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# taz.de -- „Tatort“-Abschied von Dagmar Manzel: Ein langweiliges Finale in…
> Zwei Tote, zwei Familien, eine Kettenreaktion – der „Tatort“-Film
> „Trotzdem“ bleibt dennoch farblos. Schauspielerin Dagmar Manzel hat mehr
> verdient.
Bild: Letzter Einsatz für Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) und Felix Voss (Fab…
Offenbar dachte sich in der ARD irgendjemand: So, der Herbst ist da,
stimmen wir alle mal ein auf klamme Nebelkälte, Totensonntag und all die
anderen Highlights. Die Programmplanung wirkt jedenfalls so. Die
Sonntagabendkrimisaison hat eben erst angefangen, schon gibt’s den zweiten
Abschied.
Vergangenen Sonntag [1][letzter Fall mit dem Frankfurt-Main-Team Margarita
Broich und Wolfram Koch als Ermittlungsduo Janneke/Brix], inklusive
einschlägigem kollegialem Beistand von Matthias Brandt (sein Ausstieg beim
Münchner „Polizeiruf“ schmerzt auch sechs Jahre später noch).
Diese Woche nun also das Finale mit Dagmar Manzel als Hauptkommissarin
Paula Ringelhahn in Franken, und damit wir das auch genau verstehen, summt
Barry McGuire gleich zu Beginn im Hintergrund: „We’re on the eve of
destruction“.
„Trotzdem“ heißt diese zehnte Folge mit dem Mordkommissions-Team Ringelhahn
und Voss (Fabian Hinrichs), Drehbuch und Regie hat dieses Mal, wie auch
schon bei der Premiere damals, Max Färberböck übernommen.
## Die Hoffnung verpufft fix
„Trotzdem“ passt als Motto ganz gut. Sagen wir so: Selbst wenn man diesen
Film zweimal anschaut, bleibt er so farblos, wie die kommenden Monate um
uns herum werden, wie jedes Jahr. Die leise Hoffnung, bei der Wiederholung
zu verstehen, worum es geht, verpufft fix.
Es gibt zwei Tote, eine Kettenreaktion, die zwei Familien mit sich zieht.
Der erste: Junger Mann bringt sich um, im Gefängnis wegen eines Mordes vor
drei Jahren – nur dass seine beiden Schwestern, das ganze Umfeld immer
sagen: Er war’s nicht. Direkt danach liegt ein anderer junger Mann tot auf
der Straße.
Das und alles, was danach kommt, sind seltsame Versionen von Rache oder
Trauerbewältigung. Mittendrin die beiden Schwestern des einen Toten, die
Familie des anderen Toten, ein Vater mit Knastjugendvergangenheit, aber mit
schickem Haus, zweitem Sohn, schöner Frau (Ursina Lardi), das ganze Pipapo.
Dieser ganze Trumm ist mit so viel Larifari erzählt, dass dieser Film vor
allem eines ist: irre langweilig. Dagmar Manzel hat wirklich was anderes
verdient.
## Alles nur Theater
Da bleibt nur: ein „Trotzdem“ finden. Ein paar Funken entdecken, irgendwas,
das leuchtet. Einer ist Florian Karlheim, als Freund einer der beiden
Schwestern dabei. Und neben Manzel der Einzige, der Färberböcks stocksteife
Sätze in zimmertemperaturwarme Butter verwandelt – sein Muckibudentyp lebt.
Alle anderen wirken, als stünden sie auf einer Theaterbühne.
Man könnte hier einen kleinen Theaterexkurs einbauen, weil neben [2][den
Bühnenfixsternen Hinrichs], Manzel und Lardi auch Maja Beckmann dabei ist,
2021 Schauspielerin des Jahres, Schwester von Lina Beckmann, dieses Jahr
zur Schauspielerin des Jahres gekürt und im Rostocker „Polizeiruf“ an der
Seite von Anneke Kim Sarnau die Nachfolgerin und Schwester von Bukow
(Charly Hübner), aber das führte hier wirklich zu weit.
Der andere Funken ist Manzel. Und die Art und Weise, wie sie geht. Ohne
Tamtam. Stattdessen steht sie in der großen Stille des Kommissariats und
singt a cappella „Sound of Silence“ von Simon & Garfunkel. Auf der
Heimfahrt fragt Voss: „Wofür, liebe Paula, soll das gut sein?“, das ganze
Böse in der Welt. Sie: „Der liebe Gott hat den ganzen Dreck erfunden, damit
wir das, was schön ist, mehr schätzen.“
Und dann steigt sie aus dem Auto, klopft noch mal aufs Autodach und
verschwindet lächelnd im Hauseingang. So geht’s halt auch. Trotzdem.
Franken-„Tatort“: „Trotzdem“, So. 6.10., 20:15, ARD
6 Oct 2024
## LINKS
[1] /ARD-Tatort-in-Frankfurt/!6036562
[2] /Fabian-Hinrichs-inszeniert-in-Berlin/!5927339
## AUTOREN
Anne Haeming
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