truppen ziehen
sich zurück und setzen um, was wir vereinbart haben“, sagt Burhan. Hametti
ist der Kriegsname von RSF-Militärchef Mohamed Hamdan Dagalo.
[1][Nach all den vergangenen, gescheiterten Versuchen durch die
Internationale Gemeinschaft, die Konfliktparteien Sudans an den
Verhandlungstisch zu bekommen], setzt Burhan damit also ein klares Zeichen:
dass er eine militärisiche Lösung anstrebt, das Land oder zumindest die
Hauptstadt zurück erobern zu wollen, die seit über einem Jahr unter
RSF-Kontrolle ist.
## Tote und Verletzte
Die Regierungsarmee hatte sich damals über die Halfaya-Brücke in Khartums
Schwesterstadt Omdurman zurück gezogen. Laut Meldungen in den sudanesischen
Medien gelang es der Armee bis Donnerstagabend, drei Brücken über den
Weißen sowie Blauen Nil, also die wichtigsten Zugangswege nach Khartum,
zurück zu gewinnen. Laut Angaben eines Sprechers des
Gesundheitsministeriums seien durch Luftangriffe der Armee am Donnerstag
vier Zivilisten in Khartum getötet und 14 verletzt worden.
Die RSF reagierte auf die Offensive mit einer Gegenkampagne – nicht nur
militärisch, sondern auch in den Medien. RSF-Einheiten in Khartum posteten
auf den sozialen Medien Videos, wie sie die Stellung in der Hauptstadt
halten. RSF-Chef Hametti veröffentlichte auf der Onlineplattform X ein
Video. Darin sitzt er in Uniform vor der Sudanesischen Flagge und hält eine
Rede, in der er ebenso zur UN-Generalversammlung spricht.
Darin stellt er klar, dass er Burhan nicht als legtimen Vertreter des
sudanesischen Volkes betrachte, sondern als Saboteur eines „demokratischen
Prozesses“, der Krieg über das Land gebracht habe. Er beschuldigte die
Armee „aus der Luft die unschuldige Bevölkerung zu beschießen“ und dabei
„grausame Verbrechen“ zu begehen. Im selben Zug betont er, dass seine
RSF-Miliz knapp dreiviertel des Landes, vor allem der wichtigsten Städte
unter Kontrolle habe.
Doch die Großoffensive der Armee strebt offenbar an, landesweit alle
wichtigen urbanen Zentren wieder zurück zu erobern. Bereits am Mittwoch
bombardierte Sudans Luftwaffe den internationalen Flughhafen in Nyala, der
Hauptstadt des Bundestaates Süd-Darfur. Der Flughafen war seit Beginn des
Krieges 2023 nicht mehr in Betrieb.
## Russischer Flieger gelandet
Doch vergangenen Samstag war dort tief in der Nacht ein russisches
Transportflugzeug gelandet und hatte Militärfahrzeuge ausgeladen, bevor er
zwei Stunden später wieder abhob. Es gibt Berichte, dass die höchsten
RSF-Kommandanten sowie Hametti selbst in die von ihnen kontrollierte Stadty
Nyala gekommen waren, um die Luftfracht entgegen zu nehmen.
Bereits vergangenes Wochenende war es zu heftigen Gefechten in Darfurs
größter Stadt El Fasher, der einzigen Metropole in der südwestlichen
Region, die nicht unter RSF-Kontrolle ist, gekommen. Der Armee gelang es
erneut, die zwei-Millionenstadt gegen eine Offensive der RSF zu
verteidigen. Die RSF belagert el Fasher seit Ende April.
Mittlerweile sind fast alle Menschen in die zahlreichen Vertriebenenlager
in der Umgebung geflohen, wo sie qualvoll an Hunger leiden, [2][weil dort
keine Hilfsgüter mehr ankommen]. Hilfswerke haben im vergangenen Monat eine
Hungerskatastrophe im Lager Zamzam erklärt, rund 15 Kilometer südlich von
el Fasher. Satellitenbilder vom vergangenen Wochenende zeigen erneut eine
Massenflucht der Bevölkerung aus der Stadt in Richtung Zamzam. „Es ist kaum
noch jemand übrig in der Stadt“, berichtet ein Zivilist aus el Fasher der
Nachrichtenagentur AFP.
27 Sep 2024
## LINKS
[1] /Sudan-Friedensgespraeche-in-Genf/!6027041
[2] /Sudan-Gespraeche-bringen-wenig/!6029615
## AUTOREN
Simone Schlindwein
## TAGS
Sudan
Darfur
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Omid Nouripour
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