| # taz.de -- Verkleidungstipps für Halloween-Partys: Akuter Horror | |
| > Die Halloween-Partys stehen an. Stellt sich die Frage, wie man sich in | |
| > diesen Zeiten am besten Verkleiden soll, um möglichst gruselig zu sein. | |
| Bild: Weniger ist mehr: überzeugend verkleidete Halloween-Figur an einer Stra�… | |
| „Auf eine Halloween-Party würde ich als Debattenkultur 2024 gehen“, sagt | |
| mein Mann und legt das Telefon beiseite. | |
| „Wie das?“, fragt der Freund und zieht die Schiebermütze tiefer. | |
| „Ein Overall vollgetackert mit ausgedruckten Social-Media-Posts und | |
| Zeitungsartikeln.“ | |
| „Ich mag die munteren Fratzen-Kürbisse, haben was Versöhnliches im Umgang | |
| mit dem akuten Horror des Weltgeschehens.“, sagt der andere Freund und | |
| zerhackt seine Avocado. | |
| „Integriert wurde der Spuk-Firlefanz hier wegen des Golfkriegs 91, da ist | |
| Karneval flachgefallen und die Faschingsindustrie wollte ihren Kram noch | |
| loswerden.“ | |
| „So unoriginell, dass immer ein Kapitalismus dahintersteckt.“ | |
| „Und dämonische Kriegstreiber.“ | |
| „Ich wüsste gar nicht als welcher Politiker ich mich zuerst verkleiden | |
| sollte“, sagt die Freundin. | |
| „Muss es denn unbedingt ein Mann sein?“ | |
| „Bei aller gutgemeinten Differenzierung: Männer sind statistisch schon hart | |
| verhaltensauffälliger.“ | |
| „Dann geh doch gleich als Glied!“, sagt der Freund und verschränkt | |
| beleidigt die Arme. | |
| „Nee“, sagt sie, „das ist echt zu trist, wenn, eher als Mitglied.“ | |
| „[1][AfD].“ | |
| „Und ich geh dann als: in Teilen rechtsradikal!“ | |
| „Wie soll das gehen?“ | |
| „Eben!“ | |
| „Ich geh direkt als Wahlkampf.“ | |
| „Zwei kämpfende Großfische?“ | |
| „Gibt’s ja nicht mehr.“ | |
| „Alles Parteien-Kleinklein.“ | |
| „Nicht stabil in der Sache.“ | |
| „Kann sich mit dem nächsten gesellschaftlichen Schub aber auch wieder | |
| ändern.“ | |
| „Kranke Zeiten.“ | |
| „Wie gewesen so genesen.“ | |
| „Je nach Social-Media-Pathologie.“ | |
| „Digitale Außenreize beim Nasepopeln sind die neue politische Bildung.“ | |
| „Und was ist mit [2][Klimakatastrophen] vor der Haustür?“ | |
| „Timelines und [3][Algorithmen] machen mehr Wind.“ | |
| „Ich würde als nicht notwendiger Cookie gehen.“ | |
| „Warum nicht gleich als notwendiger?“ | |
| „Stimmt, genauso gruselig.“ | |
| „Sind diese technischen Begriffe eigentlich Metaphern?“ | |
| „Wenn, dann poetisch unterirdisch.“ | |
| „Meint ihr, es wäre moralisch okay, als Nahostkonflikt zu gehen?“ | |
| „Ich glaub’, wie du es bei der Kostümierung auch drehst und wendest, am | |
| Ende findet’s keiner witzig.“ | |
| „Wahrscheinlich wirst du beschimpft, bespuckt und festgenommen.“ | |
| „Mindestens fotografiert.“ | |
| „An Halloween soll man doch aber temporär damit Spaß haben, was im Alltag | |
| eher Furcht einflößt, um die Sache punktuell mental zu zerstreuen.“ | |
| „[4][Halloween] ist doch bloß dafür da, dass Kinder in Unkultur und | |
| Aggression geschult werden.“ | |
| „Welche politische Ausrichtung?“ | |
| „Eher systemisch.“ | |
| „Wenn du mir nichts gibst, mach ich dich fertig.“ | |
| „Ich geh als Kulturbetrieb!“ | |
| „Süßer oder saurer?“ | |
| „Geh doch als Kunstwerk!“ | |
| „Eines, das Unruhe stiftet.“ | |
| „Ich geh als Beuys' Butter.“ | |
| „Das war bloß Fett! Und hatte was mit Schmerz zu tun.“ | |
| „So wie alles.“ | |
| „Zuallererst sollte man die bösen Geister in sich selbst vertreiben.“ | |
| „Stimmt, habe da neulich im Podcast gehört, dass man sonst alles vermischt, | |
| das politische Geschehen und allen Schrecken damit, dass man noch immer | |
| höllewütend auf seine Eltern ist.“ | |
| „Ich gehe als [5][Podcast]!“ | |
| „Schwierig als Look.“ | |
| „Verkleiden ist eigentlich nur Stress.“ | |
| „Dann geh’ als Authentizität.“ | |
| 16 Oct 2024 | |
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| Jasmin Ramadan | |
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