# taz.de -- Umzug der ZLB in das Lafayette-Gebäude: Eine Bibliothek im Herzen … | |
> Berlins Kultursenator bewirbt den Umzug der ZLB in die ehemalige Galeries | |
> Lafayette mit einer Werbekampagne als Jahrhundertchance. Eine Stilkritik. | |
Bild: Luxuskonsum war gestern: Die geschlossene Galeries Lafayette an der Fried… | |
CDU-Kultursenator Joe Chialo und ZLB-Chef Volker Heller haben sich darauf | |
versteift, die Standorte der Zental- und Landesbibliothek Berlin (ZLB) im | |
Gebäude des ehemaligen Kaufhauses [1][Galeries Lafayette zusammenzulegen]. | |
Die Meinungen darüber gehen auseinander. Nun ist dabei eine haarsträubende | |
Kampagne herausgekommen. | |
Wenn das eigentliche Zielpublikum einer Kampagne nicht symbolisiert werden | |
kann, geht man in der Werbewirtschaft gerne über (vermeintliche) | |
Identifikationsfiguren. Lionel Messi, als bester Fußballer der Welt, gibt | |
ein gutes Role-Model für einen Fußballschuh ab. Wie verhält es sich bei | |
einer öffentlichen Bibliothek? Deutlich schwieriger, hier gibt es | |
eigentlich kein Produkt zu verkaufen. | |
Die ZLB hat sich nun dazu entschieden, für ihre [2][mäßig erfolgreiche | |
Petition] zum Umzug der Standorte am Blücherplatz in Kreuzberg und in der | |
Breiten Straße in Mitte mit diverser Berliner Kulturprominenz zu werben. | |
Raul Krauthausen, Marc-Uwe Kling, Maren Kroymann und viele andere sind im | |
Standort am Blücherplatz auf Plakaten vertreten. Unter dem Motto „ZLB in | |
die Friedrichstraße“ präsentieren sie vermeintlich unausräumbare Gründe, | |
weshalb der Umzug unbedingt notwendig ist. Unter dem Claim der | |
„Jahrhundertchance“ ging es wohl nicht. | |
Da ist Marc-Uwe Kling, der fragt „Gibt es etwas, das besser ins Herz der | |
Stadt passt als eine Bibliothek?“ | |
## Werbung mit NS-Bezug | |
Merkwürdig, dass hier die zentrale Lage des neuen Standortes so überbetont | |
wird. Die bisherigen Standorte in Kreuzberg und Mitte liegen bereits sehr | |
zentral. Ersterer direkt am U-Bahnhof Hallesches Tor mit drei U-Bahn-Linien | |
und zwei zentralen Busverbindungen ebenso gut angebunden, zum Mehringdamm | |
und der Gneisenaustraße auch noch fußläufig. In Mitte immerhin auf der | |
Fischerinsel, mit zwei Buslinien vor der Tür auf der Rückseite der | |
Museumsinsel. Einen Bus gibt es auf der Friedrichstraße nicht. | |
Apropos Anfahrt: Ironischerweise war es genau jene schwarz-rote Regierung, | |
die das [3][Fahrradstraßen-Pilotprojekt] unmittelbar vor der ehemaligen | |
Galeries Lafayette beendet hat. Im Umkehrschluss heißt das: mehr Autos und | |
eine unsicherere Anreise, insbesondere für Kinder und | |
mobil-beeinträchtigte. | |
Den Höhepunkt der Kampagne setzt aber Schauspieler Ben Becker. Er lässt | |
sich zitieren: „Einst haben wir in Mitte Bücher verbrannt, heute sollten | |
wir sie ebendort wertschätzen.“ Wer ist wir? Die Besucher*innen der | |
ZLB? | |
In Kreuzberg handelt es sich mit der Amerika-Gedenkbibliothek um eine | |
historische Schenkung der amerikanischen Besatzungsmacht, die der Berliner | |
Bevölkerung damit den Weg in die Demokratie erleichtern wollte. Ein | |
NS-Bezug als werbliches Argument verbietet sich. Insbesondere in dieser | |
Flapsigkeit. | |
2 Oct 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Debatte-um-Zentral--und-Landesbibliothek/!6020967 | |
[2] https://www.zlb.de/unterschreiben/ | |
[3] /Flaniermeile-Friedrichstrasse/!5974743 | |
## AUTOREN | |
Simon Bozic | |
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